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Wer ists denn? Ein Zelot, der Kirchen Cherubin, von Haller.
Bereit, den Strick am Hals, in Himmel mich zu ziehn?
Ein murrender Suren, der nie ein Ja gesprochen,
Und selten sonst gelacht, als, wenn der Stab gebrochen;
Der leichte Franzen:Aff', der Schnupfer bei der Wahl,
Der bei den Eiden scherzt, und pfeift im großen Saal?
Ein wankender Saufei, dem nie das Rathhaus stehet,
Der von dem Tisch in Rath, vom Rath zu Tische ges
her;

Der nie sich selber zeigt, der kluge Larvemann,
Der alle Bürger haßt, und alle küssen kann?
Ein reicher Agnoer, der Feind von allem Lårmen,
Der Sonnen viereckt macht, und Sterne zu Laternen? *)
Ein Unselbst, reich an Ja, der seine Stimme liest,
Und dessen Meinung ftets vorher eröffnet ist? **)
Und so viel andre mehr, der Großen Leibtrabanten,
Die Ziffern unsers Staats, im Rath die Konsonanten?

Bei solchen Herrschern wird ein Volk nicht glücklich

sein.

Zu Häuptern eines Stands gehört ein Hirn darein.
Last zehen Jahr sie noch, sich recht zu unterrichten,
In jenem Schattenstaat gemeߛne Sachen schlichten!

Wer aber sich dem Staat zu dienen hat bestimmt, Und nach der Gottheit Stell' auf Tugendstafeln klimmt, Der sucht das Wohl des Volks, und nicht sein eigen Glücke,

Und ist zum Heil des Land's ein Werkzeug vom Ges
schicke.

Er seßet seiner Müh' die Tugend selbst zum Preis,
Er kennet seine Pflicht, und thut das, was er weiß.

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*) Eine im Bernischen gewöhnliche Redensart, wenn ein Angefragter keine eigne Meinung vorzutragen gesinnt ist.

**) Der sogenannte åußre Stand, oder die Schattenrepublik der Jugend. S. Röhler's Münzbeluftigungen, 1737, den 19. Jun.

vonhaller, Fürs erste lerne der, der groß zu sein begehret, Den innerlichen Stand des Staates, der ihn nåhret: Wie Ansehn und Gewalt sich, mit gemeß'ner Kraft, Durch alle Stafeln theilt, und Ruh und Ordnung schafft;

Wie zahlreich Volk und Geld; wie, auf den alten Buns den,

Dem Erbe beß'rer Zeit, sich Fried' und. Freundschaft gründen;

Modurch der Staat geblüht, wie Macht und Reichthum
stieg,

Des Krieges erste Gluth, den wahren Weg zum Sieg;
Die Fehler eines Staats, die innerlichen Beulen,
Die nach und nach das Mart des sichern Landes fåus

len;

Was üblich und erlaubt, wie Schårf' und männlichs
Recht

Den angelaufnen Schwall des frechen Lasters schwächt;
Wie weit dem Herrscher ziemt, der Kirche zu gebieten;
Wie Glaubenseinigkeit sich schüßet ohne Wüthen;
Was Kunst und Boden zeugt, was einem Staat er
Sprießt,

Wodurch der Nachbarn Gold in unsre Dörfer fließt;
Auch, was Europa regt, wie die vereinten Machten
Im preten Gleichgewicht sich selbst zu halten trachten;
Wodurch die Handlung blüht; wie alle Welt ihr Gold
Dem zugelaufnen Schwarm yerbannter Bettler zollt;
Was Frankreich schrecklich macht; wodurch es sich ents
nervet;

Wie Kunst und Wissenschaft ihm seine Waffen schärfet.
Auch Rom und Sparta hat, was nüßlich werden kann;
Die Tugend nimmt sich leicht bei ihrem Beispiel an.
Bild' aber auch dein Herz, selbst in der ersten Jugend,
Sich auf die Weisheit viel; doch weit mehr auf die
Tugend!

Lern', daß nichts selig macht, als die Gewissensruh;
Und daß zu deinem Glück dir Niemand fehlt, als Du!
Daß Held auch Wise ziert, verdient durch reine Mittel;
Daß Tugend Ehre bringt, und nicht erkaufte Titel;
Daß Maaß und Weisheit mehr als leere Namen sind;
Und daß man auf dem Thron auch Antonine findt.

