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Zum Schlummer eingewiegt, den keine Sorge störte, von Cronegt.
Wenn ich auf das Geräusch des nahen Baches hörte ?
Der Baum, um den ich oft zur Zeit der stillen Nacht
Dryaden tanzen sah, in blendend weißer Tracht?
Er ist es! Ja! ich kann in seinen treuen Rinden
Noch ist den Ueberreft von Chloens Namen finden.
Nun schließt mich das Geräusch der Stadt von neuem
ein:

Ich such umsonst die Ruh; nie kann ich einsam sein.
Nie bin ich vor der Welt und ihrer Müh verborgen:
Bis in mein Schlafgemach verfolgen mich die Sorgen.
Die Thoren stören mich; mich quålt ohn Unterlaß
Bald ihre Freundlichkeit, bald wiederum ihr Haß.
Der Dichtkunst Glut verlöscht; nur diese Zeit ist meinè,
In der ich unbemerkt bei spåtem Lampen-Scheine,
Wenn alles um mich schläft, entfernt von jedermann,
Nachdenken und in mir mich selbsten finden kann;
Von der Zerstreuung frei, die oft den Geist bestricket,
Und fast ihn überredt, als wår er nun beglücket,
Doch niemals überzeugt: Ein Glück, das selten still,
Uns erst alsdann entflieht, wenn man es fühlen will!
Hier seh ich lächelnd nun des Lebens bunte Scenen,
Neumodische Virgils, altfrånkische Måcenen,
Gelehrte, die sehr oft sich selbsten nicht verstehn,
Tartüffen, die voll Zorns die stille Tugend schmähn,
Geschminkter Schönen Reiz, die unsre Våter kannten;
Und, wie man mir gesagt, schon damals Schönen

nannten.

Kurz, Hochmuth, Hoffnung, Glück, der Thoren gani zen Wahn,

Des Lebens ganze Müh, seh ich gelassen an.

Das Glück mag immerhin den Weisen unterdrücken: Wer edel fühlt und denkt, kann, stets sich selbst beglüs cken.

Der Thoren Siegsgeschrèi vetäubt zwar sein Gehör:
Doch nur umsonst; wer zagt ist schon kein Weiser
mehr:

Der Himmel sorgt für uns; die Thoren mögen siegen:
Nie schmeckt ein niedrigs Herz ein wirkliches Vergnüs

gen:

O Weisi

yon Cronegt Weisheit, lehre mich vergnügt und einsam sein!
O
ONächte, schließet mich mit heilgen Schatten ein!
Verbergt mich vor der Welt, die nie Verdienste

fennet,

Den Weisen stolz verhöhnt und Gecken artig nennet.
Hier, wo der stille Heerd bei spåter Nachtzeit glimmt,
Kommt oft die Muse selbst, die meine Leier stimmt.
O! Jünglingspricht sie sanft; ich seh die kocken wals
lent,

Und auf den weißen Hals in braunen Zirkeln fallen:
Ihr Blick erhöht mein Herz! begeistert hör ich schon
Ihr Lied, noch eh sie singt; der Silberstimme Ton
Schafft Ruh in meiner Brust — O Jüngling, welche
Klagen

Erniedrigen dein Herz! Es geht nach trüben Tagen
Ein heitrer Festtag auf; der Winde zornig Heer
Empört nicht immerdar das ungestüme Meer.
Das Schicksal wird nicht stets die Tugend unterdrücken:
Ihr blöden Sterbliche, nennt Strafen oft Beglücken.
Hirkan wird reich; sein Geiz wird das, was ihn bes
straft:

Serpil wird arm und groß; denn er wird tugendhaft.
O lerne wahres Glück vom falschen Schimmer trens

nen!

O lern, bevor du klagst, erst Glück und Unglück tens
nen!

Ihr Dichter klaget stets und schimpft auf Deutschlands
Reich:

Es fehlt euch kein Måcen; ein Sylla fehlet euch.
„Ach wenn ein deutsches Lied der Fürsten Ohr ergößte,
„Wenn Dresden, Wien und Prag, vernünftge Dichs.
ter schäßte!"

So. würde Deutschland bald von Stümpern übers
schwemmt,

Die noch anißt die Furcht, verhöhnt zu werden, hemmt!

Crispin, der Moden Sklav, der jeder Thorheit frdhs

net,

Der ist mit dummen Stolz der Dichtkunst Macht vers

höhnet,

Der

Der reimte

Wår er dann nicht schlimmer, als zus von Cronegt.

vor!

Ein Thor, der wißig thut, ist stets der årgste Thor.
Ein ungezogner Scherz verdrängte die Gedanken;
Und eine Legion von Hunolds und von Hanken
Bestürmte den Parnaß. Die Vorsicht ist gerecht;
Wenn man ihm gut bezahlt, schreibt stets ein Dichter
schlecht.

O Jüngling, fahre fort, und folge meinen Lehren!
Laß dich der Stümper Neid, der Thoren Hohn nicht
storen!

