Die Weisheit nehm' ich aus, die Noth und Tod zers
Wer diese Kunst nicht kann, der kann gar keine nicht.
Noch hab' ich nie gesagt von Epicurus Söhnen, Der rauhen Art, die Gott und Menschen pflegt zu höhe
Und schäßet ihren Bauch für Gott und für ihr Gut; Demselben opfert sie den Wein, der Erden Blut, Und lebet so dahin, als dürfte sie nicht sterben, Und stirbt, als sei hernach kein Leben mehr zu erben: Sie denkt nicht einmal dran, daß ihre Schwelgerei Der bloßen Dürftigkeit und Krankheit Mutter sei.
Was klaget doch so sehr des Volkes Lenz, die Jus gend,
Der Tag verlaufe sich, und sei zu kurz zur Tugend? Sie selbst fleugt vor der Zeit, und nicht die Zeit vor thr. Was schiebest du viel auf? dein Heute das ist hier, Nicht lebe Morgen erst! Du mußt das wilde Fressen, Den Wein, der Venus Milch, die Venus auch vergess fen,
Zu leben nach Gebühr. Was deine Gurgel heißt, Worauf ein Bauersmann und Schiffer sich befleißt, Was See und Ucker trågt, das wiro gezeugt zum Les
Und bringt das Leben um: willst du dem Leibe geben, So frage die Natur. Man soll, daß uns der Wein Nicht Schaden bringen mag, ihm selber schädlich sein, Und Bach darunter thun. Die Vollheit lehret hassen, Entdeckt, was dunkel ist, pflegt Argwohn auszulassen, Und alles was nicht taugt: sie schärft die schndde Brunst, Die Liebe, welche nichts von einer Himmels Gunst, Vom besten Guten weiß. Dann wohnet solchen Dins gen
Auch etwas gutes bei, die bösen Ausschlag bringen? Die Liebe sucht in Müh und Arbeit ihre Ruh, Im Schmerzen ihre Lust, schleußt dessen Herze zu Der ihr die Augen gönnt, heißt Knechte nach den Frauen, Den Edlen nach der Magd, den Greis nach Jungen schauen, 3
Befchönt, was greulich ist; sie wird in Angst begehrt, In Hoffnung fortgepflanzt, in Furchtsamkeit gewehrt, und Ekel folgt ihr nach: Die Röthe, dieses Blicken, Der Schweiß, das Herzénweh, dieß auf und nieder schi cken,
Der Seufzer, zeiget ja, daß ihre beste Frucht Ein wahres Stücke sei der rechten schweren Sucht.
O'Gut, o böses Gut, was kannst du denen geben, Die deine Folger sind, und dir zu Dienste leben! Du Wolluft, wann du mir zu schauen haft gebracht Die Furche, die ein Schiff auf wilder See gemacht, Und eines Adlers Flug; so will ich dir auch finden Den Weg, auf welchem du gewohnt bist zu verschwin den,
Und nimmst mit dir dahin die Blüte von der Zeit, Für welche du nichts giebst, als Armuth, Schmach und Leid.
Komm mit mir, wenn du kannst; ich will dir etwas
Darnach du nicht erst darfst bis in Peru hin reisen, Wo solches Werkzeug wächst, darauf dein Volk sich fleißt.
Komm mit mit an den Ort, der Wielgut ist und heißt, In unserm Schlesien, dem ist nicht reichen Lande, Das dennoch Vielgut hat; schau' an dem kleinen Strande
Der Weide, dessen Ruh, der seinen Sinn gefeßt Auf etwas, das den Leib und Sinn zugleich ergößt.
(Von Christian Friedrich Zerniß, geb. 1717, geftorb. $745, hat man einige Lehrgedichte von nicht gemeinem Werth. Sie verrathen einen zum tiefen Denken aufgelegten Geist, ein lebhaftes dichterisches Gefühl, und einen gebildeten Ges schmack für Wahl und Stärke des Ausdrucks; nur fehlt dies fem legtern die gefällige Harmonie, wodurch die Eindrücke des Lehrgedichts so sehr verstärkt werden. In diese erste Klasse gehören seine Gedanken von den Endzwecken der Welt, woraus folgende Stelle entlehnt ist. Sie stehen in Hrn. Schmidt's Anthologie der Deutschen, Th. 1. S. 45 ff. Sein Versuch in moralischen und Schäfergedichtent erschien gleichfalls erst nach seinem Tode, Hamb. 1748. 8.)
Aus dem Gedichte: Von den Endzwecken der Welt:
Der Anfang einer Welt ist Gott nur offenbar, und Usser bleibt vielleicht noch weit vom Schöpfungst jahr.
