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Eh' als er Audienz (Verhdr ist viel zu schlecht)
Zuwege bringen kann, und ungerechtes Recht.
Da pralet einer her mit großen weiten Schritten,

Opitz.

Der, wann ein guter Mann ihn hat um was zu bits

ten,

Der besser ist als er, und viel mehr weiß und kann,
So siehet er ihn kaum halb über Ächsel an,

Und fertigt ihn kahl ab. Bald trifft sich eine Stunde,
Wann niemand drauf gedenkt, so geht er selbst zu
Grunde

Und seine Pracht mit ihm; es pflegt nur so zu gehn,
Man muß hier, wie es tommt, bald liegen, und bald
Frehn.

Noch blåhen sie sich auf, und dürfen sich erheben,
Als jeder, gebe Gott, müßt ihrer Gnade leben,
Verbringen mit Banket und Spielen ihre Zeit,
Und mangelt ihnen nichts äls blos die Frömmigkeit.
Das weiß ein Feldmann nicht, und was die Ståbte
haben,

Da der ein Weib ihm freit, ein andrer låst begraben;
Der läuft, der weint, der lacht, die meisten suchen
Geld,

Und wann es funden ist: so muß es in die Welt.
Da sieht man eine Frau, die ihren Mann zu schonen,
Der ohne dieß schwach ist, den Knechten pflegt zu lohs

nen,

Und giebt umsonst hinweg das, was ihr dennoch bleibt;
Und was man weiter noch in solchen Dertern treibt,
Da List, da Hurerei, da Schwören, Schelten, Flui
chen

Gemeine Sachen sind, da nichts ist, als Besuchen,
Als tiefe Reverenz, die nicht von Herzen kömmt;
Da einer dem sein Gut, und der dem andern nimmt.
Das weiß ein Feldmann nicht. Die grausame Trom:

pete

Noch auch der Trommelschall jagt ihn nicht aus dem

Bette,

Wie er noch halb voll Schlaf muß auf die Wälle gehn,
Aus seines Weibes Schooß, und in der Rüstung

stehn.

"

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Er schwebt nicht auf der See, da Himmel, Wind und
Bellen

Ein armes schwaches Schiff fast stürzen zu der Höllen,
lind stoßen an den Grund; er ehrt den Herren nicht,
Der oftmals wenig hålt, und dennoch viel verspricht:
Sein Thun ist schlecht und recht, man sieht ihn niemand
neiden,

Noch an des Nächsten Noth die falschen Augen weiden;
Nicht wünschen, was ihm fehlt, ist seine ganze Lust,
Lebt außer Fürcht und Trost, und ist ihm wohl bewust.
Er liebt das grûne Feld vor allen andern Sachen,
Kann in der freien Luft sich etwas größer machen,
Und faßt ihm frischen Muth. Da gehen seine Küh',
Mit Låmmern untermengt, ins Gras bis an die Knie.
Der schwarze Schäfer steht bei einer hohen Linden,
Gelehnet auf den Stab, und schneidet in die Rinden
Der Liebsten Namen ein, bald schwingt er in die Höh
Ein treues Hirtenlied von seiner Galathee.
Nicht allzuweit davon da sieht er seine Stuten
Vor Geilheit lustig sein, und nagen an den Ruthen.
Dann geht er ferner auch zu seinen Bienen hin,
Schaut, wie zwei grimme Heer' oft an einander ziehn,
Und um des Nachbars Klee sich bei den Stöcken zans

ten,

Die voller Honig sind: führt nachmals seine Ranken
und junge Reben auf. Indessen kömmt sein Weib,
Die nicht nach Bisam riecht, und ihren schnöden Leib,
Wie falscher Waar' geschieht, vollauf an allen Enden
Hat prachtig ausgepußt; sie trågt in ihren Hånden,
Die grob durch Arbeit sind, von grünem Majoran
Und Rosen einen Kranz, und krönet ihren Mann.
Bald seßt sie sich mit ihm bei einem Walde nieder,
An dem ein schöner Quell mit Rauschen hin und wies

der

Fleust heller noch als Glas. Der leichten Vögel
Schaar

Springt auf den Aesten um, der grüne Specht, der
Staar

So ofte reden lernt. Die Nachtigall vor allen
Singt dem, der sie ernährt, und ihnen zu gefallen:

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Die Lerche schreit auch : dir, dir lieber Gott allein
Singt alle Welt, dir, dir, dir will ich dankbar sein.
Indessen schleicht der Schlaf, der Mittler aller Sachen,
Durch ihre Glieder ein, und wann sie dann erwachen,
Daß nun die Sonné faft zu Golde gehen soll,
So führet sie ihn heim, und seht den Tisch bald voll
Mit Speisen, die sein Hof und Landgut selber tråget;
Zwei Eier oder drei, die ißt erst sind geleget,
Die Henne selbst dazu, ein frisches Haselhuhn,
Nach dem die Bürger sonst die Finger lecken thun:
Ein Lamm, das heute noch lief neben seiner Mutter,
Den feisten Rahm der Milch, und quittengelbe Buts

ter

Und Kåse neben bei, wie Holland selbst kaum hat;
Auch Obst, das sonsten ist so theuer in der Stadt.
Dieß hat er, und noch mehr; ißt, was er kann vers
dauen,

