תמונות בעמוד
PDF
ePub

schmußiges Wort käme, einen Augenblick einzuhalten; das werde am Ende noch eine bessere Wirkung tun als das Aussprechen, weil der Zuhörer sich die Sache noch schlimmer denken werde als sie sei*). „Aber unterdrücken Sie ja nicht die Stelle, wo ich die Königin um Gerechtigkeit bitte, denn ich kämpfe für die Nation." Und drei Tage später: „Ich beschwöre Sie, streichen Sie nicht meine Anrufung der Königin und unsrer Prinzessinnen. Sie müssen für unsre Sache gewonnen werden, besonders die Königin.“ d'Alembert verfuhr nach Voltaires Anweisung, ohne jedoch, wie aus seinem Bericht deutlich hervorgeht**), an irgend einer Stelle den beabsichtigten Eindruck zu machen; bei Hofe erregte sogar das Voltairesche Schreiben das entschiedenste Mißfallen, aus Bigotterie, wie V. sich gern einreden ließ, aus richtigem Gefühl für Wahrheit und Schicklichkeit, wie es uns näher liegt anzunehmen.

[ocr errors]

Seine lezte Tragödie, Frene, 1778, widmete Voltaire der Akademie mit einer neuen Zuschrift, worin er in feinerem und würdigerem Ton als gewöhnlich, aber mit den seichtesten Gemeinplätzen die Behauptungen der Mad. Montagu zu widerlegen suchte***). Keine Voreingenommenheit habe ihn bewogen, sich so entschieden gegen Shakspeare zu erklären. Sie werden es mir zu gute halten, wenn ich nochmals wiederhole, daß ich einen Teil meines Lebens der Aufgabe gewidmet, das Beste aus berühmten fremden Schriftstellern bekannt zu machen. Ich war der erste, der ein paar Goldkörner aus dem Koth hervorsuchte, in welchen das Genie Shakspeares durch Schuld seines Jahrhunderts versenkt war. Ich habe dem Engländer Sh. Gerechtigkeit widerfahren lassen wie dem Spanier Calderon, die unparteiische Gerechtigkeit, welche überhaupt den besseren Schriftstellern Frankreichs von je eigen gewesen ist. Wir haben Baco, Keppler, Copernicus, Galilei geehrt, wir sind noch die Schüler Newtons, wir erkennen Locke als den ersten und einzigen Metaphysiker seit Plato an. Würden wir nicht

**) parce que l'auditeur laissera aller son imagination beaucoup au-delà des infamies anglaises qui resteront sur le bout de votre langue. In einem Briefe an la Harpe ist dies so ausgedrückt: L'assemblée entendra beaucoup plus de malice, qu'on ne lui en dira (68, 270).

**) 70, 274.

***) 6, 253.

ebenso an Shakspeare handeln, wenn er wirklich der Wiedererwecker der Kunst des Sophocles wäre, wie Mad. Montagu behauptet? . . . Nein, wenn ein Chinese käme und uns sagte*): Unfre Tragödien aus der Zeit der Dynastie Yven sind noch heute, nach 500 Jahren, unser Entzücken. Wir haben auf unserer Bühne bald Prosa, bald gereimte, bald reimlose Verse. Die politischen Gespräche und die empfindungsvollsten Stellen wechseln mit Liedern, wie in eurer Athalie. Zaubrer kommen durch die Luft auf Besenstielen; Marktschreier und Hanswürste unterbrechen den ernstesten Dialog, damit man an dem Stück nicht ein zu inniges Intereffe nehme. Wir bringen Schuhflicker mit Mandarinen, und Totengråber mit Prinzen zusammen, um die Menschen an ihre natürliche Gleichheit zu erinnern. Unsre Tragödien haben weder Exposition, noch Verwickelung, noch Katastrophe. Die eine dauert 500 Jahre, und ein im ersten Aft geborner Bauer wird im leßten gehängt. Unsre Fürsten sprechen wie Lastträger, und unsre Lastträger bisweilen wie Fürsten. Unfre Königinnen drücken sich mit Worten aus, welche die Lippen von Höferweibern schänden würden u. f. w. So würde ich antworten: Geehrter Herr, spielen Sie Ihre Stücke immerhin in Nanking, aber lassen Sie es sich nicht einfallen, sie in Paris oder Florenz aufzuführen, obgleich man uns in Paris bisweilen solche giebt, die einen schlimmern Fehler haben, nämlich den der Kälte."

Dies Sendschreiben war die letzte literarische Leistung Voltaires. Er starb bald nach seiner Abfaffung auf einem Besuche in Paris unter den beneidenswertesten Umständen. Er hatte das Alter von 84 Jahren im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und unter steter Steigerung seines Ruhmes erlebt; sein Tod erfolgte zum Teil in Folge der freudigen Aufregungen, in welche ihn tägliche Triumphe und Kundgebungen der Volksliebe verseßten. Er verdankte dies schöne Ende dem auch unter seinem Standbilde im Pantheon hervorgehobenen Verdienst, welches er sich durch die Vertheidigung Calas', Sirvens, de la Barres und Montbailles um die Menschheit erworben. Wir haben mit dieser Seite seiner Tätigkeit hier nichts zu thun und lassen die Frage unberührt, ob rein moralische Handlungen seiner Natur gemäß waren oder nicht.

*) Zur Erklärung dieser Einkleidung vgl. Orph. de la Chine 4, 272. Ges. Abh. v. Dr. Alex. Schmidt.

6

Indem wir uns vielmehr auf sein Verhältnis zu Shakspeare beschränken, fassen wir die bisherigen Ausführungen in folgenden Säßen zusammen.

