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Michaelis., Erzog noch schlechter uns: wir, weit schon über ihn,
Was soll erst unser Kind, was unser Enkel ziehn ? *)
Ob unsre Kinder sich an uns ein Beispiel nehmen,
Und schon im sechsten Jahr des Christenthums sich schås

men:

Ihr Troß, der sich bereits den Lehrern furchtbar macht
Nicht endlich unser selbst, selbst der Geseze lacht;
Und einst das Vaterland, das sein Betrug entehrte,
Den Mann noch fühlen läßt, was ihm als Kind ge

hörte.

Ob Mädchen, die schon Rosts und W * *ds Lied ge: winnt,

Das, was sie wissen, thun, so bald sie mannbar sind;

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Doch wozu dieses ob? mit solchen Kleinigkeiten
Giebt sich kein Vater ab. Ein ob für unsre Zeiten
Ist: ob das liebe Kind die neusten Moden trågt,
Im Lomber was begreift, fein aufs Billard sich legt:
Sich in dem Müssiggang aus allen Kräften übet;
Geschickt Besuche nimmt, geschickt Besuche giebet,
Geschickt zum Handkuß läßt, geschickt die Hände füßt,
Kaffee mit Anstand trinkt, Confekt mit Anstand ißt;
Zu jedem Kompliment den rechten Bückling findet,
Und an Beredsamkeit die Mutter überwindet.

So bald der Pathen Ja dem Kind ein Glück go
schenkt,

An das es lebenslang mit keiner Sylbe denkt.
Saust, statt der Muttermilch, an geiler Ammen Brüs
sten,

Der neugeborne Christ, den Stoff zu wilden Lüsten.
Ein dummes Mägdechor, dem man ihn zugesandt,
Verklappert und vertrillt, (dem keimenden Berstand

*) Horat. L. III. Od. VI. v. 46,
Aetas parentum, peior avis, tulit
Nos nequiores; mox daturos
Progeniem vitiofiorem.

3um

Rum ewigen Verders, der Unvernunft zum Siege)
Den Tag mit Puppenwerk, die Nächte mit der Wiege,
Vor der, bis, Falken gleich ins Drehhaus eingesperrt,
Der arme Narr entschläft, ein alter Esel blårrt!

Wenn nun in dieser Zeit, wo wir noch alles wollen, Bo Körper, Sprache, Herz und Geist sich bilden sollen, Uns schnöde Weichlichkeit und die verdammte Tracht Der Wallfischribben siech und krüppelhaft gemacht: Wenn wir des Pöbels Wih, den man uns, zu gefallen, Recht stotternd zugelallt, recht stotternd wieder lallen. Und es der Zucht geglückt, die, wenn das Kind nicht schweigt,

Von dem gepeitschten Tisch zum Knechte Ruprecht steigt, Und dann die Rüthe nimmt, das Herz mit Eigenwik len,

Und unsre Phantasie mit Poffen anzufüllen;

Dann soll geschwind ein Herr, der Complimente speißt,
Der Frau Mama gefällt und Herr Magister heißt,
Zur Metamorphosis des Schäßgens, unterm Lachen
Und Beisein der Mama sein hocus pocus machen!
Indeß vom Morgen an, fast Maitre Maitre treibt,
Besuch Besuch verfolgt nimmt, was noch übrig,
bleibt,

Das liebe Paar und springt, als giengs zu schwäb'schen
Tänzen

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Durch alle möglichen Sprachlehren und Scienzen! Welch Wunder!, wenn das Kind, von Weisheit fast ers stickt,

Gleich einem hölzern Mann, mit dem man Nüsse knickt,
Sein Mündchen taktweis sperrt: vermittelst weiser Leh:
ren,

An tlügre, als er selbst, dem Unglück abzuwehren!
Welch Wunder! wenn Papa es für den Kern der Welt,
Und faselhaften Tand für Salz der Weisheit hålt;
Und schon im Geist den Stand, der seine Lebenstage
Vergolden soll, bejauchzt. Nur welchen? ist die Fras

--

ge!

Michaelis.

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michaelis,

Bei Mädchen hats nicht Noth!

Hanns will,

man siehts ihm an:

Und Grethgen wollte längst — ein Ehpaar, Frau und

Mann!

Ernst mit dem dicken Kopf schickt sich zum Pfarr am

besten,

Kriegt er ein ruhigs Amt, wird auch der Bauch sich måsten!

Car! ist ein lofer Schelm voll Rånke- voller List-
Und scherzt mit Gottes Wort. Ein trefflicher Jurist!
Mag hat ein lahmes Bein, manscht gern in todten

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ficier!

Sonst taugt er doch zu nichts, als zum Soldatenleben;
Denn Fluchen kann er schon, und Prügeln wird sich ges

ben.

Nun seht die Flüget an! — Ernst, Stax, Carl,
Mag, Crispin!

