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Wenn unser Seladon so füß, so lieblich singer
Und seiner Lalage Zimmt, Mosch und Bisam bringt,
Kristall und Perlen weint, den Kiel in Hektar tauchet,
Zibeth und Kalmus taut, und Ambra von sich hauchet,
Auf Nelken, Klee, Jasmin und Anemonen geht,
Verzweifelt, wenn kein West bei seiner Schönen weht,
Beklagt daß seine Pein kein Thau, kein Balsam lin:
dert,

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Die neue Welt erschöpft, und die Levante plündert,
Zu sagen, daß sein Kind vor andern ihn entzückt,
Das ganze Firmament in ihrem Aug erblickt,
Und in ihr Angesicht, das wie die Venus stralet,
Von Blumen aller Art ein ganzes Chaos mahler:
Was meint ihr? Was vergilt die Müh des Seladon,
Wenn er so kostbar reimt? Was ist sein ganzer Lohn?
Man lachet über ihn. Der Neid, statt ihn zu preisen,
Eilt gleich, ihm seinen Plaß im Tollhaus anzuweisen.

Råcht, Musen, euch und uns! Seht, wie die dreiz ste Welt

Von Bürgern euers Reichs ein schnddes Urtheil fällt!
Straft sie Doch haltet noch mit euerm Zorn zus
rücke!

Es giebt der Spotter mehr! Kommt! Werfet eure
Blicke

Auf jenen frechen Schwarm, der voller Tücke schnaubt,
Euch nach dem Herzen greift, und Ruhm und Lorbeer
raubt;

Ja gar, o Frevelthat! ; ; ja gar, ach, soll ichs sa; gen! és

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Den Reim, den edlen Reim, will aus den Versen ja

gen.

Eilt, Musen! reißt den Bliß aus eures Vaters Hand! Der Schwarm wird mächtig. Eilt, eh er uns übers mannt! ; :

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Und kommt, und kämpft, und siegt, und schlagt die Feins de nieder,

Und schüßt den werthen Reim, das Hauptwerk deutscher

Lieder!

Rabener.

Denkt,

Rabener.

Denkt, Freunde, die ihr noch die Musen redlich liebt!

Ihr, denen bloß der Reim die ganze Größe giebt! Die ihr durch ihn allein die Zierden Deutschlands heiß fet,

Und euch vor Hunger schüßt ! denkt, was man euch ents reiffer,

So bald man euch den Reim, den Wiß der Berse
nimmt!

Daß unser großer Bav noch seine Saiten stimmt,
So manchen Namenstag in Demuth festlich feiert,
Und mit geschickter Hand die Mahlzeit sich erleiert;
Daß Máv, der unsre Stadt durch seinen Ruhm erhebt,
Er, feiner Brüder Schmuck, im Ueberflusse lebt:
Daß Clelia nicht stolz den Dorimen verachtet,
Und er nicht ganz umsonst nach ihren Küssen schmachy

tet:

Daß Stentor sich mit Lust im Kupferstich erblickt,
Und sich die halbe Welt vor seinem Lorbeer bückt;
Daß jezt mein Pegasus nicht darf so ångstlich schäus

men,

Dieß alles macht allein die Kunst, geschickt zu reimen.

Die Wahrheit schüßt den Saß. Nehmt einen Tods
tenfluch,

Ein buntes Quodlibet, das schönste Liederbuchy -
Das zierlichste Sonnet, das långste Hochzeitcarmen;
Und streicht die Reime weg. Was bleibt? Nicht ohn
Erbarmen

Hört ihr, so lieblich es erst in die Ohren fiel,
Nur Scherze, sonder Kraft, ein frostigs Wörterspiel,
Ein abgenutztes Nichts, das immer wieder kehret,
Und ein Geschwäß, das man beim Pöbel besser håret,

Bewundert ehrfurchtsvoll des Reimes Zauberkraft,
Der Bücher voller Schall aus einem Nichts erschafft!
Der Reim: Wie: Dieser Zwang, der das Gedicht
entseelet?

So wirft der Tadler ein: Der Henker der uns quâs

let.

Der

Der Ordnung und Verstand auf seine Folter streckt,, Rabener. Die Wörter radebrecht, dem Dichter Angst erwedt,

Selbst den geduldigsten der Leser oft ermüder,
Der Wahrheit und Natur in schwere Fesseln
schmiedet.

Das Feuer === Frevler, schweig! Des Zwanges
Mühsamkeit

Bringt gegen ihn dich auf, und was du sprichst, ist

Neid.

Wie sollte wohl der Reim Verstand und Ordnung hins dern,

Der Wahrheit Abbruch thun, und Geist und Feuer mins
dern?

