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Opitz. Mehr, was das oben sei, aus welchem wir genoms

men,

Und wiederum darein nach diesem Leben kommen:

Ja Gott, den niemand tent, und fein gemeiner

Sinn

Kann faffen, der kömmt selbst in uns, und wir in ihn.
Wir sehen, wie der Leib des Menschen muß verderben,
Der Leib, das mindste Theil; die Seele kann nicht ster.

ben:

Bir sehn, wie man dieß wird, ein anders nicht bes steht,

Und wenn noch eines tömmt, auch nachmals dieß vers
geht.

Die also auf den Lauf der Welt recht Achtung geben,
Erlernen der Natur hie angemessen leben,

Sie bauen auf den Schein des schndden Wesens nicht,
Das beides nur die Zeit gebieret und zerbricht.

Sie werden durch den Wahn, der wie ein Blinder ir:
ret,

Im Fall er die Vernunft will meistern, nicht verwirret;
Sie wissen allen Fall des Lebens zu bestehn,

Und können unverzagt dem Tod' entgegen gehn.
Das wollt ich gleichfalls thun, und meines Geistes
Kräften

Versuchen allezeit mit müssigen Geschäften;

Ich liesse nicht vorbei so viel man Künste weiß,
Und was man hålt für schwer, erstieg' ich durch den
Fleiß.

Der Länder Untergang, der alten Völker Sitten,
Ihr Essen, ihre Tracht, wie seltsam sie gestritten,
Wo dieß und das geschehn, ja aller Zeiten Stand
Bon Anbeginn der Welt macht' ich mir ganz bekannt.
So würd' ich meine Vers wohl auch nicht lassen liegen;
Gar bald mit Mantua bis an die Wolken fliegen;
Bald mit dem Pindarus; Nasonis Elegie,
Doch zu voraus genannt, als meine Poesie,

Und unser Deutsches auch, darinnen ich vorweis

len

Von Venus, ihrem Sohn' und seinen füßen Pfeilen

Nicht sonder Fortgang schrieb; ist aber nun mein
Sinn

Um etwas reifer ist, auch höher kommen bin.

O! liebes Baterland, wann werd ich in dir leben? Bann wirst du meine Freund' und mich mir wieder ge ben?

Ich schwinge mich schon fort; gehab' anißt dich wohl,
Du altes Dacia, ich will, wohin ich soll.

Und Ihr, Herr Lisabon, bleibt, der Ihr seid gewesen,
Mein werther lieber Freund: das was hier wird geles
fen,

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Wie schlecht es immer ist, soll fünftig doch allein
Bezeugen meine Treu, wenn nichts von uns wird sein.

Opitz.

Aus

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Aus dem Gedichte, Vielgut.

Es ist ein größer Lob, daß gute Leute fragen,
Warum nicht, als warum dir was wird aufgetragen.
Was kümmert Cato sich, daß etwa ein Vatin,
Ein Narr, hoch oben siht? ich bleibe wer ich bin,
Wann ich zu Fuße geh' und Struma prächtig fähret,
Der zwar so viel nicht kann, doch aber mehr verzehret.
Dann einer, der nicht weiß, als nur verständig sein.
Du Stock, die ganze Stadt, die kennet deinen
Schein;

Kreuch in ein Lowenfell, so reden doch die Ohren;
Durch Hoheit wird der Stand des Herzens nicht vers
loren:

Die Aehre beuget sich, worinnen Körner sind,

Die aufrecht steht, ist Spreu, und fleuget in den
Wind.

Zwar köstlich heißt es wohl, ein Theil der Welt res

gieren,

Herr vieler Herren sein, das Schwerdt und Zepter fühs
ren,

Besißen Gut und Blut; doch ist hier minder Ruh
Als auf der wilden See, die grimmig ab und zu
Mit ihren Wellen jagt, und nie vermag zu stehen.
In einem großen Hof, wo tausend Leute gehen,
zu suchen Gnad' und Recht; da schleichen auch hinein
Gefahr, Betrug und List: es führt der große Schein
Viel Schatten hinter sich. Die auf dem Throne sizen
In voller Herrlichkeit, und also häufig schwißen,
Was meinst du, daß es sei? Der Sommer thut es
nicht,

Die Sonne fann nicht hin: was aus der Stirne
bricht,

Ist Arbeit und Beschwer. So viel hier Leute dienen,
Sind ihnen mehrentheils zu Dienste selbst erschienen;
Sie ehren nur die Macht des Fürsten, und nicht ihn,
Und wann sein Glücke fällt: so gehn sie auch dahin.

