Scott's Ueberlegenheit über seine Vorgänger, wo er deren hat, deutlich zu machen. Aus Herder's Stimmen der Völker wird den geehrten Anwesenden die Ballade der Schiffer" erinnerlich) sein, welche aus Percy's Reliques ziemlich tren überseßt, dort also lautet: lang, lang mögen ihre Frauen sizen, Eh je sie sehn Sir Patrick Spence Ansegeln an das Land. lang, lang mögen ihre Frauen stehn Den Goldkamm in dem Haar, Und warten ihrer lieben Herrn, Sie sehn sie nimmer gar. Dort über hinüber nach Aberdeen, Tief fünfzig Faden im Meer, Da liegt der gute Sir Patrick Spence, Dies Lied in der gegebenen Form schien ganz besonders geeig- Sturm losbricht, die Anker fortgeriffen werden, die Masten splittern; Alles bleibt wohlgemut, denn Sir Patrick steht am Steuer. Da übergiebt er dies einem andern, um den Hauptmast zu erklettern und nach Land umzuschauen; kaum einen Schritt ist er fort, so kracht eine Planke und die salzige See strömt ins Schiff. Gebt her, was ihr von Seiden habt, um den Leck zu stopfen; ihr guten Herren aus Schottland, ists euch leid, die Korkfohlen eurer Schuhe zu neßen? Nicht lange mehr dauert das Spiel, so werden auch eure Hüte schwimmen. Die leßten Strophen stimmen dann mit der Percyschen Redaktion überein. Als Beispiel der Verbesserung oder Wiederherstellung wähle ich ein kleines Lied, die beiden Raben betitelt. Bei Ritson findet sich ein ähnliches von drei Raben, die wohl wissen, wo die Leiche eines erschlagenen Ritters liegt, aber ihm nicht zu nahen wagen, denn seine Hunde wachen ihm zu Füßen, sein Falke umkreist ihn und hält die Vögel ab, und seine Geliebte beugt sich über ihn und füßt seine roten Wunden. Gott sende, so lautet die Nußanwendung, jedem wackern Herrn solchen Falken, solche Hunde und solch ein Liebchen. Welchen Wert dies Gedicht auch immer haben mag, es kann erst nach folgendem zuerst in der Border Minstrelsy mitgeteilten entstanden sein: Ich ging so hin für mich allein, Dort hinten zwischen Moor und Tann Sein Hund ist fort und auf der Jagd Den weißen Nacken nimm für dich, Mag mancher weinen, dem er lieb, Und der Wind streicht her und drüber fort. Nicht minder wertvoll als die alten Liederterte sind die histo= rischen Erläuterungen Scott's; sie eröffneten der Nation einen kaum geahnten Reichtum der Landesgeschichte, und ein damaliger Kritiker machte die prophetische Bemerkung, daß in ihnen eine Fundgrube für hundert historische Romane verborgen sei. Ju der That ist hier der erste Keim für alle spätern Arbeiten des Dichters zu suchen. Denn wie bei dieser, blieb es auch bei den späteren litterarischen Unternehmungen Scott's seine ausgesprochene Aufgabe, der allmählich schwindenden und von englischer Sitte erdrückten Nationalität Schottlands ein Denkmal zu sehen, und kaum für Augenblicke ließ er sich davon durch den Reiz eines ferner liegenden Vorwurfs abziehn. Wer wollte mit ihm darüber rechten, was er Alles sonst hätte thun und lassen können? Man mag ihm immerhin Einförmigkeit in Stoffen und Formen vorwerfen, man mag ihn zur Hälfte ungelesen lassen, aber man verkenne nicht die sittliche Größe und das Recht einer eigenartigen Natur. So viel steht fest, daß es ihm nicht an der Gewandtheit fehlte, welche andre Dichter von minder scharfem Charaktergepräge gereizt hat, sich in allen möglichen Kunststylen zu versuchen. Er machte sich einmal den Scherz, eine Reihe von Gedichten in der Manier seiner berühmtesten Zeitgenossen anonym herauszugeben. Die Täuschung war vollkommen, und Crabbe, dessen Namen unter einer Erzählung der Wilddieb" stand, äußerte, wer das gemacht habe, könne Alles was er könne, und wohl noch viel mehr. Ein andermal sette er für einen jungen Theologen, der an der Kanzelfurcht litt, ein paar Predigten auf, die für Muster einfacher geistlicher Beredsamkeit galten. Unter seinem eignen Namen schrieb er, wie es ihm natürlich war zu schreiben; er war einförmig, wie Homer, Sophocles, Pindar, wie die Dichter und Schriftsteller aller Nationen von gleichartiger Bildung es sind. Nicht früher als bei den Römern flossen zwei verschiedene Kulturen in der Versatilität eines Horaz zusammen. Es gab Freunde unjers Dichters, welche ihn anspornten, für jeine Muse ein wei teres und ehrenreicheres Feld zu suchen. Einem von diesen, seinem Jugendgenossen Erskine, der ihm angelegen, seine höchste Kraft zu zeigen in einem Kampfe mit Sophocles und Shakespeare um den tragischen Lorbeer, giebt er im Marmion folgende Antwort: Die unsichtbare Kette nicht. Des Nordens Art und Stamm verrät, Und bald ein Turm sich hebt, und bald Ges. Abh. v. Dr. Alex. Schmidt. 24 |