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hatte, oder daß die Mittel des Schauspielers nicht ausreichten, seine Identität zu verbergen. Eine der einfachsten und unge= zwungensten Aenderungen der ersteren Art war es, daß man den Gefangenwärter, mit welchem Clarence sich I, 4 unterhält, und den Tower-Lieutenant Sir Robert Brakenbury, der in der Folio erst nach V, 76 auftrat, zu Einer Person machte. Auch die entschiedensten Anhänger der Folio sind hier den Quartos gefolgt, ohne an der V, 73 in den letzteren aus Versehen stehen gebliebenen höchst unenglischen Anrede Keeper (statt Brakenbury oder Sir Robert) Anstoß zu nehmen. Auch störte es sie nicht, daß Brakenbury über den Mittagsschlaf des Herzogs Betrach= tungen anstellt, die mit der vorangegangenen Scene kaum im losesten Zusammenhang stehen. Vermutlich führte sie der Umstand irre, daß die Folio keine Bemerkung über das Abtreten des Wärters enthält. Aber dies mußte selbstverständlich zugleich mit dem des Brakenbury erfolgen, so daß Exit V, 98, wie sehr häufig bei Shakespeare, im Sinne von Exeunt zu verstehen ist.

Der zweite Fall ist bei der Einsetzung Dorset's statt des Messenger II, 4, 38 anzunehmen. Der kalte geschäftsmäßige Ton, in welchem auch in der Quarto, wie in der Folio, die Verhaftung von Rivers und Grey gemeldet wird, sowie das Verstummen des Boten, nachdem er sich seines Auftrages entledigt, paßt durchaus nicht zur Stellung des Dorset und macht es zur Gewißheit, daß nur die Durchsichtigkeit der Maske zur Confundierung von zwei verschiedenen Rollen eines und desselben Schauspielers führte. Der nachschreibende Zuschauer erkannte den Dorset-Spieler der vorhergehenden Auftritte wieder, ward aber nicht gewahr, daß er sich diesmal anders trug und gebärdete. So oder so sind auch die übrigen, ähnlichen Abweichungen zu fassen. Der Darsteller des Ratcliff mußte auch den Sheriff geben, welcher V, 1 Buckingham zur Hinrichtung führt, so verschieden immer sein Benehmen hier von demjenigen ist, mit welchem er als Ratcliff solche Geschäfte besorgt (III, 3); der unmittelbar vorher enthauptete Rivers mußte III, 4, 6 als Bischof von Ely auferstehen, was dann schon die dritte Quarto korrigierte; Catesby wird statt des Lord Surrey, der sonst nichts zu thun hat und leicht eliminiert werden konnte, V, 3, 2 von Richard gefragt, weshalb er so traurig sei; Lovel wurde ganz zur Ruhe gesezt, und an seiner und Ratcliff's Stelle

befördert Catesby den Lord Hastings zum Tode*); auch der eine Vers, den Vaughan bei Lebzeiten zu sprechen hat (III, 3, 7) kam in Wegfall, und mit ihm wohl die ganze Rolle, da für die wenigen Worte, die er als Geist recitieren mußte, sich ohne Zweifel leicht Rat schaffen ließ; wenn endlich IV, 3, 44 Catesby statt Ratcliff's auftritt, so hat man das, falls nicht eine einfache Verwechselung vorliegt, vielleicht einer freundschaftlichen Gefälligkeit des Catesby-Darstellers zu danken, der seinem Kollegen eine längere Pause gönnte, und in einem Akt, wo dieser so gut wie nichts zu thun hatte, für ihn eintrat, zumal da es höchst gleichgültig war, wer von beiden dem König die Meldung brachte.

Das Gesamtergebnis aller im vorstehenden aufgeführten besonderen Umstände, welche nicht jeder einzeln für sich, sondern im Zusammenhange betrachtet und erwogen sein wollen, ist die schon im Eingange ausgesprochene Ueberzeugung, daß die Quartos Richard III. zu den von der Folio gebrandmarkten „stolen and surreptitious copies" gehören, „maimed and deformed by the frauds and stealths of injurious impostors". An diesem Verhältnis würde sich nichts ändern, selbst wenn ihr Text hier und da unleugbare Vorzüge vor dem der Folio hätte. Denn warum sollte es einem begabten Schauspieler nicht mitunter gelingen, ein treffenderes Wort zu finden als ihm der Dichter vorgeschrieben? Es kann deshalb darauf verzichtet werden, die Ueberlegenheit der Folio in Einzelheiten nachzuweisen, zumal da man in diesem Punkt auf Delius vertrauen darf, dessen Ausführungen auch nach dem Widerspruch, den sie gefunden, ihre Geltung behalten haben**). Es bleibt daher nur noch übrig, eines in der unten angeführten Schrift mit Nachdruck betonten Umstandes zu erwähnen, welcher den Wert eines Teils der Folio auf Null herabseßt, an ihrem Gesamtverhältnis zu den Quartos aber nichts ändert.