Legt fein ihm selber vor, darf sich mit nichten scheuen,
Obgleich er auf den Tisch die Ellebogen stüßt,
Und nicht mit steifer Brust, wie eine Jungfrau, sißt.
Dann fasset er den Krug mit allen beiden Händen,
Trinkt seinen Firnewein, bis daß er aus den Lenden
Drauf Uthem holen muß: ist gånzlich unbedacht,
Daß nicht ein guter Freund ihm etwas beigebracht:
Der reiffende Merkur, und das, so jungen Pferden
An ihren Stirnen hångt wann sie geboren werden,
Das bleiche Wolfeskraut, und was vor Gift das Land
Bei unserm Pontus trägt, ist Dörfern unbekannt:
Dann macht der Wirth sich erst aus Müdigkeit zu
Bette;

Sie spinnt mit dem Gesind indessen in die Wette,
Und neßt die Finger wohl, bis sie auch allgemach
Das Haupt legt auf die Brust, und folgt dem Manne

nach;

Den sie, wie sehr er schnarcht, aus herzlichem Verlans

gen

Der keuschen Wollust küßt auf seine braune Wangen,
Und was zu folgen pflegt. Ist schon ihr Lager nicht
Verhangen mit Damast, und ob das Stroh gleich

Opig.

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Opitz. Durch ihren Unterpfühl, so ist es dennoch reine,
Darf keines Arztes Trank von Holze, das ich meine,
Und manchem rathen muß: da ist kein Zant noch
Neid,

Kein Argwohn, kein Betrug, und kein verdeckter
Eid.

So ruhen sie mit Lust, bis daß es ist will tagen,
Und auf den Hügeln sich der Morgenrdthe Wagen
Bon fernen sehen läßt, dann dehnen sie sich aus,
Und find zugleiche beid' auf Einen Sprung heraus.
O! sollte doch auch ich, nach solcher weiten Reise,
Und so viel Ungemach, bei euch sein gleicherweise,
Ihr Thaler, ihr Gebirg', ihr Brunnen, und du
Strand

Des Bobers, da man mich zum ersten auf der Hand
Herum getragen hat, wo die begraben lieget,
So mich zur Welt gebracht, und wo ich erstlich krieget
Dies schlechte, was ich weiß! Ich halte nichts auf
Geld,

Auf Ehre, die vergeht, und Gaukelei der Welt.
Mein Wunsch ist einig der, mit Ruh da wohnen kön
nen,

Wo meine Freunde sind, die gleichsam alle Sinnen
Durch starke Zauberei mir haben angethan,
So daß ich ihrer nicht vergessen will, noch kann.
Hier wollt' ich, was mir noch ist übrig von dem Leben,
Wie wenig es auch ist, mir und den Meinen geben;
Ein Feld, ein kleines Feld selbst bauen mit der Hand,
Dem Volke zwar nicht viel, doch selber mir bekannt.
Ich würde zu voraus die lange Zeit vertreiben,
Wie auch bisher geschehn, mit Lesen, und selbst Schreis
ben:

Verachten sicherlich, das was das blaue Feld

Des Meeres weit und breit in seinen Armen hålt;
Weil alles eitel ist, die Kräfte ausgenommen,

Die von den Sinnen nur und vom Gemüthe koms

men,

Das aller Eitelkeit, die der gemeine Mann

Für große Sachen hålt, getrost entsagen kann.

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Ich lernte täglich was aus meinem Leben nehmen,
So nicht darein gehört, und die Begierden zähmen,
Und fragte nichts darnach, ob einer, der sein Land
Aus Ehrgeiß übergiebt den Feinden in die Hand,
Und mit dem Eide spielt, mit sechsen prächtig führe,
Und, wenn er lüge schon, bei seinem Adel schwüre.
Kein Herr der sollte mich sehn bei dem Wagen gehn,
Und mit der Hofebursch vor seiner Tafel stehn.
Dem allen ab zu sein, wollt' ich mich ganz verhüllen
Mit tausend Bücher Schaar, und meinen Hunger stils

len

An dem, was von Athen bisher noch übrig bleibt,
Das was Aristons Sohn, ein Gott der Weisen
schreibt,

Was Stagirites sagt, Pythagoras verschweiget,
Homerus, unser Prinz, gleich mit den Fingern zeiget,
Und was der treffliche Plutarchus hat gewust,

Ja mehr, ganz Griechenland das wåre meine Luft.
Dann wollt' ich auch zu Rom, der Königin der Ers
den,

Was mein Latein belangt, mit Ehren Bürger wers

den:

Troß einem, der hierum mich führte vor den Rath,
Als wår' ich, wie gebührt, kein Glied nicht von der
Stadt.

Der große Cicero, Sallustius ingleichen,

Und Maro, würden mir die Hånde selber reichen ;
Auch Flakkus, der so wohl in seine Leier singt,

Daß der Thebaner Schwan kaum also schön erklingt,
Der reiche Seneka an Wiß und an Vermögen,
Der schlaue Tacitus, und was noch ist zugegen
Müßt allzeit um mich sein.

gehn,

Rom sollte zwar verk

Doch sieht man sie noch ißt in unsern Herzen stehn.
Wir lassen nichts hindan: die Ursach aller Dinge,
Woraus, von wem, und wie, ein jeglichs Thun ents
springe,

Warum die Erde steht, der Himmel wird gewandt,
Die Wolke Feuer giebt, ist sämtlich uns bes

Bannt.

Mehr,

Opitz.

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