Bas forgst du, ob dein Ruhm die halbe Welt durchs, Gellert. strich? Dein Freund, dein Weib, dein Haus sind Welt genug für dich. Such sie durch Sorgfalt dir, durch Liebe zu verbinden, ten. Ein Richter sieht in dir stets deiner Absicht zu, Lohnt, wenn du edel willst, dir mit geheimer Ruh. Du streitest wider dich; kaum ist der Sieg gelungen: So front sein Beifall schon das Herz, das sich bezwun gen Willst du dich an der Welt, an Lieb und Freundschaft Gern dffnet er dein Herz, und läßt die Freuden ein; Heide, Und was du siehst, ist Lust, und was du fühlst ist Freude. Dein Aug erweitert sich, und mit ihm selbst dein Geist; Siehst, wie der stolze Baum, Gott, seinen Schöpfer preist, Siehst, wie durch Fruchtbarkeit die Saaten ihn verehs ren, Und des Berufs sich freun, die Menschen zu ernäh rén; Siehst, wie das kleinste Gras, das dort in Demuth steht, Den mit verborgner Kunst, der es gemacht, erhöht ; Ди Gellert. Du siehst's, und wirst entzückt. Dir lacht die ganze Fläche, Dir weht der sanfte West, dir rauschen frohe Bäche, Und alles ist für dich mit Wollust angefüllt; Und du an Unschuld reich, und sicher im Gewissen, Frei von des Neides Pein, frei von des Geizes Last, Strebft du nach Wenigem, und hast mehr, als du Sieh stets auf deine Pflicht, oft auf dein kurzes Leben, schwindet, Und Nahrung und ein Haus im kleinsten Sandkorn findet. In deines Freundes Arm, an deiner Gattin Brust, Wird oft ein kleines Glück für dich die größte Lust. So ists doch schon ein Trost, es ihm und ihr zu klas gen. Du hörst, daß dich dein Feind zu lästern sich erkühnt. dient. Ein Unfall raubt dein Gut, ein Räuber hats entfüh ret. Es schmerzt; doch Glück genug, daß Gott die Welt re gieret, Du fühlst ein ander Weh; du fühlst der Krankheit Pein; Doch Trost genug, nicht krank durch eigne Schuld zu sein! Dir raubt der Tod dein Weib, den Freund, den einzs Gellert. gen Erben. Es schmerzt; doch Trost genug, sie waren werth, zu ster: ben. So sei dein liebstes Gut ein frommes weises Herz. Sonst alles, nur nicht dieß, kann dir entrissen werden. Gifete. Gise ke (Unter den poetischen Schriften dieses würdigen Dick ters und Kanzelredners, Nikolaus Dietrich Gieseke, (geb. 1724, geft. 1765;) die sein Freund, Hr. Hofr Gårtner, nach feinem Tode sammelte, befinden sich einige schẳßbare Lehrs gedichte, die den Gellertischen an die Seite zu sehen find. Außerdem ist auch von ihm das 1765 ohne seinen Namen zu Braunschweig gedruckte Gedicht, das Glück der Liebe, das äber mehr zur beschreibenden Gattung gehört.) Anfang des Gedichts: Ueber den Einfluß des Geschmacks in das menschliche Leben. An den Herrn von Hagedòrn. Du weißt viel kräftiger, als einer unsrer Weisen, Du, dessen starkes Lied den aufmerksamen Geist Best, Daß Du durch Deinen Scherz ein Kennerohr ergd; Dem edlen Weisen gleich, den Du uns abgemahlt, Ein Herz, das von dem Streit der Wünsche nicht ems Allein der Menschenlieb' und Großmuth zugehöret, treu. Sprich, 1 Sprich, kann mich der Geschmack die wahre Größe lehren? Schon lange such ich ihn, und werd ihn ewig ehren. Ihm wollt ich meinen Lenz und meinen Sommer weihn, In allem sollt er mir ein treuer Führer sein, Mich lehren, wie man stets der Dinge Werth entschei; det, Und, was nicht seiner werth, in seiner Brust nicht leis det; Wie man wahrhafte Lust, die Nachreu nie vergållt, Durch Wechsel schöner macht, durch Sparsamkeit ers hålt; Wie man den schweren Weg zu edlen Herzen findet, Trau ich auch dem Geschmack mehr, als er leistet zu? Lern' ich vielleicht von ihm allein die Sylben zähe len, Den Sprachgebrauch verstehn, die rechten Reime wåhe len? Lern ich bloß, was der Stolz des Kritikus beschließt, glaubt? Doch, wenn ich mich einmal aus diesen Schranken wage, Wenn ich nach dem, was wahr, was recht und klug ist, frage, Wenn ich der Sitten Werth genau bestimmen will, Verläßt mich der Geschmack, und schweigt verräthrisch still? Er lehret einen Geist, was schön ist schnell empfins |