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uz.

Sie giebt Zufriedenheit; und ein zufriednes Herz,
Fühlt seine Freuden ganz, und halb nur seinen Schmerz.

Doch zürnet blinder Wahn, daß Menschen sich vers
gnügen?

Er höre die Natur: kann die Natur betrügen?
Sie beut uns reine Lust in vollen Bechern dar,
Und wir versagen uns, was uns bestimmet war?
Denn sieh zum Himmel auf! bald funkeln tausend

Sterne,

Zum Dienst der Mitternacht, in jener blauen Ferne;
Bald, wann der junge Tag durch graue Schatten bricht,
Lacht holdes Morgenroth und Titans güldnes Licht.
Das Jahr verändert sich, verändert unsre Freuden,
Wann Gras und Blumen jeßt, der Erde Schooß be
kleiden,

Jht Saat, ist mildes Obst ihr schönes Haupt bekrångt,
Sie hat verschiednen Puß; und Lust für alle Zeiten;
An ihr ist alles Reiz: wir sehn auf allen Seiten
Die fette Flur geziert mit angenehmen Grün,
Die Berge prächtig stehn, die niedern Thåler blühn;
Und fröhliches Gewühl auf Heerdenvollen Matten,
Gebüsche voll Gesangs und stiller Wälder Schatten,
Hier See, dort felsigt Land, und aus dem dunkeln
Hain

Die Quellen murmelnd fliehn, und endlich Flüsse sein.

Ist alles nicht für uns, was wir so reizend finden?
Wir treten in die Welt mit Sinnen, zu empfinden.
Du weißt, wann frischer West die Sommertage kühlt,
Mit welcher Wollust ihn die heiße Wange fühlt.
Was dachte die Natur, uns einen Leib zu bilden,
Den bunter Nelken Glanz in lachenden Gefilden,
Und ihr gewürzter Hauch, der Nachtigallen Schlag,
Der Pfirsich saftig Fleisch, empfindlich reizen mag?
Ist sie's, die unsern Leib mit junger Schönheit schmi
cket,

Und uns ein Auge giebt, das dieser Schmuck entzücket.
Das für die Grazien nicht blind, gleich Thieren, ist,
Und fröhlich glänzend sieht, was Liebe feurig küßt?

Mer

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Wer sichte und zweifelt noch, ob sie vergnügen wollte?
Verband sie nicht mit Lust, was uns erhalten sollte?
Die Speise, die uns nåhrt, ergött auch unsern Mund:
Bewegung, die vergnügt, erhält den Leib gesund.

Die Kunst schafft neue Lust: mit zauberischen Far:
ben

Erweckt sie, was einst war, und Menschen, welche stars
ben:

Ein leblos. Erzt beseelt ihr schöpfrisch kühner Arm:
Sie locket Harmonie aus dem gestrichnen Darm.
Der Kenner schweigt entzückt, wann ihm die Musen
singen;

Noch süßer muß dem Freund des Freundes Rede klingen,
Wie lieblich ist für uns der Wahrheit Unterricht,
Und wann die Tugend laut in unsrer Seele spricht!
Soll angebotne Luft aus hundert Quellen fließen,
Und uns verboten sein, fie freudig zu genießen?
Nicht, weil der Schöpfer will, allein durch unsre
Schuld,

Herrscht mürrischer Verdruß und Gram, und Ungeduld

Darf dein ermüdet Ohr ich mit Gesichten quålen
So soll, was Mirza sah, die Muse dir erzählen.
Es lieben, wie du weißt, die Musen unsrer Zeit
Des Orients. Geschmack und sein geblumtes Kleid.
Bekümmert und vertieft in forschenden Gedanken,
Sah Mirza das Geschöpf mit seinem Schöpfer zanken,
Den Menschen elend sein; und schwarzer Sorgen Heer
Stieg wolkicht vor ihm auf, wie Staub am rothen
Meer.

Die Fichten rauschten wild um seine dunkle Höhle,
Und lispelnd nåhrt' ein Bach die Schwermuth seiner
Seele.

Des Unmuths trübes Glas verkürzte sein Gesicht,
Als eine Stimme rief: sieh auf und richte nicht!
Er sah ein luftig Thal, das, mit Gebüsch umschlossen,
Ein Garten Gottes war, wo Bäche silbern flossen.
Balsamischer Geruch durchstrich den kleinen Raum,
Und unter Cedern gieng ein Mensch im tiefen Traum.

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uz.

Die Lilje buhlt umsonst nach seinen starren Blicken;
Die süße Feige sprach: tritt her, dich zu erquicken.
Umsonst er sah sie nicht, er sah nur in den Sand,
Nach einem schnöden Kies, der glänzt und schnell vers
schwand.

