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Zernitz,

Die Zeit, für Menschen groß, ist dennoch oft zu klein,
Als daß sie könnt ein Ziel der ewgen Liebe sein.
Gott, der unendlich ist, dem alle Schranken weichen,
Wie soll denn nicht sein Zweck auch seinem Wesen glei
chen?

In ihm ruht ja der Quell, wo Weisheit ewig fließt,
Wie hemmte die die Zeit, daß sie sich nicht ergießt?
Gott zeigte durch die Welt uns seine Macht und Stärke,
Soll die unkenntbar sein nach dem zerbrochnen Werke?
Und da du hier, o Gott, voll Langmuth und Geduld,
Der Thoren Wig erträgst, und Spötter deiner Huld,
Wie sollten die nicht einst, wenn dein Zorn wird ents
brennen,

Gnad und Gerechtigkeit in weifer Straf erkennen?
Ja, Heiliger, dieß glaubt ein Weiser dir zum Ruhme!
Die Welt, dein Werk ist nicht des Todes Eigenthum.
Aus Liebe hast du sie einst wollen zubereiten,

Und deine Lieb ist hier ein Vorspiel künftger Zeiten.
Der Tod, der unsern Leib mit Fäulniß einst durchdringt,
Macht daß der edlre Theil, der Geist, sich höher
schwingt.

So wie vom Saamkorn die Staude sich erhebt,
Wird auch zuerst der Mensch im dunkeln Stand belebt,
Er teimt in der Geburt, wächst durch die Lebenszeit,
Und seiner Blüte Frucht ist die Unsterblichkeit:
Der Leib sinkt der Natur, bei seines Zweckes Ende,
Verwelkt, um fernern Brauch, in die geraumen Hånde,
Ja wenn denn endlich auch nach Gottes weißem Schluß,
Das prächtge Weltgebaud in Nichts sich stürzen muß:
Wenn nicht zum Mittelpunkt die Schwere mehr wird
dringen,

Wenn Sonnen nicht mehr sind, sich Erden nicht meht
schwingen;

O! so verklärt doch dann des alten Raumes Nacht,
Gott, deiner Weisheit Glanz mit neuer Lieb und Macht.
Vielleicht wird in dem Raum, wo Welten gehn verloren,
Den Geistern eine Welt im Himmel auserkohren.

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(Immer noch steht dieser in so manchem Betracht eins sige Mann an der Spiße. unsrer Lehrdichter; an Wohllaut und Anmuth des Vortrages schon oft übertroffen, aber an Gedankenfülle, Gedrungenheit und Eindringlichkeit nie ganz erreicht. Ueber den ganzen Plan des so herrlichen Gedichts, über den Ursprung des Uebels, und die Schönheiten in dessen, Ausführung, vergleiche man Dusch's Briefe, Th. II. #. A. Br. XXIII.)

Ueber den Ursprung des Uebels
Zweites Buch.

Im Anfang jener Zeit, die Gott allein, beginnet,
Die ewig ohne Quell und unversiegen rinnet,
Gefiel Gott eine Welt, wo, nach der Weisheit Rath
Die Allmacht und die Huld auf ihren Schauplaß tratų
Verschiedner Welten Riß lag vor ihm ausgebreitet,
und alle Möglichkeit war ihm zur Wahl bereitet:
Allein die Weisheit gieng auf die Vollkommenheit;
Der Welten trefflichste erhielt die Würklichkeit.
Befruchtet mit der Kraft des wesenreichen Wortes.
Gebärt das alte Nichts; den Raum des öden Ortes
Erfüllt verschiedener Zeug, den regende Gewalt
Erliefet, trennet, mischt, und sammlet in Gestalt.
Das Dichte zog sich an, das Licht und Feuer ronnen,
Es nahmen ihren Plaß die neugebornen Sonnen,
Die Welten wälzten sich, und zeichneten ihr Gleiß,
Stets flüchtig, stets gesenkt, in den befohlnen Kreiß,
Gott sah und fand es gut; allein das stumme Dichte,
Hat kein Gefühl von Gott, noch Theil an seinem
Lichte.

Ein Wesen fehlte noch, dem Gott sich zeigen kann;
Gott bließ, und ein Begriff nahm Kraft und Wefen

an.

von Haller

von Haller., Se ward die Geisterwelt verschiedener Macht und Ehre, Vertheilt, nach Stufenart, die unzåhlbaren Heere, Die, ungleich satt von Glanz des mitgetheilten Lichts, In langer Ordnung stehn von Gott zum dden Nichts. Nach der verschiedenen Reth von fühlenden Gemüs thern

Bertheilte Gott den Trieb nach angemeßnen Gütern:
Der Art Vollkommenheit ward als zum Ziel gesteckt,
Wo aller Geister Wunsch aus eignem Zuge zweckt:
Doch hielt den Willen nur das zarte Band der Liebe,
So daß zur Abart selbst das Thor geöffnet bliebe,
Und nie der Sinn so sehr zum Guten sich bewegt,
Daß nicht sein erster Wink die Wagschal überschlägt.
Denn Gott liebt keinen Zwang. Die Welt mit ihren

Mångeln

Ist besser, als ein Reich von willenlosen Engeln.
Gott hålt für ungethan, was man gezwungen thut,
Der Tugend Uebung selbst wird durch die Wahl erst

gut.