Kein Reiz sei fart genug, der deine Pflicht verhindert; von Haller.
Kein Nuh sei groß genug, der den des Staates mindert.
Such in der Länder Wohl, und nicht beim Pöbel Ruhm;
Sei jedem Bürger hold, und keines Eigenthum.
Sei billig und gerecht; erhalt auf gleicher Wage
Des Großen drohend Recht und eines Bauern Klage.
Bei Würden sich den Mann, und nicht den Gegens

dienst,

Mach Arbeit dir zur Lust, und Helfen zum Gewinnst.
Dieß lerne; dieses thu; das andre liegt verborgen;
Der Himmel wird für dich mehr, als du selber, sorgen.
Und wenn er künftig dich in hohen Aemtern übt,
Und deiner Bürger Glück in deine Hånde giebt,
So lebe, daß dich einst die spåten Enkel preisen,
Dein Tod den Staat betrübt, und macht dein Volk zum
Waisen;

Und schläffen schon dein Land die engsten Schranken ein,
So würdest du mir doch der Helden erster sein.

In dir zeigt sich der Welt der Gottheit Gnadenfinger!
Du bist ein größrer Mann, als alle Weltbezwinger.

y. Hagedorn,

von Hagedorn.

(Außer feiner schon oben erwähnten Nachahmung des Horazischen Schwägers, gehören noch einige andre von seinen moralischen Gedichten zur satirischen Gattung; vornehmlich folgendes Gedicht, dessen herrschender Ton forts gesezte Ironie ist.)

Der Gelehrte.

Beatückt ist der, zu dem sein Vater spricht:
Sohn, sei gelehrt! und der dem Vater håret,
Und nur auf Ruhm, auf Meisterschaft erpicht,
Bald vieles lernt, und endlich alles lehret,
Mit gleichem Muth bejahet und verneint,
Beweisen darf, und zu beweisen scheint.

Sein Ernst verschmäht, was Höfen stets gefiel,
Den Ueberfluß geschmückter Freudenfeste,
Die frühe Jagd, den spåten Tanz, das Spiel,
Das Nachtgeprång' erleuchteter Paläste,
Der Masken Scherz, wo Mummeret und List
Verliebte paart, Gepaarten günstig ist,

Ihn reizen nie der Waffen Glanz und Pracht,
Der Edlen Muth, der Enkel tapfrer Ahnen,
Des Helden Lust, die feuervolle Schlacht
Der stolze Sieg, der Ruhm erfochtner Fahnen,
Das Kriegsgeschrei, das donnernde Metall,
Der kühne Sturm, und der erstiegne Wall.

Er mehrt auch nicht den zu geheimen Rath,
Der um den Thron erhabner Fürsten sihet,
Und, sonder Ihn, den anvertrauten Staat
Bewacht, versorgt, erweitert und beschüßet.

Fr

Er will, er kann (wie oft trifft beides ein H
Kein * Cineas von einem Pyrrhus sein.

Was ihn bemüht, verherrlicht und ergött,

Sind weder Pracht, noch Kriegs; und Staatsgeschäfte:
Es ist ein Buch, das er selbst aufgesetzt,

Es ist ein Schatz von Ihm beschriebner Hefte,
Ein Kupferstich, der Ihn, mit Recht, entzückt,
In dem Er sich, mit Ruhm verbråmt, erblickt.

Es ist sein Krieg ein schwerer Federkrieg,
In dem durch Ihn Beweise stehn und fallen;
Und er betritt auf den erhaltnen Sieg,'
Den Helden gleich, des Ehrentempels Hallen,
Und stellet sich dort seiner Leser: Schaar,
Der Seherzunft und den Verlegern dar.

Ja! dreifach groß und furchtbar ist der Mann,
Der muthig schreibt, bis Neid und Gegner schwinden,
Er trifft in sich mehr, als neun Musen, an,
Er wird in sich mehr, als den Phdbus finden,
Und ist im Streit, wie Ajax beim Homer,
Des Heeres Schuß, ja selbst ein ganzes Heer.

Erwünschter Preis gelehrter Ritterschaft!
Dein Lorbeer krönt den, so der Muth erhoben:
Doch braucht auch der nicht stets der Waffen Kraft;
Er lobet auch, damit ihn andre loben,

Und lohnt den Ruhm, den er im Lenz erhält,
Mit Gegenruhm, noch eh die Blüthe fällt.

Es kelme und sproßt die Saat der Dankbarkeit
In Zeitungen, und wächst in Monatsschriften.
Ein werther Freund belehrt die Folgezeit,
Und zeigt uns selbst, wie viel wir gutes stiften.
Und dich ermahnt sein süßes Lobgedicht,
Germanien zu der Bewundrungspflicht,

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Oft

*) Cineas, der Schüler des Demosthenes und Gesandter des Pyrrhus, wird einigen aus dem Boileau, und vielen aus dem 7ten Band der Histoire ancienne des Rollin bekannt sein.

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