So viel erkennen wir, wenn, tief in Erdengründen Wir noch das Bett des Meers bedeckt mit Muscheln finden,
Wenn auf gebliebnem Sand der weggewichnen Flut Jest Letten, Erde, Thon, in festen Lagen ruht, Und die Natur nie springt, zu Zwecken zu gelangen: Daß ihr zu diesem Bau geraume Zeit vergangen. Wenn nun Gott, eh die Dau'r der Welt zu Endè läuft,
Unzählge Kreatur mit Wohlthun überhäuft,
Wenn zeitlich Gnügen ist dem Liebeszweck geschehen, Und endlich eine Welt, schon ait zum Untergehen, Nach seiner Weisheit Rath ins Nichts zurück gesturit; Was spricht der Mensch: hat Gott der Welten Glück
Zernitz. Ist jedem Menschen nicht ein weises Ziel gegeben? Der Erden Alter war ein Ziel für aller Leben.
Man hålt hier thōricht Gott zum Zorn tein Unrecht vor,
Denn er verkehrt in Nichts, was er aus Nichts erkohr. Kein Unterschied wird ihm zur Zweckes, Aendrung gels
Her welkt ein Erdenschwamm und dort vergehen
Inzwischen strahle gleich in uns kein heitres Licht Von künftger Straf und Lohn, und war die, Hoffnung nicht,
In kluger Menschen Brust den Wilden selbst gegeben, Daß wir nach unserm Tod beglückter sollen leben: Sa wår, so wie der Leib verfällt in Asch und Staub, Des Menschen Edelstes, der Geist, der Zeiten Raub: So, daß in jenen: Reich der furchtbar dunkeln Stillen Uns nichts mehr übrig wår' von dem Verstand und Willen:
Wie? oder wenn der Mensch einst schlief in jenem Stand',
Wo er sich unbewußt vor der Geburt befand:
Wie? oder wenn vom Sein der Geißt müßt' ewig scheis den:
Die Liebe könnte doch in Gott nicht Abbruch leiden. Denn trennte sich in Nichts der Einschränkungen Band, So hört das Uebel auf, das uns dadurch entstand; Und da sich Glück und Noth auf Vorstellungen grúns ben,
So hörte beides auf, würd' einst der Geist verschwinden. Dort wird uns durch den Schmuck der Welt nicht Lust erweckt,
Doch auch das Innre nicht vom schnellen Bliß ers schreckt.
Gesundheit wäre nicht, doch auch nicht Gliederplagen, Nicht Reichthum; auch nicht Furcht; nicht Scherze; auch nicht Klagen.
Die Wahrheit gåbe dort nicht Weisen Seligkeit, Das Vorurtheil nicht Müh, nicht Fleiß der Säße Streit.
Dort herrschte kein Beweis, auch kein gebietend Spre
Nicht Stärke des Verstands, und auch nicht seichte Schwächen,
Modurch ein Thor entdeckt, daß aller Dinge Reih Nur schlecht, das Gute klein und Böses größer sei: Wodurch unmirklich Leid er sich erschafft und mehret, Das schöne Bild der Welt verfälscht und sich verkehret: Wodurch er sich beklagt, daß ihm kein Glücke blüh Und Gott zum Sündigen Vergnügen ihm verlieh. Ja, welcher Sterblicher ist mit der Welt zufrieden? Wår sein gewünschtes Glück ihm nicht in Nichts beschies
Doch, ewig Heiliger, was einst der Mensch wird sein, Sein Schicksal nach dem Tod, das sieht er hier nicht ein.
Gewohnet an Begriff von hier erkannten Dingen, Seht er dort ein Geheul und dort der Engel Singen. Des blinden Persers Wahn, was ihm scheint offenbart, Baut Höll und Himmel sich nach seiner Landesart. Der Meßkünstler, vergnügt vom unfehlbaren Wissen, Glaubt einst die Welt zu sehen in ihren ewgen Rissen. Der Metaphysiker, der leicht den Sinn betrügt, Sieht dorten wie die Meng' der Monaden sich fügt; Und der Poet vermeint sich prächtig auszudrücken, Wenn er den Himmel kann mit Glanz und Lichte schmu cfen.
=Allein wie weit hierin man Recht hat, oder irrt, Zeigt sich, wenn unser Thun Gott einst belohnen wird. Genug, man lebe hier in Hoffnung ohne Kranken; Die Ewigkeit wird uns ein selges Glücke schenken. Denn, o Gott, deine Huld und deiner Thaten Preis Bleibt, daß der Geist nicht stirbt, der kräftigste Beweis! Es ist was in uns denkt von uns noch nicht ergründet. Ob es dereinsten schläft, wie oder gar verschwindet, Dieß hat noch nicht zu fest der stärkste Schluß vereint, Wenn man den Grund allein im Geist zu finden meint. Die Ursach liegt vielmehr in Gottes Sein verborgen, Warum wer hier entschläft doch hofft des Lebens Mors
« הקודםהמשך » |