Gott sah von Anfang wohl, wohin die Freiheit führet,
Daß ein Geschöpf sich leicht bei eignem Licht verlieret,
Und ein gemes'ner Geist nicht stets die Kette findt,
Die den besondern Saß an den gemeinen bindt.
Der Güter åchter Preis ist allzuschwer zu sehen.
Von zweien Streitigen, wer kann den Vorzug schi
ben?

Wer ists, der allemal der Neigung Stufe mißt,
Wo nur das Mittel gut, sonst alles Laster ist?
Kein endlich Wesen kennt das Mitsein aller Sachen,
Und die Allwissenheit kann erst unfehlbar machen.
Gott sah dieß alles wohl; und doch schuf er die Welt!
Kann etwas weiser sein, als das was Gott gefällt?
Gott, der im Reich der Welt sich selber zeigen wollte,
Sah, daß, wenn alles nur aus Vorschrift handeln
fellte,

Die Welt ein Uhrwert wird, von fremdem Trieb, be
seelt,

Und keine Tugend blieb, wo Macht zum Laster fehlt.
Gott wollte, daß wir ihn aus Kenntniß sollten lieben,
Und nicht aus blinder Kraft von ungewählten Trieben.

Er gönnte dem Geschöpf den unschäßbaren Ruhm,
Aus. Wahl ihm hold zu sein, und nicht aus Eigen:

thum.

Der Thaten Unterschied wird durch den Zwang geho:

ben;

Wir loben Gott nicht mehr, wann er uns zwingt zu lo:
ben.

Gerechtigkeit und Huld, der Gottheit Arme, ruhn,
So bald Gott alles wirkt und wir nichts selber thun.
Drum überließ auch Gott die Geister ihrem Willen,
Und dem Zusammenhang, woraus die Thaten quillen;
Doch so, daß seine Hand der Welten Steur behielt,
Und der Natur ihr Rad muß stehn, wann er befiehlt.
So kamen in die Welt die neuerschaffnen Geister,
Vollkommenes Geschdpf von dem vollkommnen Meis
fter;

In ihnen ward noch nichts, dás nicht zum Guten trieb;
Kein Zug der an die Stirn nicht ihren Ursprung
schrieb,

Ein Jedes Einzle war in seiner Art pollkommen;
Dem war wohl mehr verliehn, doch jenem nichts be:

nommen.

Der einen Wesen ward vom Jrdischen befreit;
Sie blieben näher Hott an Art und Herrlichkeit.
Euch kennt kein Sterblicher, ihr himmlischen Naturen,
Von eurer Trefflichkeit sind in uns wenig Spuren;
Nur dieses wissen wir, daß über uns erhöht,

Ihr auf dem ersten Plas der Reih der Wesen steht,
Bielleicht empfangen wir, bei trüber Dämmerung Klars
heit

Nur durch fünf Oeffnungen den schwachen Strahl der
Wahrheit,

Da ihr bei vollem Tag das heitere Gemüth

Durch tausend Pforten füllt, und alles an euch sieht.
Daß, wie das Licht für uns erst wird mit unsern Aus

gen

Ihr tausend Wesen kennt, die wir zu sehn nicht taus

gen;

Und wie sich unser Aug' am Kleid der Dinge stößt,
Bor eurem scharfen Blick sich die Natur entblößt,

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von Haller.,

von Haller. Vielleicht findt auch bei uns der Eindruck der Begriffe
Im allzuseichten Sinn nicht gnug Gehalt und Tiefe;
Da bei euch alles hafft, und, sicher vor der Zeit,
Sich die lebhafte Spur, so oft ihr wünscht, verneut.
Vielleicht, wie unser Geist, gesperrt in enge Schrans
ten,

Nicht Platz genug enthält zugleich für zwei Gedanken,
In euch der offne Sinn des Vielen fähig ist,
und den zu breiten Raum tein einzler Eindruck mißt.
Doch unser Wissen ist hierüber nur Vermuthen;
Genug der Engel Sinn war ausgerüßtt zum Guten,
Ihr Trieb zur Tugend war so stark als ihr Berstand,
Sie sehnten sich nach Gott als ihrem Vaterland,
Und ewiglich bemüht mit Loben und Verehren,
War all ihr Wunsch, ihr Licht zu Gottes Ruhm zu
mehren.

Fern unter ihnen hat das sterbliche Geschlecht,
Im Himmel und im Nichts sein doppelt Bürgerrecht;
Aus ungleich festem Stoff hat Gott es auserlesen,
Halb zu der Ewigkeit, halb aber zum Verwesen,
Zweideutig Mittelding von Engeln und vom Vieh!
Es überlebt sich selbst, es stirbt, und stirbęt nie.

Auch wir sind gut gewest. Der Welt beglückte Jus

gend

Sah nichts, so weit sie war, als Seligkeit und Tu
gend;

Auch in uns prägte Gott sein majestätisch Bild;
Er schuf uns etwas mehr, als Herren vom Gewild.
Er legte tief in uns zwei unterschiedene Triebe,
Die Liebe für sich selöst, und seines Nächsten Liebe.

Die eine, niedriger, doch damals ohne Schuld
Ist der fruchtbare Quell von Arbeit und Geduld:
Sie schwingt den Geist empor, sie lehrt die Ehre kens
nen,

Sie zünd't das Feuer an, womit die Helden brennen,
Und führt im steilen Pfad, wo Tugend Dornen streut,
Den weltvergeßnen Sinn, nach der Vollkommenheit;

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