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Herr Moritz Voigt sprach über Das pignus der Römer bis zu seiner Umwandelung zum Rechtsinstitute.

Das pignus: Unterpfand, als dasjenige Objekt, dessen Besitz eine Sicherung gewährt für eine gewisse, dem Interesse seines Besitzers entsprechende Gestaltung eines gegebenen Lebensverhältnisses'), gewinnt, je nachdem solches Lebensverhältniss der Gegenwart oder der Zukunft angehört, eine zwiefältige Funktion im Dienste jener Interessen. Denn in der ersteren Beziehung, in welcher das pignus niemals eine juristische Funktion gewann, wird in dessen Besitz eine Sicherung der Dauer desjenigen gegebenen Zustandes gefunden, an dessen Bestand das Interesse des Besitzers sich knüpft; und in solcher Stellung tritt dasselbe unter Anderen hervor in der Auffassung, wie Bezeichnung gewisser in dem Vesta-Tempel bewahrter sakraler Objekte als pignera imperii Romani, so des Palladium und der ancilia 2). Dahingegen in der letzteren Beziehung bietet der Besitz des pignus eine Sicherung für die künftige Verwirklichung eines Vorganges, woran der Besitzer ein massgebendes Interesse hat, und so vornämlich für die Erfüllung einer Obliegenheit Seitens des Verpflichteten.

In dieser letzteren, hier massgebenden Beziehung nun gewinnt das pignus eine ganz hervorragende Stellung in dem wirthschaftlichen Leben der Römer, als eine Unterart der man

1) Nach Curtius, griech. Etymologie no. 338 ist die Wurzel nay, skt. paç: binden und somit pignus gleichen Stammes, wie pacere. Dies würde für pignus die Stamm-Bedeutung Bindemittel ergeben. Wegen der doppelten Flexionsform pignoris und pigneris, somit parallel, wie bei faenus, vgl. Neue, Formenlehre 12, 177 ff. Aus Fest. 243 a, 11 erhellt die an sich normale Form pignoris zugleich auch als die ältere.

2) Preller, röm. Mythologie II3, 170 A. 2, wozu vgl. noch Cic. p. Sest. 8, 19. In gleichem Sinne auch in anderen Beziehungen, so z. B. Cic. Phil. XII, 9, 22: pignus libertatis populi Romani, D. Brutus; Ov. Met. II, 38.

III, 434 u. a.

1888.

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nichfachen, vom Schuldner dem Gläubiger geleisteten satisdationes, die selbst in zwei Hauptfiguren auftreten: einerseits als Stellung eines Intercedenten, sei dieser Selbstschuldner, wie der vas, sei er Bürge: praes oder adpromissor, und andererseits als Bestellung einer Realsicherheit, die wiederum in der doppelten Gestalt sich vorfindet: der fiducia und des pignus. Allein auch das letztere tritt wiederum in verschiedenen Erscheinungen hervor, welche zwei Gruppen ergeben: das dem Gläubiger zuständige und das bei dem Sequester hinterlegte Pfand.

§ 1.

I. Das pignus des Gläubigers.

Die bezügliche Terminologie.

Das pignus des Gläubigers tritt in zwei Hauptfiguren auf: als Hypothek, wobei das Pfandobjekt dem Gläubiger zu eventuellem künftigen Besitze vom Schuldner ausgesetzt ist und in der Anwartschaft, bei dessen Verzuge in den Besitz des pignus zu gelangen, die Sicherung für Erfüllung des betreffenden Anspruches bietet; und andrerseits als Faustpfand, im Besitze des Gläubigers sich befindend und in solchem die Sicherung für solche Erfüllung gewährend. Je nachdem nun solcher Besitz des letzteren bald durch Tradition von Seiten des Schuldners, bald durch dessen Pfändung erlangt ist, so ergeben sich hieraus zwei Unterarten des Faustpfandes, im Ganzen aber drei verschiedene Sondererscheinungen des pignus 3), wofür die älteste Zeit die Bezeichnungen bietet von oppositum, captum und datum pignus, die Kaiserzeit aber eine andere Terminologie annimmt. Zunächst nun

A. die älteste Terminologie kennzeichnet sich dadurch, dass sie an dem Hauptworte pignus constant festhaltend, die spezifische Differenz in dem regierenden Zeitworte zum Ausdrucke bringt. So nun wird

I. die Bestellung der Hypothek, als des dem Gläubiger vom Schuldner lediglich ausgesetzten, nicht aber ausgeantworteten Pfandes, der vло9ýzη des hellenischen Rechtes'), wie der hy

3) Ausser Betracht lasse ich eine vierte Unterart jüngeren Datums: das praetorium pignus, begründet durch missio in possessionem.

