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GESCHICHTE

Not

DER

ALTKIRCHLICHEN LITTERATUR.

VON

OTTO BARDENHEWER,

DOKTOR DER THEOLOGIE UND DER PHILOSOPHIE, PROFESSOR DER THEOLOGIE AN DER

UNIVERSITÄT MÜNCHEN.

ERSTER BAND.

VOM AUSGANGE DES APOSTOLISCHEN ZEITALTERS
BIS ZUM ENDE DES ZWEITEN JAHRHUNDERTS.

FREIBURG IM BREISGAU.

HERDERSCHE VERLAGSHANDLUN G.

1902.

ZWEIGNIEDERLASSUNGEN IN WIEN, STRASSBURG, MÜNCHEN UND ST. LOUIS, MO.

Imprimatur.

Friburgi Brisgoriae, die 12. Novembris 1901.

THOMAS, Archiepps.

Alle Rechte vorbehalten.

Buchdruckerei der Herderschen Verlagshandlung in Freibur

Vorwort.

Eine ausführlichere Patrologie oder altkirchliche Litteraturgeschichte haben zuletzt Fefsler und Nirschl veröffentlicht. Dafs ein neuer Versuch am Platze sei, wird von keiner Seite bestritten werden. Wohl aber mag es der Rechtfertigung bedürfen, dass ich an einen solchen Versuch Hand zu legen wagte, und ein offenes Bekenntnis der leitenden und treibenden Gedanken wird am ehesten im stande sein, die Kritiker zu nachsichtiger Milde zu stimmen. Was mich drängte, war eine bis in die Tage des Studenten zurückreichende besondere Verehrung und Hochschätzung der grofsen Väter der Vorzeit; was die Segel schwellte, war die Wahrnehmung, dafs die litterarische Hinterlassenschaft dieser Väter mehr und mehr in den Vordergrund der theologischen Forschungsarbeit der Gegenwart getreten ist; was Sturm und Wetter standhielt, ja sogar Trotz bot, war die Hoffnung, dazu beitragen zu können, dafs das Interesse für patristische Studien in katholischen Kreisen noch etwas weiter und tiefer greife. Die Patrologie ist auch, und wenn ich recht sehe, ist sie in ganz ausnehmend hohem Grade ein Forschungsgebiet, welches nach katholischen Arbeitern schreit, weil es, wie Bischof v. Keppler sagte 1, so recht zum Fideikommifs unserer Kirche gehört“. Oder welche Kirche ist es denn, deren Väter diese „Kirchenväter" sind und bleiben? Und wie diese Väter den urkundlichen Beweis dafür erbringen, dafs schon die älteste Christenheit katholisch dachte und katholisch fühlte, so ist es hinwiederum das katholische Traditionsprinzip, welches den Schlüssel zum Verständnis dieser Väter bietet. Es ist eben eine und dieselbe Wahrheit, welche, aus unendlichen

1 In seiner Rede auf der Generalversammlung der Görres-Gesellschaft zu Ravensburg am 16. August 1899; s. den Jahresbericht der Görres-Gesellschaft für 1899, Köln 1900, S. 11.

Bardenhewer, Gesch. der altkirchl. Litteratur. I.

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Tiefen hervorgebrochen, durch die Schriften der Väter flutet und in der Lehre der Kirche weiterrauscht.

Der folgende Versuch fufst also auf denselben prinzipiellen Voraussetzungen, an welche auch Fefsler und Nirschl anknüpften, insbesondere auf der Überzeugung von der Kontinuität der Glaubensüberlieferung und der Apostolizität der Kirchenlehre. Der Titel Patrologie ist nur deshalb nicht beibehalten worden, weil unter diesem Titel bereits ein kleineres Buch aus der Feder des Verfassers in Umlauf ist1, von welchem das gröfsere Werk sich auch dem Namen nach unterscheiden sollte. Indem aber das letztere den Namen altkirchliche Litteraturgeschichte wählt, giebt es sich selbst sofort als eine Patrologie zu erkennen, insofern die Patrologie nie etwas anderes hat sein wollen als eine Geschichte der theologischen Litteratur des Altertums, welche sich zu der Lehre der Kirche bekennt.

Damit tritt mein Versuch in einen scharfen Gegensatz zu einer Reihe von sachlich oder stofflich nahe verwandten Werken, wie sie in jüngster Zeit von protestantisch-rationalistischer Seite, in Deutschland von Harnack und Krüger, herausgegeben worden sind. „Geschichte der altchristlichen Litteratur" betitelt, aber auf die drei ersten Jahrhunderte sich beschränkend, wollen diese Werke die einschlägigen Litteraturdenkmäler nach rein litterarischen Gesichtspunkten, ohne Rücksicht auf ihre kirchliche oder theologische Stellung und Bedeutung, beleuchten und würdigen. Die Verfasser gehen von der Voraussetzung aus, dafs die Unterscheidung zwischen kirchlicher und nichtkirchlicher Litteratur unberechtigt sei, dafs die etwa gegen Ende des 2. Jahrhunderts entstandene sog. katholische Kirche das ganz natürliche Endergebnis eines heifsen Ringens sehr disparater Mächte darstelle und dafs die fernere Geschichte dieser Kirche und namentlich auch der Lehre dieser Kirche sich als eine Kette der fundamentalsten Umwälzungen erweise. So eng deshalb diese Werke ihrem Gegenstande nach mit den Bearbeitungen der Patrologie bezw. den ersten Abschnitten derselben sich berühren, so verschieden und widersprechend, weil von entgegengesetzten Prämissen getragen, gestaltet sich der Ton und die Farbe der Darstellung im allgemeinen und die Beurteilung der Lehranschauungen der einzelnen Schriftsteller im besondern.

Von dem angedeuteten Standpunkte aus gedenke ich in sechs Bänden ein Bild unseres heutigen Wissens um die kirchliche Litteratur

10. Bardenhewer, Patrologie. Freiburg i. Br. 1894; 2. Aufl. 1901.

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