Opitz.

Ift ferner dieß so gut, ein starkes Lob erlangen, Bekannt sein weit und breit, mit großem Titel prans

gen

Der kaum tann auf den Brief; der edlen Ahnen Zahl
Zerstümmelt und zerhackt um einen ganzen Saal
Mit Wappen und Panier in ihrer Ordnung weisen?
Ich ehre deinen Stand: doch soll ich dich auch preisen,
So lebe ritterlich, und laß mich unverlacht,

Ob du gleich edel bist geboren, ich gemacht.

Wann schon ein gutes Pferd aus Barbarei nicht koms men,

Wann seine Schlacht *) schon nicht von Napels ist ges
nommen,

Das sonst nur edel ist, und erstlich trifft das Ziel,
Es habe gleich sein Gras gefressen, wo es will:
So kriegt es doch den Preis. Die Bilder, die hier
stehen,

Von welcher wegen du pflegst oben an zu gehen,
Die rufen auf dich her, und schauen, was du thust:
Folg' ihrer Tugend nach, hast du zum Lobe Lust.

Die Schönheit wird es sein, die gut genennt kann
werden,

Dann alles Schön ist gut: das Schöne, was der Erden
Allhier nichts schuldig ist, was alles schöne macht,
Was Titans Haus besternt, was goldner Blumen
Pracht

Auf Feld und Wiesen sezt, und Wald auf grüne Hügel,
Was Brunnen Quelle giebt und Vögeln ihre Flügel
Und alles uns verleiht was schönes an uns ist,

Daßelb' ist schön und gut. Wer dieses nicht erkiest,
Nicht gut von ihm lernt sein, der will mit etwas prans
gen,

Das keiner Hoffart werth. Die rosenrothen Wangen,
Der liljenweiße Hals, die Augen, dieser Mund
Sind eine schöne Wand, ein Haus, das seinen Grund
Von innen haben muß. An Cedern, an Cypressen,
Am Lorbeerbaume zwar ist keine Zier vergessen,
Die Früchte desto mehr; ein wohl gemahltes Weib,
Das nichts zu zeigen weiß, als seinen zarten Leib,

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Ist ein gemeiner Raub, dem Mann' ein theures Prans

gen,

Den Eltern eine Schmach, den Fremden ein Verlans

gen,

Der andern Frauen Neid, ein schöner Koth und Wuft,
Ein Opfer und Altar der öffentlichen Lust,

Und was du haben willst. Gestalt pflegt auszutreten,
Und ist ihr Kupler selbst; die keiner hat gebeten,
Die bleibt am meisten keusch. Es weiß die ganze Welt,
Daß reiner Wille sich mit Schönheit kaum gesellt,
Mit Schönheit, welcher Stahl und grimmes Feuer
weichet,

Doch die nicht minder bald zerrinnet und verbleichet,
Wie eine Blume thut, die mit dem Tage steht,
Und wann der Abend kömmt, mit ihm auch untergeht.

Viel suchen großen Ruhm, und meinen zu beklei:

ben

Durch Lob, das nimmer stirbt, mit lesen und mit schreis
ben,

Und sehen dieß doch nicht in ihren Büchern an,
Daß einer, welcher Lob und Ruhm verachten kann,
Sei über alles Lob. Was willst du dich bemühen,
Mensch, der Sterblichkeit des Menschen zu entflies
hen,

Wann du die Menschen fleugst, machst doch im Leben
dir,

Aus deinem Haus' ein Grab, und dichtest für und für
Auf Bücher, an den Main zur Messe fort zu senden,
Da kluge Thorheit wird von so viel tausend Hånden
Durch Land und See geschleppt? bedenke, daß die
Welt

Noch einen weitern Raum als Deutschland in sich hält,
Und Holland auch darzu. Vermeinst du, daß dein

Wesen

Madrit, Paris und Rom, pflegt sonderlich zu lesen,
Da mehr Gehirne wächst? Drückt an Quinsai Bach
Des Landes China Volk dir deine Träume nach?
Kennt Nilus deine Hand? sei sicher, dieses Schlachten,
Das teiner Völker schont, wird deiner Kunst nicht ach

ten;

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