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am Ende leichter zu betrügen als der Eigennut? und wo sind Mißgunst und Schadenfreude mehr zu Hause als in einer Schauspielergesellschaft? Nur vergesse man nicht, daß das vollständige Manuscript sich ohne Zweifel nur in den Händen der Direction befand, in deren Mitte man den Verräter nicht wohl wird suchen können; daß die einzelnen Mitglieder nichts weiter besaßen als ihre ausgeschriebenen Rollen, und daß es demnach eines förmlichen Complots bedurfte, um das ganze für einen auswärtigen Käufer *zusammenzubringen.

Dagegen konnte es nicht schwer sein, wenn man Kräfte und Kosten nicht sparte, durch Nachschreiben im Theater eine leidliche, ja selbst eine vollständige und correcte Druckvorlage fertig zu stellen. Reichte ein einziger Geschwindschreiber dazu nicht aus, so genügten doch zwei bis drei, die einander ablösten, und fam man in der ersten Vorstellung nicht zu Stande, so gelang es doch sicherlich bei der dritten. Es steht hier Hypothese gegen Hypothese, Möglichkeit gegen Möglichkeit, und es wird einer Reihe von Einzeluntersuchungen bedürfen, um nach einer oder der andern Seite den Ausschlag zu geben. Die folgenden Blätter werden es sich zur Aufgabe machen, in Bezug auf eine der sogenannten authentischen Quartos nachzuweisen, daß sie nur durch) Nachschriften bei den Aufführungen des Stückes entstanden sein kann, und daß ihre Varianten neben dem wenigstens indirect auf die Handschrift des Dichters zurückzuführenden Tert der Folio feine Berücksichtigung verdienen, so weit der lettere nicht nachweislich durch Druckfehler entstellt ist.

Der King Lear erschien im Jahre 1608 in zwei, oder nach andern in drei Auflagen bei demselben Verleger (Nathaniel Butter), und dann nicht eher wieder als in der Folio von 1623. Ueber die chronologische Reihenfolge der Quartos gehen die Meinungen auseinander*), und die Frage kann auch nur im Zusammenhange mit einer weitergehenden ihre Erledigung finden. Wir lassen sie darum unerörtert, zumal sie für den vorliegenden Zweck von geringer Erheblichkeit ist und Delius vollkommen Recht

*) Vgl. die Vorrede zum K. L. in der Cambridger Ausgabe; Delius, über den ursprünglichen Tert des K. L. im Shakspeare - Jahrbuch 1875; Koppel, textkritische Studien über Sh.'s Richard III. und King Lear, Dresden 1877.

hat, wenn er „den Quartotert im großen und ganzen als einen einheitlichen faßt und als solchen dem Folioterte gegenüberstellt".

Die Quartos von King Lear haben von je in gewissem Ansehen gestanden, und nicht ohne allen Grund. Zunächst bringen sie das Stück im ganzen vollständiger als die Folio, indem sie (nach der Zählung der Globe Edition) 291 Zeilen enthalten, welche in der letzteren fehlen. Die Folioherausgeber rühmen sich zwar in der schon angeführten Stelle ihrer Vorrede, daß sie die von andern verstümmelten Stücke dem Leser nunmehr. perfect of their limbs vorlegen wollten, aber dies Versprechen im ganzen Umfange zu halten, waren fie offenbar außer Stande. Von den Originalhandschriften des Dichters mag nur sehr wenig oder gar nichts noch vorhanden gewesen sein; man mußte sich mit mangelhaften Abschriften begnügen, nicht selten das ganze aus den ausgezogenen einzelnen Schauspielerrollen mühsam zusammenstellen; ja man sah sich in einzelnen Fällen sogar genötigt, die verhaßten und verachteten Quartos zu Hülfe zu nehmen. Mehrere Stücke, unter ihnen auch King Lear, erschienen in der Folio in gekürzter Form, wie die Länge des ganzen fie für die Bühne erforderlich machte, und da leisten die Quartos äußerst willkommene Dienste zur Vervollständigung. Die Zärtlichkeit, welche manche neue Editoren für diese Freibeuter empfinden, ist ihnen nicht zu verdenken; kann man sich doch kaum des Wunsches erwehren, daß dieselben ihr Raubsystem noch viel weiter ausgedehnt hätten als sie gethan, auch auf Dramen wie Julius Cäsar, Macbeth und den Sturm, bei denen sich die Ueberzeugung aufdrängt, daß die Folio sie nur in einer von der Theaterregie unbarmherzig zusammengestrichenen Gestalt uns erhalten hat.

