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Bas forgst du, ob dein Ruhm die halbe Welt durchs, Gellert.

strich?

Dein Freund, dein Weib, dein Haus sind Welt genug

für dich.

Such sie durch Sorgfalt dir, durch Liebe zu verbinden,
Und du wirst Ehr und Ruh in ihrer Liebe finden.
Ein jeder Freundschaftsdienst, ein jeder treuer Rath,
So klein die Welt ihn schäßt, ist eine große That.
Auch in der Dunkelheit giebts göttlich schöne Pflichten,
Und unbemerkt sie thun, heißt mehr, als Held, verrich

ten.

Ein Richter sieht in dir stets deiner Absicht zu, Lohnt, wenn du edel willst, dir mit geheimer Ruh. Du streitest wider dich; kaum ist der Sieg gelungen: So front sein Beifall schon das Herz, das sich bezwun

gen

Willst du dich an der Welt, an Lieb und Freundschaft
frèun,

Gern dffnet er dein Herz, und läßt die Freuden ein;
Er schårfet dein Gefühl; da lacht mit reichem Segen
Die prachtige Natur dem heitern Aug entgegen.
Wohin du gehst, geht auch sein stiller Beifall mit,
Und jeder Ort wird schön, den nur dein Fuß betritt.
Du schleichst durchs bunte Thal, streifst durch die grüné

Heide,

Und was du siehst, ist Lust, und was du fühlst ist

Freude.

Dein Aug erweitert sich, und mit ihm selbst dein

Geist;

Siehst, wie der stolze Baum, Gott, seinen Schöpfer

preist,

Siehst, wie durch Fruchtbarkeit die Saaten ihn verehs

ren,

Und des Berufs sich freun, die Menschen zu ernäh rén;

Siehst, wie das kleinste Gras, das dort in Demuth

steht,

Den mit verborgner Kunst, der es gemacht, erhöht ;

Ди

Gellert. Du siehst's, und wirst entzückt. Dir lacht die ganze

Fläche,

Dir weht der sanfte West, dir rauschen frohe Bäche,
Dir singt der Vögel Chor, dir springt zufriednes
Wild,

Und alles ist für dich mit Wollust angefüllt;

Und du an Unschuld reich, und sicher im Gewissen,
Triffst da viel Freuden an, wo Tausend sie vermissen.

Frei von des Neides Pein, frei von des Geizes

Last,

Strebft du nach Wenigem, und hast mehr, als du
hast,

Sieh stets auf deine Pflicht, oft auf dein kurzes Leben,
Nie ohne Freudigkeit auf den, der dirs gegeben.
Du siehst durch dessen Hand, der war, eh du gedacht,
Den Plan zu deinem Glück von Ewigkeit gemacht,
Den Plan zum Glück des Wurms, der ißt vor dir verz

schwindet,

Und Nahrung und ein Haus im kleinsten Sandkorn findet.

In deines Freundes Arm, an deiner Gattin

Brust,

Wird oft ein kleines Glück für dich die größte Lust.
Und kömmt ein Ungemach, (denk wer hat keins zu traz
gen?)

So ists doch schon ein Trost, es ihm und ihr zu klas

gen.

Du hörst, daß dich dein Feind zu lästern sich erkühnt.
Es schmerzt; doch Trost genug, du hast es nicht ver

dient.

Ein Unfall raubt dein Gut, ein Räuber hats entfüh

ret.

Es schmerzt; doch Glück genug, daß Gott die Welt re gieret,

Du fühlst ein ander Weh; du fühlst der Krankheit

Pein;

Doch Trost genug, nicht krank durch eigne Schuld zu

sein!

Dir raubt der Tod dein Weib, den Freund, den einzs Gellert.

gen Erben.

Es schmerzt; doch Trost genug, sie waren werth, zu ster:

ben.

So sei dein liebstes Gut ein frommes weises Herz.
Dieß mehre deine Lust, dieß mindre deinen Schmerz;
Dieß sei dein Stolz, dein Schaß, dein höchstes Ziel
auf Erden,

Sonst alles, nur nicht dieß, kann dir entrissen werden.
Zu wissen, ès sei dein, zu fühlen, daß du's hast,
Dieß Glück erkaufst du nicht um aller Hüter Last;
Und ohne dieses Herz, schmeck noch so viel Vergnügen,
Es ist ein Rausch, und bald, bald wird der Rausch ver:
fliegen.

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Gifete.

Gise ke

(Unter den poetischen Schriften dieses würdigen Dick ters und Kanzelredners, Nikolaus Dietrich Gieseke, (geb. 1724, geft. 1765;) die sein Freund, Hr. Hofr Gårtner, nach feinem Tode sammelte, befinden sich einige schẳßbare Lehrs gedichte, die den Gellertischen an die Seite zu sehen find. Außerdem ist auch von ihm das 1765 ohne seinen Namen zu Braunschweig gedruckte Gedicht, das Glück der Liebe, das äber mehr zur beschreibenden Gattung gehört.)

Anfang des Gedichts: Ueber den Einfluß des Geschmacks in das menschliche Leben.

An den Herrn von Hagedòrn.

Du weißt viel kräftiger, als einer unsrer Weisen,
Was Menschen glücklich macht, den Menschen anza:
preisen,

Du, dessen starkes Lied den aufmerksamen Geist
Durch alle Neigungen, als Sieger, mit sich reißt,
Und der Du Deinem Ruhm es nicht für Schande schås

Best,

Daß Du durch Deinen Scherz ein Kennerohr ergd;
Best!

Dem edlen Weisen gleich, den Du uns abgemahlt,
Hegst Du in Deiner Brust, was Dir kein Schaß bes
zahlt,

Ein Herz, das von dem Streit der Wünsche nicht ems
påret,

Allein der Menschenlieb' und Großmuth zugehöret,
Du bist so, wie Dein Vers, gefällig, lehrreich, frei,
und Deinem Freunde stets noch mehr, als nur ge

treu.

Sprich,

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Sprich, kann mich der Geschmack die wahre Größe

lehren?

Schon lange such ich ihn, und werd ihn ewig ehren. Ihm wollt ich meinen Lenz und meinen Sommer weihn,

In allem sollt er mir ein treuer Führer sein,

Mich lehren, wie man stets der Dinge Werth entschei;

det,

Und, was nicht seiner werth, in seiner Brust nicht leis det;

Wie man wahrhafte Lust, die Nachreu nie vergållt, Durch Wechsel schöner macht, durch Sparsamkeit ers hålt;

Wie man den schweren Weg zu edlen Herzen findet,
Und den, den man vergnügt, sich auch zugleich verbins
det.

Trau ich auch dem Geschmack mehr, als er leistet zu?
Lehr' es mich Hagedorn: denn wer kennt ihn wie Du?

Lern' ich vielleicht von ihm allein die Sylben zähe

len,

Den Sprachgebrauch verstehn, die rechten Reime wåhe

len?

Lern ich bloß, was der Stolz des Kritikus beschließt,
Ob in fünf Akten nur ein Schauspiel richtig ist?
Ob kühne Gleichnisse mein Trauerspiel erheben,
Und wie ich Oden soll die rechte Lange geben?
Wie viel, und was für Puß die Fabel sich erlaubt,
Und ob ihr nichts mehr fehlt, wenn sie der Leser

glaubt?

Doch, wenn ich mich einmal aus diesen Schranken

wage,

Wenn ich nach dem, was wahr, was recht und klug ist,

frage,

Wenn ich der Sitten Werth genau bestimmen will, Verläßt mich der Geschmack, und schweigt verräthrisch still?

Er lehret einen Geist, was schön ist schnell empfins

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