In Verlust doch Ein Gewinn! Und ich sah ein kaltes Auge Ist dies Alles was dein Degen Mir vom Feld des Ruhmes bringt? Ist dein einziger Gewinn? Sind für eine Königin! Weibes Lieb' ist Schrift in Waffer, Weibertreu' ist flücht'ger Sand. Rückwärts, rückwärts laßt mich schweifen Laßt mich athmen auf der Halde Jene Purpurhaiden sehen, Horchen nach dem Strom der Kluft, Braust er auch wie Corrievreckan Heiser durch des Sturmes Wehn O mein Herz ist krank und müde, Die in der Fremde wallen Fern von ihren Kavalieren treu 3. Sein Vater zog das Ehrenschwert Der Schar, die König James' Panier Und fiel, als er den Fall der Graemes Zu Killiecrankie rächte, Wie ein alter treuer Kavalier Aus guter alter Zeit. 4. Er beugte nie sich fremdem Joch Auf seinem Herrensize, Hielt seinen Clan von Fehd' und Krieg, So lang' der Frieden nüße, Und frug man ihn nach seinem Eid, Wies er die blanke Spize Und die Kokarde silberweiß An seiner blauen Müße; Wie ein alter treuer Kavalier Ans guter alter Zeit. 5. Da lief die Botschaft durch das Land: Der Prinz ist wiederkommen! Das Feuerkreuz ist jene Nacht Dem alten Löwen konnte da Nicht träge Ruhe frommen, Er hat zu Karl und seinem Heer Bergein den Weg genommen Mit den schottschen Kavalieren treu 6. Der erste beugte er das Knie, Als die Standarte wallte, Der erste er auf Prestonfeld, Der auf die Feinde prallte, Und immer sorgt' er in der Schlacht, Daß nicht die Kling' erkalte, Bis auf Cullodens nackter Haid' 7. O nimmer werden wir ein Herz Die weiße Rose ist verwelkt In Gärten und in Auen, Und nur des Himmels Thränen noch Das Ehrenbett bethauen Des legten Schottenkavaliers Aus guter alter Zeit. Zur Textkritik des „King Lear”. I*). Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß der Tert der Shakspearischen Dramen mancher Controverse unterliegt. Es ist das ein Schicksal, welches er nicht nur mit den Schriftwerken des klassischen Altertums, sondern bis zu einem gewissen Grade auch mit denen unserer eigenen modernen Literatur teilt. Wir find nicht immer sicher, daß unsere Lessing, Goethe und Schiller das wirklich geschrieben haben, was man uns in ihren verbreitetsten Ausgaben zu lesen gibt. Besondere Säuberlichkeit des Drucks ist nicht immer der Stolz Deutscher Officinen, fleißiges Corrigieren selten die starke Seite großer Schriftsteller gewesen. Zahlreiche Versehen, unter denen die handgreiflichen sinnstörenden Druckfehler die mindest gefährlichen sind, finden sich schon in den ersten Aus'gaben, vererben sich auf die folgenden, und vermehren sich in ihnen durch neue. So steigert sich das Uebel im Laufe der Zeit, bis man ihm durch Zurückgehen auf die Quelle auf die Handschriften der Autoren, wo deren vorhanden ein Ziel zu sezen sucht. Aehnlich, aber freilich noch erheblich schlimmer, verhält es sich mit Shakspeare. Von den zahlreichen Druckfehlern seiner åltesten Ausgaben, und von den noch schlimmeren Willkürlichkeiten, welche seine späteren Herausgeber, namentlich im 18. Jahrhundert, sich erlaubt haben, soll hier gar nicht die Rede sein, sondern nur von *) Dieser erste Teil ist zwar schon als Programm gedruckt worden, doch ist er für das Verständnis des Folgenden notwendig, deshalb sei er hier nochmals abgedruckt. 1 |