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DEC 13 1888

BERICHTE

ÜBER DIE

VERHANDLUNGEN

DER KÖNIGLICH SÄCHSISCHEN

GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN

ZU LEIPZIG.

PHILOLOGISCH-HISTORISCHE CLASSE.

1888.

I. II.

MIT EINER KARTE.

LEIPZIG

BEI S. HIRZEL.

1888.

DEC 13 1883

SITZUNG AM 21. JULI 1888.

Herr Böhtlingk legte einen Aufsatz des Herrn Professor Richard Garbe in Königsberg i. Pr. vor über: Die Theorie der indischen Rationalisten von den Erkenntnissmitteln.

Samkhyatattvakaumudi, § 4-7 in deutscher Uebersetzung, nebst einer Einleitung.

Die Erkenntnisstheorie der rationalistischen Samkhya-Schule ist in der Litteratur dieses Systems nirgends so ausführlich, klar und zusammenhängend behandelt, als in der Tattvakaumudi, dem Commentare des Vacaspatimiçra zur Sâṁkhyakârikâ. Wenn auch innerhalb der Samkhya-Schule nicht unabhängig entstanden und entwickelt, sondern zum grossen Theil mit der Erkenntnisstheorie der anderen Systeme übereinstimmend und namentlich an die Lehren der Nyâya-Schule sich anlehnend, ist die Theorie der Erkenntnissmittel von den Såmkhyas doch selbständig geprüft und in einer charakteristischen Weise dargestellt. Das nähere mag die nachfolgende Uebersetzung selbst lehren, deren Inhalt ich nach den Hauptsachen, nicht nach einigen die Grenze des Lächerlichen streifenden Nebensachen zu würdigen bitte.

Ein durchgängiges, sicheres und volles Verständniss der philosophischen Schriften der Inder ist auch von den scharfsinnigsten Sanskritisten ohne die Beihülfe der einheimischen Kenner nicht zu erreichen; die Schwierigkeiten, welche in den unseren Ideen so völlig fremden Einzelheiten, in zahllosen unausgesprochenen Beziehungen 1), ja schon in der blossen Aus

1) Z. B. halte ich es für ein unbedingtes Erforderniss bei der Bearbeitung dieser Bücher jedesmal, wenn es sich nicht um landläufige Beispiele handelt, den Sinn eines adi »u. s. w.« in seinem ganzen Umfange festzustellen.

1888.

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drucksweise der philosophischen Litteratur liegen, sind in Europa auch durch eisernen Fleiss nicht zu überwinden. Ich kann deshalb das Glück nicht hoch genug schätzen, dass die grossartige Munificenz der preussischen Regierung mir einen anderthalbjährigen Studienaufenthalt in Indien ermöglichte, dessen weitaus grössesten Theil, nämlich die Zeit von November 1885 bis Ende Januar 1887 mit zwei nothwendigen Unterbrechungen, ich benutzte um in Benares die Quellen der Sâmkhya-Philosophie unter der Leitung ausgezeichneter Pandits zu studiren — und zwar vollständig ohne Uebergehung angeblich unwichtigen Details; denn heutzutage dürfen diese Bücher nicht mehr nach. Ballantyne'scher Manier behandelt werden, indem man regelmässig die leichtverständlichen Umschreibungen, mit denen die Scholiasten ihre Erklärungen beginnen, bis dahin heraushebt, wo die Schwierigkeiten anfangen, und dazu noch die verschiedenen Commentare zu einem Lehrbuch ohne Rücksicht auf das Alter und den Standpunkt der Verfasser promiscue excerpirt.

Die Bedeutung der Eröffnung und Verarbeitung der SamkhyaTexte für die Indologie ist den Sanskritisten zur Genüge bekannt und soll hier nicht besonders hervorgehoben werden; wohl aber möchte ich darauf hinweisen, dass dieses System, welches nicht ein System tiefsinniger Spekulation, sondern ein mananaçástra1) » ein System logischer Erwägung und Begründung im ausgezeichneten Sinne des Wortes sein will und ist, welches besonderes Gewicht darauf legt mit der Empirie sich im Einklang zu halten 2), in den Grundzügen sowohl als in vielfachen Einzelheiten ein allgemeines Interesse beanspruchen kann, meiner Empfindung nach in noch höherem Maasse als der Supernaturalismus des Vedanta, der in Çankara's Auffassung durch Deussen's vortreffliche Arbeiten dem deutschen Publikum näher gerückt ist als die anderen indischen Systeme. Die Hauptaufgabe, welche das Sâmkhya-System sich gestellt, kann allerdings auf eine solche allgemeine Theilnahme bei uns nicht rechnen; denn diese unterscheidet sich im Princip nicht von dem Zweck, den alle indische Philosophie verfolgt, nämlich dem Menschen in einer bestimmten Erkenntniss das Mittel zur Erlösung

1) S. z. B. Sâmkhyapravacanabhàshya, ed. Hall, S. 20, Z. 2 v. u. 2) Kalpana hi dṛshṭánusâreṇaiva bhavati, Spr. bhâshya S. 61, Z. 17, drshțânusárenaiva kalpanayá aucityât, ebendas. S. 184, Z. 5, dṛshțânusâ, renûsmâbhiḥ .... kalpitaḥ, ebendas. S. 74, Z. 8 und sonst.

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