4) Dareste in Nouvelle Revue historique de droit. 1877. I, 463. Meier und Schömann-Lipsius, Attischer Process II, 689 f. 965. Szanto in Wiener

potheca der römischen Kaiserzeit, bezeichnet durch pignori opponere:

Plaut. Pseud. I, 4, 85: me opponam pignori; Curc. II, 3, 77: suom anulum opposivit;

Caecil. Stat. Karine bei Fest. 281a, 29 (Ribbeck, Comicorum Rom. fragm. 253): ut aurum et vestem, quod matris fuit, reluat, quod viva ipsi opposivit pignori ;

Ter. Phorm. IV, 3, 56 ff.: ager oppositus pignori ob decem minas Aediculae item sunt ob decem alias;

est.

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Catull. XXVI, 4 ff.: villula nostra non ad Austri flatus opposita est —, verum ad milia quindecim et ducentos; Sen. de Ben. VII, 45, 4: me pecuniam mutuatum rebus meis in securitatem creditoris obpositis;

Juv. XI, 48f.: lancibus oppositis - quadringentis nummis.

II. Die Abpfändung, somit die Besitzergreifung eines dem Schuldner gehörigen Vermögensobjectes Seitens des Gläubigers als Faustpfand, das véyvoov des hellenischen Rechtes (A. 4), wird bezeichnet durch pignus, pignori capere, wofür zahlreiche Quellenbelege aus § 2 unter B 2. C. D sich ergeben.

Daneben tritt als untechnisch pignus auferre auf bei

Cic. de Or. III, 4, 4: pignoribus — ablatis.

III. Die Behändigung des Faustpfandes Seitens des Schuldners an den Gläubiger, der καταθήκη oder παρακαταθήκη des hellenischen Rechtes (A. 4), wird bezeichnet einerseits durch pignus dare 5):

Studien. 1887. IX, 279 ff. Vgl. auch A. 36. Die Reinheit des griechischen Sprachgebrauches ward jedoch frühzeitig, namentlich in dem Worte vέZvoov getrübt. Die Byzantiner bezeichnen die Hypothek als vлоýη, das Faustpfand als évéɣvoov: Harmenop. III, 5, 26. Glossae nomicae v. ¿vé

χυρον.

5) Lediglich ein untechnischer und nachlässiger Sprachgebrauch ist es, welcher pignus datum und arra verwechselt. Denn so wird das pignus als arra bezeichnet von Plaut. Poen. V, 6, 22: arrabonem hoc pro mina mecum fero; Ter. Heaut. III, 3, 42: ea relicta huic arraboni est pro illo argento, wozu vgl. Donat. in h. 1. arraboni] »pignori« hoc loco intelligas; Claud. Quadrig. 1 Ann. bei Gell. XVII, 2, 21 in § 2 unter A 1. Und andrerseits wird wiederum die arra als pignus bezeichnet: Plaut. Most. IV, 2, 62: quadraginta dedit huic, quae essent pignori, wozu vgl. III, 1, 446. 3, 15. Comment. Bern. in Luc. II, 370: pignora nulla domus] aut Ortensi filios (i. e. obsides) aut certe quod »arras dicimus. Vgl. Th. Muther, Sequestration und Arrest 369 ff. Demelius in Zeitschrift für Rechtsgeschichte. 1863. II, 229 ff.

Plaut. Bacch. IV, 9, 133 ff.: cum illo pignus haud ausim dare; Poen. V, 4, 72; Epid. V, 2, 34; Pers. II, 2, 4: da pignus; Prol. in Plaut. Cas. 75: pignus dato;

Cic. ad Att. VIII, 9, 3: illi dederant rei publicae pignora; Phil. I, 2, 4: pignus ab eo rei publicae datum; wogegen untechnisch tradere gesagt wird von

Cic. de prov. cons. 1, 2: pro pignore tradiderunt; sowie andrerseits durch pignus accipere:

Plaut. Rud. II, 7, 23: tibi ego numquam quicquam credam, nisi si accepto pignore.