Er kam zum Rosenstrauch; die raschen Finger brachen
Begierig Rosen ab, und ihre Dornen stachen.

Er sah durch hohes Gras die bunte Schlange fliehn:
Muthwillig kroch er nach, und sie verwunder' ihn.
Wehklagend schrie der Mensch: ach! wår ich nie gebos
ren!

Hat eine ganze Welt sich wider mich verschworen?
O Aufenthalt der Qual! — Halt ein! was zürnest du,
Wenn du dich elend machst? rief ihm die Stimme zu.
Du, den die Freude sucht, fliehst, was du suchen solltest,
und könntest glücklich sein, wenn du vernünftig wolltest:
Genieße deines Glücks! Die Kunst sich zu erfreun
Ift für den Sterblichen, die Kunst beglückt zu
sein.

Dusch.

Dusch.

(Erft zu Anfange dieses Jahrs verlor Deutschland dies fen in mehrern Gattungen, vorzüglich aber in der didaktischen, sehr glücklichen Dichter, den Justizrath und Professor Joi hann Jakob Dusch, geb. 1727. Auch er verband mit vies ler Reichhaltigkeit der Gedanken einen sehr gefälligen und angenehmen Vortrag, viel Abwechselung des poetischen Schmucks, ohne Prunk und Ueberladung, und einen sehr ges läuterten Geschmack. Den philosophischen Ernst und metaphysischen Gang seiner Lehrgedichte verstand er durch gefäl lige Dichtungen und Digressionen sehr wirksam aufzuheitern. Von seinem größern Lehrgedichte, die wissenschaften, in zwei Büchern, wird im folgenden Bande eine Probe vorkoms men. Hier nur eine Stelle aus einem seiner drei Versuche, deren erster die Zuverläßigkeit der Vernunft, der zweite ihre Schwächen in den üppigen Erfindungen, und der dritte ihre Schwächen in unnügen Untersuchungen zum Inhalte hat.)

Aus dem ersten Versuche: Von der Zuverläßigkeit der Vernunft.

Dusch

Der göttliche Verstand, im Denken unumschränkt,
Unendlich reich an Licht, vermag, so eft er denkt,
Im allerkleinsten Keim der einzelnen Ideen.
Den ganzen Inbegriff der Wahrheit durchzusehen.
Schränkt, was unendlich war, in enge Grånzen

ein,

Schwächt ihre Deutlichkeit; was bleibt, wird endlich

sein.

So wohnt er Geistern bei, auf Nothdurft einges
schränket,

Denkt richtig, wenn er nur in dieser Sphåre denket;
In diesem engen Kreis liegt Unbetrüglichkeit,

In ihm ist Licht genug, doch draußen Dunkelheit.

Fragt

Dusch.

Fragt ihr, woher der Streit unzählicher Pars
theien,

Wenn jeder widerspricht, und alle Wahrheit schreien?
Was jener niederreißt, stellt dieser wieder her,
Und stirbt für sein System den Tod der Martyrer. *)
Der will, daß Gott mit ihm die Schöpfung über-

lege,

Verwirst der Sterne Gang, und tennet beßre
Wege: **)

Der glaubt vom Ungefähr die Welt hervorgebracht;
Und der braucht beide nicht; er hat sie selbst gemacht:
Ein Anderer läßt indeß, dem Schöpfer beizustehen,
Die Sterne, die er schuf, nach seinen Wirbeln
drehen.

Entschuldigt die Vernunft, wenn sich ein Mensch
vergißt,

Er irret, weil er vergaß, daß er nicht Schöpfer ist:
Weil er den Kreis verließ, der seinen Geist um:
schränket:

Der irrt außerhalb, der drinnen richtig denket.
Als wahr verausgesetzt, was jeder festgestellt,
It wohl kein Narr so dumm, er schaft uns eine
Welt. ***)

Auf Muthmaßung geschüßt, willst du Gewißheit finden

,,Allein ich schloß doch recht!" nur nicht aus festen
Gründen.

Sei so geübt du willst, die Folgen auszuziehn,
Biet allen Lehrern Troh, vom Lock bis zum Corvin;

Und

) Chaque opinion, eft affez forte pour fe faire épouser au prix de la vie, sagt Montagne.

**) Alphonsus, König von Caftilien.

***) Shaftesbury fagt von den neuern philofophischen Sek fen: They are all Archimedes's in their way, and can make a world upon easier terms than he offerd to move one, The Moralifts, a Rhapfody. P. L.

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