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Juliane 699

læt me on laste lic, eorðan dæl,
walreaf wunizean weormum to hroðre.

Ic sceall feor heonan
an elles [ford eardles 1) neosan,
sið asettan. Nat ic sylfa, hwær
of pisse worulde wic sindon uncuð,
eard and eðel.

min sceal of lice

sawul on siðfæt, nat ic sylfa hwider,
eardes uncyððu; of sceal ic pissum,
secan oðerne ærgewyrhtum,

geongan iudædum.

Auch darin stimmen Schicks. und Jul. überein, dass sie beide. nicht nachdrücklicher vom jüngsten Gerichte sprechen, während Crist daran die Namennennung anknüpft, in der Elene eine ausführliche Schilderung des Gerichtes folgt. Ferner heisst es Schicks.

88 Nu ic ponne bidde beorn, se de lufige

þysses giddes beganz, þæt he geomrum me
pone halgan heap helpe bidde,

frides and fultomes.

408 Sie pas zemyndig [mann se de]') lufize

þisses galdres begang, tæt he geoce me
[and frofre]) fricle.

Wenn nun aber Schicks. und Jul. in den dem Dichter sicherlich sehr am Herzen liegenden Schlussworten in so wichtigen Punkten übereinstimmen, dürfen wir wohl annehmen, dass beide Gedichte zeitlich am nächsten zusammenliegen. So wenig wir von Cynewulf's Leben wissen, so dürfen wir doch wohl als feststehend annehmen, dass er erst weltlicher Dichter war und sich alsdann im Alter frommem Leben und geistlicher Dichtung zuwendete. Was lag nun näher, als dass er diesen Abschnitt mit einem Gedichte zur Verherrlichung aller Apostel begann? Dichterisch stehen die Schicks. entschieden auf tiefer Stufe. Auch dafür würde die erste Stelle seines geistlichen Dichtens sehr gut passen. Ferner stimmt damit überein, dass er sich im Eingange so stark an das Beowulflied (und zwar in der uns überkommenen

4) Die Ergänzungen sind nach Napier.

Gestalt) anlehnt, wie er es nachher in keinem seiner Dichtungen that. Es findet sich daher wohl nichts einzuwenden, wenn man in Zukunft die Schicks. an den Beginn des zweiten Abschnittes von Cynewulf's Wirken setzt. Bedenken könnte dies Verfahren nur bei denjenigen Gelehrten erregen, welche auch jetzt noch das Traumgesicht vom Kreuz als Cynewulfisch (und dann natürlich als seine Umwandlung bewirkend) betrachten. Wie ein Dichter, der erst das Traumgesicht schrieb, dann noch die Schicks. verfassen konnte, bleibt mir allerdings nicht verständlich!

Vergleichen wir dann Crist 789 ff. mit dem Schlusse der Schicks., so finden sich auch hier Anklänge. Man vergleiche: 404 W. sceal gedreosan,

und Crist

805

Auch erinnert

U. on edle æfter to h[reosad]
lænelices frætwa efne swa. L. toglided

[blocks in formation]

446 Ah utu we þe zeornor to gode cleopizan,
sendan usse bene on pa beorhtan gesceaft

in seiner fassung an Crist

865 Utan us to pære hy de hyht stadelian,

d. h. an eine bei den Angelsachsen beliebte Wendung des Gebetes.

In der Elene finden wir einen leisen Anklang

4257 C. drusende

und Schicks. 401 W. sceal gedreosan,

Entlehnungen sind:

Schicks. 405 nihtes nearowe

El. 4239 nihtes nearwe
Schicks. 103 swa. L. toglided
El. 4268 swa. L. toglided

Weiterhin stimmt mit der Anlage von Crist und Elene, dass in den Schicks., im Gegensatze zu der Juliane, die Runen Wortbedeutung haben. Es liessen sich dann noch Uebereinstimmung zwischen den Runenversen und ihrer nächsten Umgebung in der Juliane, verglichen mit dem Crist, mit der Elene oder des Crist mit der Elene auffinden (von Aehnlichkeiten in den übrigen Theilen der Gedichte sehe ich hier ganz ab).

Als Ergebniss dieser Untersuchung ist aufzustellen: Schicks. sind an den Anfang der geistlichen Dichtung Cynewulf s zu stellen. Da aber auch Uebereinstimmungen (sogar wörtliche) zwischen Schicks. und Crist und El. da sind, so darf man wohl annehmen, dass die Entwicklung des Dichters von den Schicks. bis El. eine ziemlich rasche war. Die Widersprüche in Schicks. mit Andreas liessen sich ja allerdings zur Noth damit erklären, dass längere Zeit zwischen Schicks. und Andreas gelegen hätte (und allerdings könnte Andreas seiner Vollendung wegen nur dicht vor El. gesetzt werden). Es scheint aber zwischen Schicks. und El. keine gar lange Zeit gelegen zu haben, dadurch wird es unglaublich, dass Cynewulf den Andreas schrieb. Cynewulf nennt sich darin nicht, dagegen in fünf anderen Dichtungen, es ist sonst noch kein zwingender Beweis für Cynewulf's Verfasserschaft hinsichtlich des Andreas vorgebracht, somit ist kein Grund vorhanden, den Andreas als Cynewulfisch zu betrachten.