Die erste Scene des dritten Afts bis V, 166, und den ganzen Schluß des Stücks, vielleicht schon von V, 3, 69, sicher von V, 3,

*) Demgemäß mußte denn auch III, 4, 104 und III, 5, 103-105 gestrichen und III, 4, 80 und III, 5, 21 geändert werden. So korrigierte sich, vielleicht ganz zufällig, ein Fehler des Dichters, da Ratcliff zu der Zeit eigentlich anderwärts beschäftigt war (III, 3).

**) Koppel, Tertkritische Studien über Richard III. und King Lear, 1877.

177 ab, hat die Folio aus der dritten Quarto abgedruckt. Ihr Manuskript war ohne Zweifel an diesen Stellen defekt oder bis zur Unleserlichkeit abgenutzt, und es blieb nichts übrig, als das Fehlende aus der Quarto zu ergänzen. Die Texte stimmen hier fast Wort für Wort; einzelne geringfügige Abweichungen finden teils (wie der Ausfall von and III, 1, 149) als Druckfehler der Folio, teils als schwache Versuche, die Selbständigkeit der Herausgeber zu wahren, ihre Erledigung*).

Daß es gerade die dritte Quarto war, welche man benußte, geht daraus hervor, daß die Folio einzelne Fehler nur mit ihr gemein hat. So III, 1, 123 „as as you call me“, wo sowohl die älteren als die späteren Quartos „as" nur einmal setzen; V, 3, 351 „victory sits on our helps" statt „helms“, wo dasselbe der Fall ist. Sonstige Versehen, die erst in der dritten Quarto auftreten und aus ihr nicht blos in die Folio, sondern auch in die späteren Quartos übergingen, sind: III, 1, 40 „God forbid“ statt „God in heaven forbid"; V, 3, 196 das einfache „perjury"; 255 „swear" statt „sweat"; 338 „right" statt "fight" und „boldly" statt "bold"; V, 5, 7 der Ausfall von enjoy it; V, 5, 32 thy heirs statt their heirs.

Andre finden sich schon in der zweiten, aber noch nicht in der ersten Quarto: III, 1, 78 „general ending day" statt "general all-ending day"; III, 1, 87 „his conqueror" statt „this conqueror"; 141 will have it so" statt „needs will have it so"; V, 3, 180 „not“ statt „now“.

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Gleichgültigere Varianten, in welchen die Folio mit der dritten Quarto übereinstimmt und von der ersten oder den beiden ersten abweicht, sind: III, 1, 43 „great" statt „deep"; 63 „think'st“ statt „seems"; 96 und 97 „noble“ und „dear" statt „loving" und „dread“; 120 „weighty" statt „heavy“; V, 3, 222 „hear“ statt "see"; 309 For conscience is a word" statt „Conscience is but a word"; 320 „bring you to unrest" statt „bring to you unrest"; 335 on record" statt in record".

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Gemeinschaftliche Verbesserungen der dritten Quarto und der Folio für Fehler der älteren Quartos: V, 3, 199 throng to the

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*) V, 3, 202 Nay, wherefore should they? statt And wherefore etc.;

232 heart statt soul; 307 to statt unto.

befördert Catesby den Lord Hastings zum Tode*); auch der eine Vers, den Vaughan bei Lebzeiten zu sprechen hat (III, 3, 7) kam in Wegfall, und mit ihm wohl die ganze Rolle, da für die wenigen Worte, die er als Geist recitieren mußte, sich ohne Zweifel leicht Rat schaffen ließ; wenn endlich IV, 3, 44 Catesby statt Ratcliff's auftritt, so hat man das, falls nicht eine einfache Verwechselung vorliegt, vielleicht einer freundschaftlichen Gefälligkeit des Catesby-Darstellers zu danken, der seinem Kollegen eine längere Pause gönnte, und in einem Akt, wo dieser so gut wie nichts zu thun hatte, für ihn eintrat, zumal da es höchst gleich= gültig war, wer von beiden dem König die Meldung brachte.