Die Foliokürzungen des Lear gehören nicht zu den beträchtlichsten, was seinen hinlänglichen Grund in dem festen Gefüge des Dramas hat, aus dem sich ohne Gefahr für den ganzen Bau nicht viel loslösen ließ; auch sind sie mit entschieden geschickter Hand ausgeführt*). Wir dürfen annehmen, daß wir hier das Stück in der Gestalt vor uns haben, wie man es in den leßten

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*) Es sind folgende (nach der Zeilen- und Verszählung der Globe Edition): I, 2, 157–165; 1, 3, 16-20; 24-25; I, 4, 154-169; 251-257; II, 2, 148-152; III, 1, 7-15; 30-42; III, 6, 18-59; III, 7, 99-107; IV, 1,

Jahren vor dem Druck auf der Shakespeare'schen Bühne zu sehen befam, und es läßt sich nicht verkennen, daß es durch die ausge= führten Streichungen keine erhebliche Einbuße erlitten. Um so leichter fonnte es geschehen, daß das Originalmanuscript vernach= lässigt, verlegt und endlich verloren wurde. Die größere Vollständigkeit der Quartos aber beweist durchaus nicht, daß ihnen eine vollständigere Handschrift zur Benutzung vorlag als den Herausgebern der Folio, sondern nur, daß sie in einer Zeit erschienen oder vorbereitet wurden, in welcher man das Stück noch unverkürzt gab, weil man damit noch nicht hinlängliche Erfahrungen gemacht hatte.

Auch wäre es unbillig, zu leugnen, daß eine Anzahl von Quarto-Varianten brauchbare und wahrscheinlich richtige Lesarten für unzweifelhafte Druckfehler der Folio giebt. So I, 1, 177 diseases für disasters; II, 1, 89 strange news für strangeness; II, 2, 130 dread für dead; II, 4, 34 whose für those; II, 4, 170 blast her pride für blister; 189 fickle für fickly; III, 4, 53 ford für sword; III, 6, 73 tike für tight; IV, 2, 75 thereat für threat; IV, 4, 18 distress für desires; IV, 6, 17 walk für walked; 83 coining für crying; 265 we'ld für we. Aber auch daraus läßt sich nicht auf die Echtheit der Quartos, d. h. auf ihre Entstehung nach authentischen Handschriften, schließen, vielmehr geht aus folchen vereinzelten Beispielen größerer Zuverlässigkeit nur hervor, daß der Schauspieler bei der Aufführung Worte oder Verse, die der Seßer der Folio falsch las, richtig und deutlich vorgetra= gen hatte.

Diesen 13 oder höchstens 15 Fällen, in welchen die Folio durch die Quartos berichtigt wird, steht eine Unzahl von absolut sinnlosen Varianten der letzteren gegenüber. Wenn sie I, 1, 39 first lesen für fast; 40 of our state für from our age; 41 confirming für conferring; 60 a und friend für as und found, 77 all one für alone; 105 Mary für marry; 112 might für night; 259 thy für my; 282 worth für want; I, 2, 40 linking für o'erlooking; 134 spiritual für spherical; 147 mine für my cue etc., so

61-66; IV, 2, 31-50; 53-59; 62-69; IV, 3, (die ganze Scene zwischen Kent und dem Gentleman); IV, 7, 33-36; 85-98; V, 1, 11-13; 19-20; 23-28; V, 3, 38-39; 54-59; 204-221.

ist es noch keinem neuen Herausgeber eingefallen, seine sonstige Vorliebe für ihre Lesarten auch hier walten zu lassen. Man muß jedoch einräumen, daß aus solchen Nachlässigkeiten sich nichts zur Entscheidung der Hauptfrage ergiebt.

Desto auffallender und bedeutsamer ist eine dritte Klasse von Abweichungen, welche den Herausgebern die meiste Not und Verlegenheit bereitet. Bald ist die Stellung der Worte oder ihr grammatisches Verhältnis verschieden; bald find finnverwandte Ausdrücke mit einander vertauscht, die an sich gleich berechtigt scheinen; bald findet sich hier nur angedeutet, was dort mit rhetorischer Bedeutung hervortritt; von den durchgehenden Differenzen der Orthographie und der Interpunktion ganz zu schweigen. Wenn die Quartos I, 1, 36 my liege lesen für my lord; I, 1, 37 we will express für we shall express; 41 years für strengths; 54 merit doth most challenge it für nature doth with merit challenge; 151 stoops to folly für falls to folly; 167 doom für gift; 185 protection für dear shelter; II, 2, 95 what's his offence für what is his fault; 145 of the selfsame nature für of the selfsame colour; II, 4, 303 bleak winds für high winds 2c., und wenn wir dergleichen Varianten schlechtgerechnet an hundert Stellen begegnen, so leuchtet wohl ein, daß die Schuld nicht auf eine undeutliche Handschrift oder auf bloße Seßerversehen zu schie.ben ist.

Die herrschende Ansicht ist, daß wir es mit zwei verschiedenen Redactionen des Stückes zu thun haben, einer ersten und ursprünglichen in den Quartos, und einer zweiten revidierten in der Folio. So weit Shakespeare selbst für eine solche Revision in Frage kommt, findet sie in der historischen Ueberlieferung keine Stüße. Die Herausgeber der Folio führen es als charakteristisch für ihn an, daß sie in seinen Handschriften keine Correctur, keinen Strich gefunden (we have scarce received from him a blot in his papers), und sein Zeitgenosse Ben Jonson berichtet dasselbe aus dem Munde seiner Schauspielerkollegen. Es mag zugegeben werden, daß wirkliche Umdichtungen, ähnlich wie Schiller mit seinen Räubern, Goethe mit seinem Goetz sie ausgeführt, und in Folge deffen völlige Umschreibungen seiner Stücke durch solche Bemerkungen nicht ausgeschlossen fein würden, wenn man sonst Grund hätte, an ihr Dasein zu glauben. Aber unbedingt ausgeschloffen

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