Zum Schlusse sei noch erwähnt, dass, sobald man Andreas nicht dem Cynewulf zuschreibt, die von Sarrazin aufgestellte Ansicht, das Beowulflied in seiner jetzigen Gestalt verdanke man diesem Dichter, eine Ansicht, die allerdings wohl wenige Anhänger gefunden hat, noch weniger glaublich ist als bisher.

Sarrazin hat das Verdienst ausgesprochen zu haben (Beowulf-Studien S. 179): »Mit grösster Bestimmtheit glaube ich dagegen die 'Fata Apostolorum' Kynewulf zusprechen zu dürfen«. Er sprach dies Gedicht also vor Napier's Entdeckung dem Dichter zu. Allerdings liest man trotz dieser »grössten Bestimmtheit«< S. 485 desselben Buches: »Zunächst stehen Judith, Fata Apostolorum, Wanderer, Seefahrer und die Denksprüche des Cottonianus, die sämmtlich durchaus im Geist und Stil Kynewulf's geschrieben sind. Wenn sie nicht von diesem Dichter selbst, so müssen sie von einem herrühren, der seine Manier täuschend nachzuahmen wusste, und sich in seine Anschauungen vollständig eingelebt hatte«. Demnach scheinen also doch Sarrazin wieder Bedenken gekommen zu sein.

Damit, dass er dann weiter ausspricht, es fänden sich viele Anklänge an das Beowulflied in Cynewulf's echten Werken und dem Andreas, sagt er nichts Neues. Neu aber bleibt, dass er nicht wie Andere glaubt, Cynewulf habe aus dem Beowulf entlehnt, sondern dass das Verhältniss ein umgekehrtes gewesen sei:

d. h. Cynewulf dichtete das Beowulflied in die uns erhaltene Form. S. 119 seines Buches führt Sarrazin eine Reihe von Stellen an, aus welchen hervorgehen soll, dass das Beowulflied nach Cynewulf's Dichtungen verfasst sein müsse. An anderem Orte wird gezeigt werden, dass diese Stellen nicht das beweisen, was S. damit beabsichtigt. Hier sei nur darauf aufmerksam gemacht, dass, wenn der Andreas nicht von Cynewulf ist, wir also ein grosses Gedicht haben, welches von einem andern Dichter stammt und soviel Verwandtschaft mit dem Beowulfliede zeigt, gar keine Gründe vorhanden sind, das genannte Lied in seiner jetzigen Gestalt Cynewulf zuzutheilen 1).

4) Unerklärlich bleibt, wie S. a. a. O. S. 180, über die >>Schicksale<< sagen kann: »Ganz besonders nahe steht diesem Gedicht, wie aus den Uebereinstimmungen erhellt, der Andreas, danach Elene. Inhaltlich ist Fata Apostolorum ein Nachwort zu der Legende von Andreas, also wahrscheinlich unmittelbar nachher und bald nach dem Heldenepos verfasst. Dazu stimmt vortrefflich die so auffallende Stilähnlichkeit mit dem Beowulfepos". Wie soll man sich da in den »Schicksalen« die gänzliche Uebergebung der jüngern Andreassage erklären? Inwiefern ist dieses Gedicht ein Nachwort zum Andreas? Wie sollen wir uns die poetische Dürftigkeit der »Schicksale« erklären, wenn es von Cynewulf zwischen dem Andreas und der Elene verfasst wurde?

SITZUNG AM 8. DECEMBER 1888.

Herr Götz sprach über Joseph Scaliger's glossographische Studien und Pläne.

Als Jacob Bernays vor mehr als dreissig Jahren seine vortreffliche Monographie über Joseph Justus Scaliger dem Publicum übergab, war er sich wohl bewusst, dass er fürs erste das gewaltige Wirken und Streben dieses einzigen Mannes nur in seinen Grundzügen vorführen könne. Dass es noch vieler Specialforschungen bedürfe, dass vor allem das auf vielen Bibliotheken zerstreut liegende handschriftliche Material genauer ausgebeutet werden müsse, um ein bis ins Einzelne getreues Bild entwerfen zu können, hat er ausdrücklich betont. Allein bis jetzt sind diese Schätze nur zum geringeren Theile gehoben: und doch bringt jeder Versuch den schönsten Lohn. Es zeigt sich immer wieder von neuem, in wie grossartiger Weise dem Geiste Scaliger's das Gebäude des classischen Alterthums bis zu einem gewissen Grade fertig vorschwebte und wie er zugleich die entlegensten Sondergebiete bis ins Einzelne beherrschte und in ihrer Bedeutung für den Ausbau des Ganzen zu würdigen wusste. Nicht selten machen wir dabei die überraschende Entdeckung, dass Scaliger Zusammenhänge längst erkannt hatte, die uns, trotzdem wir es doch so herrlich weit gebracht haben, erst allmählich wieder klar geworden sind, und dass er sogar zahlreiche Details gewusst hat, die wir erst wieder ans Licht bringen mussten. Unter diesem Gesichtspunkte bitte ich den Baustein zu betrachten, den ich hier vorlegen möchte, indem ich die Forschungen Scaliger's auf einem Gebiete verfolge, das nicht an der grossen Heerstrasse gelegen ist.

In der ersten Periode der Philologie nach dem Wiederaufleben der classischen Studien ist von der vielverzweigten glossographischen Hinterlassenschaft, trotzdem die Bibliotheken

1888.

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