Das Gesamtergebnis aller im vorstehenden aufgeführten be= sonderen Umstände, welche nicht jeder einzeln für sich, sondern im Zusammenhange betrachtet und erwogen sein wollen, ist die schon im Eingange ausgesprochene Ueberzeugung, daß die Quartos Richard III. zu den von der Folio gebrandmarkten „stolen and surreptitious copies" gehören, „maimed and deformed by the frauds and stealths of injurious impostors". An diesem Verhältnis würde sich nichts ändern, selbst wenn ihr Tert hier und da unleugbare Vorzüge vor dem der Folio hätte. Denn warum sollte es einem begabten Schauspieler nicht mitunter gelingen, ein treffenderes Wort zu finden als ihm der Dichter vorgeschrieben? Es kann deshalb darauf verzichtet werden, die Ueberlegenheit der Folio in Einzelheiten nachzuweisen, zumal da man in diesem Punkt auf Delius vertrauen darf, dessen Ausführungen auch nach dem Widerspruch, den sie gefunden, ihre Geltung behalten haben**). Es bleibt daher nur noch übrig, eines in der unten angeführten Schrift mit Nachdruck betonten Umstandes zu erwähnen, welcher den Wert eines Teils der Folio auf Null herabseßt, an ihrem Gesamtverhältnis zu den Quartos aber nichts ändert.

Die erste Scene des dritten Akts bis V, 166, und den ganzen Schluß des Stücks, vielleicht schon von V, 3, 69, sicher von V, 3,

*) Demgemäß mußte denn auch III, 4, 104 und III, 5, 103-105 gestrichen und III, 4, 80 und III, 5, 21 geändert werden. So korrigierte sich, vielleicht ganz zufällig, ein Fehler des Dichters, da Ratcliff zu der Zeit eigentlich anderwärts beschäftigt war (III, 3).

**) Koppel, Tertkritische Studien über Richard III. und King Lear, 1877.

177 ab, hat die Folio aus der dritten Quarto abgedruckt. Ihr Manuskript war ohne Zweifel an diesen Stellen defekt oder bis zur Unleserlichkeit abgenutzt, und es blieb nichts übrig, als das Fehlende aus der Quarto zu ergänzen. Die Texte stimmen hier fast Wort für Wort; einzelne geringfügige Abweichungen finden teils (wie der Ausfall von and III, 1, 149) als Druckfehler der Folio, teils als schwache Versuche, die Selbständigkeit der Herausgeber zu wahren, ihre Erledigung*).

Daß es gerade die dritte Quarto war, welche man benußte, geht daraus hervor, daß die Folio einzelne Fehler nur mit ihr gemein hat. So III, 1, 123 „as as you call me", wo sowohl die älteren als die späteren Quartos „as" nur einmal sehen; V, 3, 351 „victory sits on our helps" statt „helms“, wo dasselbe der Fall ist. Sonstige Versehen, die erst in der dritten Quarto auftreten und aus ihr nicht blos in die Folio, sondern auch in die späteren Quartos übergingen, sind: III, 1, 40 „God forbid“ statt „God in heaven forbid"; V, 3, 196 das einfache „perjury"; 255 „swear" statt „sweat"; 338 „right“ statt „fight“ und „boldly" statt „bold"; V, 5, 7 der Ausfall von enjoy it; V, 5, 32 thy heirs statt their heirs.

Andre finden sich schon in der zweiten, aber noch nicht in der ersten Quarto: III, 1, 78 „general ending day" statt „general all-ending day"; III, 1, 87 „his conqueror" statt "this conqueror"; 141 will have it so" statt „needs will have it so"; V, 3, 180 „not" statt „now".

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Gleichgültigere Varianten, in welchen die Folio mit der dritten Quarto übereinstimmt und von der ersten oder den beiden ersten abweicht, find: III, 1, 43 „great" statt „deep"; 63 „think'st" statt „seems“; 96 und 97 „noble“ und „dear“ statt „loving“ und „dread"; 120 „weighty" statt "heavy"; V, 3, 222 „hear“ statt "see"; 309 For conscience is a word" statt „Conscience is but a word"; 320 bring you to unrest" statt bring to you unrest"; 335 „on record" statt in record".

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Gemeinschaftliche Verbesserungen der dritten Quarto und der Folio für Fehler der älteren Quartos: V, 3, 199 „throng to the

*) V, 3, 202 Nay, wherefore should they? statt And wherefore etc.; 232 heart statt soul; 307 to statt unto.

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