Wenn es genug ist, einen fremden Schriftsteller, gleichviel in welchem Sinn und Vorhaben, zuerst oder als einer der ersten zu nennen und zu charakterisieren, um auf das Verdienst Anspruch machen zu können, ihn in die eigene Literatur eingeführt zu haben, so gebührt Voltaire unbedingt dies Verdienst in Bezug auf Shakspeare. Aber so wird niemand den Begriff auffaffen wollen.

Vielmehr gehört dazu mindestens die Empfehlung des Schriftstellers um gewisser Vorzüge willen und die Bezeichnung dieser Vorzüge. So kann man vielleicht Destouches und Prévost d'Eriles in Frankreich, jedenfalls Lessing in Deutschland als Einführer Shakspeares bezeichnen.

Eine strengere Begriffsbestimmung wird dabei noch nicht stehen bleiben, sondern die Vorausseßung machen, daß der Nation eine unmittelbare und möglichst treue Anschauung der Eigentümlichkeiten des Schriftstellers geboten werde. In diesem Sinn haben nur Delaplace in Frankreich, und Wieland in Deutschland Anspruch auf das Verdienst, ihre Landsleute mit Shakspeare bekannt gemacht zu haben.

Bei Voltaire treffen die angeführten Voraussetzungen so wenig ein, es war ihm so wenig um die Verbreitung Shakspeares in Frankreich zu thun, daß er nach seinem Verhalten vielmehr eine dauernde Unbekanntschaft des französischen Publikums mit dem englischen Dichter wünschen mußte und offenbar auch zuversichtlich hoffte.

Wieweit seine Fähigkeit gegangen, Shakspeare zu erkennen und zu würdigen, ist im Grunde dabei Nebensache. Er war eine wesentlich undichterische Natur, und nicht nur in der Poesie, sondern auf allen Kunstgebieten unempfänglich für die einfache und reine, von zufälligen Kulturformen unabhängige Naturschönheit. Den höchsten Namen in der Literatur, Homer, Shakspeare' und ebenso Dante, wies er einen der leßten, den ihm selbst ähnlichen Repräsentanten gemachter Treibhauspoesie, einem Virgil, Guarini und Racine, die ersten Pläße an. Die lebhaftere Handlung des englischen Dramas zog ihn an, aber er suchte ihr Wesen in leeren Aeußerlichkeiten, statt in dem rascheren und kräftigeren Spiel der

Empfindungen. Was ihm an Shakspeare gefiel und genial erschien, war das, was derselbe hier und da mit Corneille und Racine gemein hatte, glückliche Sentenzen und Reflerionen. Aber den himmelweiten dramatischen Unterschied zwischen Shakspeareschen und Corneilleschen Reflexionen wurde er nicht gewahr.

Das Schlimmste für Voltaire ist vielmehr, daß er sich zu Shakspeare sofort in ein unlauteres Verhältnis sezte. Er sprach von ihm mit großer Redseligkeit, während er Lee nachahmte, und schwieg von ihm, wenn er ihn selbst kopierte. In seiner Erwartung betrogen, daß man die Quelle seiner dramatischen Stoffe nicht entdecken würde, und auf einem groben literarischen Diebstahl ertappt, machte er Shakspeare zum Gegenstand einer ebenso unflugen als ungerechten Verfolgung. Weit entfernt, die Aufnahme desselben in Frankreich zu begünstigen, arbeitete er ihr mit jedem Mittel entgegen. Kein Kunstgriff war ihm unerlaubt und keine Lüge zu plump, wenn er damit dem Rufe Shakspeares schaden konnte. Vorzüglich aus Haß gegen diesen wurde der Mann der Reform und des Fortschritts zum beschränktesten Führer der literarischen Reaction, als solcher nicht viel geistvoller und weniger ehrenwert als unser Gottsched. Die Annahme, daß er es damit ehrlich gemeint, ist unzulässig. Denn wenn man aus den Mitteln einen Schluß auf die Zwecke ziehen darf, ist man wohl zu der Behauptung berechtigt, daß Voltaire bei seinem Kampf gegen Shakspeare nicht im Dienst einer uneigennützigen Ueberzeugung stand, sondern als Widerpart des Geistes stritt, dem er sein Leben ge= weiht haben wollte, des Geistes der Wahrheit.

Essay on the Life and dramatic Writings

of Ben Jonson.

Preface.

On Shakspeare and his times though very much has been said and written, since the curiosity of the learned was first directed towards that age, yet in the whole catalogue of writings with respect to them I could discover none in any degree answerable to the grandeur and variety of the subject. There are, to be sure, many valuable books among the number, and plenty of such as it would be difficult, if not impossible, to dispense with. However great may have been the industry of the literati of the eighteenth century, it has undoubtedly been by far surpassed by the scrupulousness of modern inquiries. As for the accuracy of ascertaining recorded facts, and of gathering the raw materials of history, there is, perhaps, little remaining to be done. But what I looked for everywhere, a coherent and luminous survey of the rise, progress, and final decline, of English poetry, a lively description of the intellectual "form and pressure" of the Elizabethan age, I sought everywhere in vain.

By this avowal I would not impeach the meritorious and universally acknowledged researches of Drake, Collier, Dyce, and other critics, part of whom spent their lives upon collecting authentic details concerning that period. But whether it. came from a voluntary resolution to confine their pursuits to limits easy to be surveyed, and only clear the path for others, or from any diffidence of their own powers: they certainly did not so much as aspire to the palm of historic art. Nor, perhaps, ever will. For if I am not wholly mistaken, this

« הקודםהמשך »