Schreib, aber mit Bedacht, geh nach der alten Spur:
Empfindung sei dein Witz, und deine Kunst Natur.
Ein Herz, das edel denkt, laß jedes Wort beseelen;
Du magst den leichten Reim verwerfen oder wählen.
Genau, doch ohne Zwang, nicht ångstlich, aber rein,
Stark, nie fanatisch kühn, laß deinen Ausdruck sein.
Doch nicht im Ausdruck bloß, in feurigen Ideen,
In ungezwungner Pracht läßt sich der Dichter sehen.
Karmin und spanisch Weiß mag Phrynens Reiz ers
höhn:

Ein wirklich schönes Kind bleibt ohne Schminke schön.
Nur der, der nie die Glut, die Dichter macht, erfahs
ren,

Puht, künftelt an sein'm Werk, wie Stußer an den Haas

ren.

Nicht immer Kunst und Fleiß ists, was die Nachwelt rührt:

Correge, dessen Hand die Grazien geführt,

Kann oft nachläßig schön, mit meisterhaften Zügen Mehr als die feine Müh des Ban der Werff vergnús gen.

Ein Dichter, mehr an Kunst als an Erfindung reich,

1 Schreibt wie Bassan gemahlt und bleibt sich immer
gleich',

Und mahler nichts als sich. Ein andrer zeichnet kräftig
Doch alles, was er mahlt, ist steif und allzuheftig."
Ein großer Criticus kann oft als Dichter klein,
Gelehrt wie Golzius, und steif wie Floris sein.

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pon Cronegt. Folg der Natur; Nein! der, aus

nicht der, die uns Ostade mahlet:
welcher Blick Verstand und Hoheit
strahlet.

Der hohe Raphael folgt erstlich fremder Spur:
Zu traurig wird sein Bild; drauf folgt er der Natur;
Bald übertraf er fie. O lern aus seinen Bildern
Frei, stark, doch ohne Zwang, Natur und Sitten schils

dern.

Dieß alles ist nicht gnug: nicht durch den Witz allein,
Auch durch sein Leben muß ein Dichter lehrreich sein.
Lern von den Dichtern Roms dich glücklich kühn erhes

ben;

Lern, wie man schreiben soll: von Weisen lerne leben.
Sei weise! Dieses ist der Menschheit erste Pflicht.
Wer durch sein Beispiel schadt, der nußt durch Lehren

nicht,

Beschau des Pöbels Wahn, der stets die Dichter schmås het:

Was hilft die Wissenschaft, die nicht das Herz erhöhet?
Die Tugend sei dein Ruhm, o Freund, nicht jeder
tann

Ein großer Autor sein; nein! sei ein großer Mann!
Dieß kann ein jeder sein, den wahre Tugend schmücket,
Dieß kann mein Held nicht sein, vor dem die Welt sich
; bucket,

Wenn er bei seinem Glück der Menschheit Zweck vers
gißt,

Und Herr der ganzen Welt, im Herzen knechtisch ist.
Sei wirklich groß: dann mag ein Schwarm ergrimmter
Richter

Die stille Weisheit schmähn, und mich und meinen Dichs

ter:

Ich will dich schüßen, ich! wer ist es, der dich schmåht?
Ein Volk, das schleunig stirbt, und wenn es stirbt, vers
geht..

Es höhnt dich Chdrilus; wenn dich die Enkel lesen,
Denkt niemand mehr daran, daß Chirilus gewesen.
Wer wahre Tugend liebt, o Freund, der stirbt nicht

ganz.

Der Name Gellerts strahlt mit ungeborgtem Glanz:

Wenn

Wenn unsrer - Nachwelt Wiß, die ihn mit Ehrfurchtyon Croneg

nennet,

Den Namen *) einst bloß als ein Schimpfwort kens

-

net.

Wirst du dein kühnes Lied nie süßen Lastern weihn,
Und leben wie du schreibst, nie Thoren Weihrauch
ftreun,

Und wåren sie gekrönt; dann geb ich dir die Leier,
Die mir Apoll vertraut; dann hauch ich dir das Feuer,
Das Dichter ewig macht und Klopstock fühlet, ein;
Dann will ich selbst dein Grab mit Rosen überstreun.
Der Wandrer soll es einst mit stillem Schauer ehren:
Dort soll man bei der Nacht die Nymphen åchzen hös

ren.

Jedoch, wenn auch die Welt dich und dein Lied vergißt,
Freund! der fühlt nichts mehr, der schon vermodert

ift.

Nicht alle waren groß, die wir aus Irrthum preisen:
So kennt die Nachwelt auch nicht alle wahre Weisen.
Für einen Weisen selbst ist dieser Wunsch zu klein:
Er kennt sich; gnug! er kann sich selbst die Nachwelt.

fein.

Was ist die Nachweit auch?› Sie wird von euch gebos ren;

Sie gleichet euch gewiß: Und ihr, was seid ihr? Tho:

ren.

Ihr Sterbliche, seid stolz, weil ihr euch selbst nicht
fennt,

Und eine neue Art der Thorheit Weisheit nennt.
Der Himmel weiß es nur, was man nach eurem Tode
Für eine Thorheit liebt. Hanns Sachs ist nicht mehr
Mode:

Er war es und wer weiß, ob nicht in künftger Zeit
Ein Criticus noch kömmt, der dem auch Weihrauch
streut?

Kein Zeitpunkt war so dumm, so volk von Dunkelheiten,
In dem man nicht geschrien: Iht sind die güldnen Zei:

ten;

Jht find wir Deutschen groß; wir habens weit gebracht!
Ja, ja, so fein hat wohl die Vorwelt nicht gedacht.

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*) vielleicht Gottsched.

Der

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