Sieht euch Sicilien *)

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so seh ich heut Turin! Und gleicht der Ruhende dem übernommnen Wagen So soll der Kaiser mich zum deutschen Ritter schlagen!

Daß dieser Himmel noch den Stuhl des Rächers trägt, **)

Der eines Jeden Thun in Feuerschalen wågt;

Und

*) Anspielung auf die Fabel vom Ikarus, so wie in der folgenden Zeile auf die vom Phaeton,

**) Iuvenal. Satyr. II. v, 149---153.

Effe aliquos manes, et fubterranea regna,
Et contum, et Stygio ranas in gurgite nigras,
Atque una tranfire vadum tot millia' cymba,
Nec pueri credunt, nifi qui nondum aere lavantur,
Sed tu vera puta. Curius quid fenfit

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Lad spåt einst, überm Haupt zu leicht befundner Sün Michaelis.

der,

Sein tödlich Lebe! spricht: schreckt freilich kaum noch

Kinder,

Menn Ruprecht nicht mehr hilft! — Doch, sez einmal,

es sei!

Sag! und vergeh für Furcht! dann

dir bei ?

dann, wer steht

Wenn Gott in seinem Grimm vorm Pfuhl der ewig los
dert,

Sein anvertrautes Pfand von leeren Hånden fodert:
Das Land um Nache schreit, und deiner Lenden Frucht,
Verzweiflungsvoll der Brust, die sie gesogen, flucht!
Unsel'ger! oder glaubt dein Leichtsinn nicht die Gaben,.
Die Gott zum Segen gab, in Gift verkehrt zu haben;
Wenn mit des Eidams Schweiß, der Badkur noch ges
wohnt,

Dein Töchterchen, als Weiß, des Buhlers Geilheit
Lohnt:

Um, kömmt es zum Ruin, mit desto freiern Hånden
Ihr eingebrachtes Gut im Meineid zu verschwenden?
Zwei Wege nur dein Sohn, ein herrlicher Alcid!
Strick oder Lazareth, am Ende vor sich sieht,
Wenn Erbschaft und Betrug ihm lang genug gewähret,
Bas Müssiggang bedarf, und Ueppigkeit verzehret?
If denn der Eltern Pflicht so leichtlich ausgeübt,
Daß man sie übernimmt, so bald es uns beliebt?
Und ist es gnug den Takt im Brautreihn wohl zu halten,
Um einer Mutter Amt mit Ehren zu verwalten 2
Verlangt das Vaterland von deinem Ehstand nichts
Als jährliche Kopien des menschlichen Gesichts?
Und wirst du nicht, als Stamm so viel verfaulter Glie:
der,

Ein Schandfleck

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ja, noch mehr ein Mörder
deiner Brüder!

Beglückter Zevs Homers, *) dem müd vom Mörs deralück

Und Blutfuch Sterbender und Tödtender, ein Blick

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Michaelis. Auf Völker, die noch Milch von ihren Heerden tränket, Dein uns verächtlich Bild, o Menschheit! wieder schens

fet!

Was aber schenkt dich mir? — Ich flieh die Stadt!

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Auch du, o Landmann, hast nichts ländlichs als dein

Dach!

Schenkst, Bauer nach der Tracht, und Städter nach
dem Willen,

Mir minder Stoff zum Trost, als Geßnern zu Jdyllen.
Er, der durch fromme Zucht sich alternd einen Stab,
Arbeiter seinem Gut, dem Himmel Christen gab:
Im Schweiß des Angesichts schuldlose Aecker baute,
Gott für sein alles hielt, und kindlich ihm vertraute,
Bei schlechter Kost vergnügt trinkt ist Kaffee, wie wir:
Låßt fromm sein seinem Pfarr, Arbeiten seinem Stier,
Und wird noch, denkt an mich ich wills gewiß erleben!
In städtscher Kinderzucht dem Junker Stunden geben.

Denn, deutsch gesagt, was ist der ganze Unterscheid?
Der Müssiggang bleibt eins, nur åndert er sein Kleid!
Des Städters geht zum Ball, des Landmanns Kind zur
Schenke,

Carl in die Komödie, Hanns in des Gauklers Schwänke,
Hanns rennt von Kirms zu Kirms, Carl tanzt ven
Schmaus zu Schmaus,
Carl schimpft auf Pique Roi, Hanns flucht aufs rothe
Daus,

Was jenem Scarron ist, ist diesem Eulenspiegel:
Des Vaters Flachs giebt Hanns, Carl den Dukaten Flüs

gel;

Carl lacht des Lehrers Ernst, Hanns troßt des Kantors
Stab:

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Nehmt unserm stådtschen Zevs *) sein göldnes Puhwerk

ab,

Und

*) Diese Anspielung auf die Fabel vom Amphitryo erkläre man fich aus dem Prolog und des vierten Akts vierten und fünften Scene der Plautinischen Komödie gleiches Namens.

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