Neben diesen technischen Bezeichnungsweisen tritt jedoch noch eine doppelte Terminologie auf, nämlich

4. in den correspondierenden Ausdrücken oppignerare oder pignerare und pignerari. Und zwar

a. die Verpfändung sei es durch oppositio, sei es durch datio pignoris wird bezeichnet:

aa. durch oppignerare:

Salemo, glosse: oppigneravit: dato pignore colligabit;

Ter. Heaut. IV, 5, 46 f.: num illa oppignerare filiam meam me invito potuit?

Cic. p. Sest. 54, 440: libelli pro vino oppignerabantur;

Sen. de Ben. III, 5, 2: verbum, quo se obpigneret;

Mart. II, 57, 7 f.: oppigneravit

anulum;

ad Cladi mensam octo nummis

Schol. in Ter. Heaut. II, 3, 94 im Hermes, 1867. II, 370: ad tuam matrem abducetur] quasi oppignerata et deposita arraboni; bb. durch pignerare:

Liv. XXIV, 4, 7: velut obsidibus datis pigneratos haberent animos; XXIX, 36, 12: bona pigneranda poenae praebebant; Juv. VII, 73: laenam pignerat Atreus;

Suet. Vit. 7: unionem pigneravit;

Cels. 7 Dig. (D. XLIII, 26, 44); Marcell. 19 Dig. (D. XLIV, 2, 19); Scaev. 19 Dig. (D. XXXII, 4, 38 § 3. 4), Quaest. (D.XLIV, 3, 14 § 3); Pomp. bei Ulp. 24 ad Ed. (D. X, 4, 3 § 12); Gai. 7 ad Ed. prov. (D. VI, 4, 48); Ulp. 5 Fideic. (D. XL, 5, 24 § 10), 4 Opin. (D. II, 44, 52 § 4), 14. 25. 37 ad Ed. D. IV, 3, 9 § 4. XI, 7, 12 § 6. IX, 4, 36); Marcian. ad hyp. form. D. XX, 1, 13 § 2); Modest. 4 Resp. (D.XX, 4, 26 § 2), 10 Pand. (D. XLI, 4, 5);

Sev. Alex. im C. Just. VIII, 46, 4. Justin. das. VIII, 33, 3 §4. 4 a.

b. Die Annahme zum Pfand bei pignoris oppositio und datio, wie bei pignoris capio wird bezeichnet durch das Deponens pignerari:

Cic. Phil. XIV, 12, 32: Mars ipse ex acie fortissimum quemque pignerari solet; de Rep. I, 4, 8: maximas nostri animi,

ingenii, consilii partis sibi ad utilitatem suam pignera-
retur;

Ov. Met. VII, 621: quod das mihi, pigneror omen;
Sued. Claud. 40: Caesarum fidem pigneratus.

2. Dann wiederum durch pignori, pignus ponere wird ebenso die oppositio, wie die datio pignoris bezeichnet, entsprechend der zwiefachen Bedeutung von ponere als proponere und deponere 6.

Plaut. Capt. II, 3, 73: meam esse vitam hic pro te positam pigneri; Curc. II, 3, 76: provocat me in aleam, ut ego ludam. Pono

pallium;

Alf. Var. 5 Dig. epit. (D. XII, 6, 36): magidem

Ov. Ars am. I, 168: posito pignore;

pignori posuit;

Val. Max. IV, 3 ext. 3: pignore cum quibusdam iuvenibus po

sito; pignus posuisse;

Anecdoton Einsiedl. in § 3 unter 7;

Juv. IX, 440 f.: viginti millia fenus pignoribus positis;

Scaev. 15 Dig. (D. XXXII, 1, 33 § 2): ornamentum pignori positum; 19 Dig. (D. XXXII, 1, 38 pr.): pignori ponere prohibuerat;

Ulp. 6 Op. (D. XIII, 7, 27): pignori apud creditorem ponere; Sept. Sev. und Carac. in C. Just. VIII, 16, 2: emptiones agrorum suorum pignori posuit.

Jene älteste Terminologie ward nun in dem Ausdrucke pignus, rem pignori capere bis auf Justinian herab constant festgehalten, wogegen an die Stelle von pignori opponere, wie pignus dare neue, selbst wechselnde Ausdrucksweisen treten. Und zwar:

B. die frühere römische Kaiserzeit hielt allerdings an dem Ausdrucke pignus als überlieferter Collectivbezeichnung des Faustpfandes, wie der Hypothek noch fest, wie solches bekundet wird von

6) Heinrich zu Juv. Sat. III, 54.

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