Geh! Zähle selber nach! Sich viele reimen nicht,
Von denen alle Welt aus Einem Munde spricht,
Daß sie den größten Schmuck aus alten Dichtern stehs

len,

Daß ihnen Feuer, Geist, Verstand und Ordnung fehs.

len;

Sie reimen gleichwohl nicht.

fist,

Daß zwar so mancher

Und voll Verzweifelung bei seinem Hübner schwißt,
Ein Duhend Federn kaut, die Hände kläglich ringet,
Und doch nach langer Qual, kein glücklichs Wort ers
zwinget,

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Das hinten reimen muß; das alles glaub ich dir,
Das alles geb ich zu: Ich seh es wohl an mir.
Was ist es aber mehr? Ein inniges Ergohen,
Wenn man den Reim erhascht, weiß alles zu erseßen.

Wie oft, wie glücklich zerrt des Reims geheime Macht
Den schönsten Einfall her, an den man nie gedacht.
Gefeht, es schlösse sich der erste Vers mit Wonne!
So fällt ein kluger Kopf gleich auf die liebe Sonne.
Er denket weiter nach; er folgt der edlen Spur,
Beschreibt den ganzen Bau der wirkenden Tatur,
Erwischt den großen Bår, besinnt sich auf Kallisten,
Verflucht die Eifersucht, beseufzer daß die Christen,
(Gleich brachte mich der Reim auf unser Christenthum,)
Geseufzet, daß die Welt so wenig nach dem Ruhm
Beifp. S. 2, B.

P

Bers

Rabener., Vergnügter Ehe strebt, und saget uns zur Lehre Daß sich ein Mädchen leicht in einen Bår verkehre.

Ihr Feinde dieser Kunst, gesteht es, daß ihr irrt! Hört selbst, wie schlecht ein Vers dem Ohre schmeicheln wird,

Dem es an Reimen fehlt! Wagt es, bloß zu scandiren,
Bersuchts! Ben werdet ihr durch euer Lied wohl rühren?
Tarüff der alte Schalk, betriegt die ganze Welt;
Sevil ist lüderlich; Crispin ein dummer Kerl;
Star macht gelehrten Wind; eran verdreht

die Rechte;

Florinde lebt verhurt; und Harpax ist ein Kni

der;

Clitander = = = doch genug! Ihr gåhnt und schlummert
ein,

Ich schlummre selber mit. Was könnte trockner sein?
Ein angehängter Reim kann alle Schäden heilen.
Versucht es nur einmal! verändert diese Zeilen,
Und sprecht: Tarüffe bleibt ganz unverbesserlich);
Sevil lebt mit der Welt; Crispinus lebt für sich;
Star ist ein weiser Mann; eran ein Advocate;
Florindchen lebt galant, und Harpar hålt zuRathe.
Sagt selbst, nimmt dieß das Ohr nicht schmeichelhafter
ein ?

Man liest, man lobet euch. Gesteht es, daß allein
Der Reim den Dichter macht! Fangt an, euch zu be
tehren!

Versöhnt der Mufen Zorn, und lernt den Reim verehs

ren!

Es lebe was sich reimt! Schon stimmt mir Deutsch);
Land bei,

Daß ein geschickter Reim der Dichtkunst Kleinod sei.
Ich kann zu meinem Ruhm die Schußschrift nun vol

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lenden:

Denn wem die Wahrheit hilft, der hat den Sieg in
Händen.

Michael i 8.

(Dieses zu früh verstorbnen schäzbaren Dichters ift schon øben bei der Fabel (S. 61.) gedacht worden. Zur juvenalischen Satire schien sein Talent den entschiedensten Hang zu haben, wovon auch seine, unten anzuführenden, poetischen Briefe ein Beweis find. Die drei eigentlichen Satiren, die er volls endete, betreffen: die Schriftsteller nach der Mode; die Pes danten; und die Kinderzucht. Man vermißt in dieser legs tern freilich noch die Feile und gehdrige Korrektheit des Ausz drucks; sie hat aber doch manche sehr eindringliche und trefs liche Büge.)

Niichaelis.

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Wie lange seufzen wir, daß Jahr für Jahr auf Erden

Die Laster mächtiger, die Sitten schlechter werden?
Beglänzt ein andrer Mond der Vorwelt keusche Nacht,
Als der, in dessen Glanz die Dirne geiler lacht?
Fand nicht der Morgenstern, vom heilgen Dank entzüns

det,

Den Vater auf den Knien, der dich beim Spieltisch fins det?

Und scheint die Sonne nicht auf deines Schwurs Bes
trug,

Die einst die Hand beschien, in die dein Vater schlug ?
Die Zeit hat keine Schuld! →→

Die Kinderzucht erwogen!

Und die Verwundrung flieht! Der Vater schlecht ers

zogen,

Pa

Erzos

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