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dunkeles oder falsch erklärtes Wort vorkommt. Noch reicher wurde natürlich die Ernte, als er sich des fertigen Lerikons bedienen konnte. Davon zeugen fast auf jeder Seite seine Ausgaben von Coriolanus 1878, King Lear 1879, Julius Caesar 1882. Auch die 4 tertkritischen Auffäße*) zogen Nußen davon. In diesen wird Delius' Aufstellung, daß die Folioausgabe der Dramen den Quartos vorzuziehen, bestätigt und scharfsinnig präzisiert. Mehr oder weniger stüßt sich die Vertheidigung der Hypothese auf das Arsenal, welches im Lerikon bereit stand. William Aldis Wright, einer der angesehensten Sh.-Forscher, sagt am Schluffe der Vorrede zu seiner Ausgabe von As you like it: „Das Lerikon bezeichnet den Markstein einer neuen Aera in der Sh.-Literatur. Die Dienste, die es mir selbst geleistet, sind zu zahlreich, um sie aufzureihen, denn ich habe es beständig und immer mit Erfolg ge= braucht. Es ist ein Buch, das jeder ernste Sh.-Freund zur Hand haben sollte."

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Für wohlverdientes Lob war Schu. überhaupt nicht unempfänglich, aber die größte Freude hat er doch an der ausführlichen Besprechung seiner Arbeiten von Michael Bernays gehabt, welche 1884 in dem Aufsatz „Zum Studium des deutschen und englischen Sh.'s" (Beilagen zur Münchener Ztg. Nr. 307, 308, 309) erschien. Wenn es schon an sich erfreulich ist laudari a laudato, was in diesem Falle besonders hoch anzuschlagen war, so trat der bedeutende Gelehrte und fein empfindende Verehrer Sh.'s mit seinem Urteil erst 10 Jahre nach Erscheinen des Lerikons hervor, nachdem er, wie es in einer Zuschrift an Schm. heißt, sich ganz darin eingelebt. Wir übergehen, was B. in dem durchweg vorzüglichen und überall von der größten Hochachtung für Schm. durchzogenen Aufsatz über die Sacherklärenden Anmerkungen". und Schm.'s Mitwirkung an der Sh.-Uebersehung sagt, geben dagegen einen Teil desjenigen wieder, was sich auf das Lexikon bezieht. Das Werden eines solchen Werkes und die Aufdeckung der Motive, welche die Anordnung desselben leiteten, kann wohl in der meister

*) Zur Shakspearschen Tertkritik (Jahrbuch der Sh.-Gesellschaft III). Zur Tertkritik des King Lear 1879 (vollständig in der Auglia III). Die ältesten Ausgaben des Sommernachtstraums 1881. (Programm). Quartos und Folio von Richard III (Jahrbuch der Sh.-Gesellschaft (XV).

haft klaren Darstellung von B. auch dem Nichtphilologen Interesse abgewinnen.

„In den Jahren 1874 und 1875 empfingen wir die beiden gewichtigen Bände des Schm.'schen Wörterbuchs. Sie dürfen als ein Denkmal jenes Fleißes gelten, dem man das ehrende Beiwort des deutschen zu geben pflegt; sie bilden ein Schatzhaus der Sh.schen Sprache, das offen steht für jeden, der sich die Mittel zum wissenschaftlichen Verständnis des Dichters erwerben will."

Freilich waren für das Studium Sh.'s schon seit langer Zeit lerikalische Hilfsmittel in Bereitschaft, aber der Bedeutung unbeschadet, die diesen Arbeiten zukommt, darf man doch nicht übersehn, was ihnen fehlte und fehlen mußte. Ihnen fehlte die erschöpfende Vollständigkeit, die hier schlechterdings erfordert wird, wenn sowohl der Lerikograph selbst, wie diejenigen, die sich Rats bei ihm erholen, vor Irrtum und Unsicherheit bewahrt werden sollen."

Schm.'s Lexikon empfiehlt sich uns durch unbedingte Vollständigkeit vor allen früheren Werken, die ähnlichen Zwecken dienen. Die lyrischen und epischen Dichtungen sind hier ebenso gründlich ausgebeutet wie die als Sh.'s Eigentum anerkannten 36 Dramen, denen der Perikles sich beigesellt. Jedes Wort und jedes Wörtchen hat hier die gleiche Beachtung gefunden. Ja das Verbum wird in allen Formen und Flerionen vorgeführt, in denen es der Dichter auftreten läßt."

„Zweck und Anlage des ganzen Werks bedingen, daß es seinen Schwerpunkt in der sprachlichen Erklärung finde. Hier vornehm lich war es geboten, eine allseitig genügende Vollständigkeit anzustreben. Alle Bedeutungen, in denen der Dichter ein Wort anwendet oder die er ihm aufprägt, werden in wohlgeordneter Reihe vorgeführt und gesondert; mit der gleichen Sorgfalt werden die Verbindungen dargelegt, die ein Wort mit anderen Wörtern eingeht, sowie alle Beziehungen, in die es zu bestimmten Redeformen tritt, unter deren Einflusse der ursprüngliche Begriff eine mehr oder minder entschiedene Wandlung erfährt. Dem Lerikographen muß es ferner angelegen sein, einen jeden umfassenderen Artikel dergestalt zu ordnen, daß die Uebergänge deutlich werden, die von einer Begriffsbestimmung zur anderen leiten. Anschaulich müssen wir erkennen, wie aus dem ersten einfachen Begriff die ferneren

Bedeutungen sich abzweigen. So wird das Leben der Wörter vor uns ausgebreitet, wie es innerhalb der Grenzen der Sh.'schen Werke sich vielgestaltig entfaltet. Dieses also begrenzte Leben mögen wir vergleichen mit jenem weiten und freien, zu welchem das Wort im unbegrenzbaren Gesamtgebiete der Sprache gelangt ist. Dann lernen wir an der Fülle bestimmter Beispiele, wie der Dichter in und mit der Sprache schaltet, wie weit er sie beherrscht und wo diese ausgedehnte Herrschaft ihre notwendige Grenze findet. Wir erfahren, ob der Dichter das einzelne Wort anwendet, so wie es von der Sprache ihm dargeboten wird, oder aber die Bedeutung vertieft, es mit einem reicheren Gehalt ausgestattet und einer vielseitigeren Anwendung fähig gemacht hat. Das eigentümliche Sprachvermögen, die schaffende Sprachkraft des Dichters offenbart sich nicht nur da, wo er durch das Ungewöhnliche uns überrascht, durch das Neue und Seltsame unser Staunen erweckt. Manchmal können gerade die alltäglichen Wörter, die dem redenden Menschen als ein fortwährend benuttes Gemeingut gelten, uns jenes Verhältnis des Autors zum Sprachgeiste am einleuchtendsten darstellen. Wie ergiebig wird in diesem Sinne die Uebersicht der bekanntesten Verben, der Präpositionen und Artikel! Wer dieses Lexikon in wahrhaft wissenschaftlichem Sinne nußen will, darf nicht versäumen, eben den unscheinbarsten Wörtchen, wie by, to, the, an oder to beat, to make, to do, to take, eindringende Aufmerksamkeit zuzuwenden."

Wie gründlich aber auch die Erklärung alle Bedeutungen erschöpft, es würde ihr an überzeugender Kraft gebrechen, wenn sie nicht überall auf reichlich mitgeteilte Beispiele sich stüßte. Und zwar genügt es nicht, auf die Stellen zu verweisen, welche die gegebene Erklärung bestätigen sollen; sie selbst müssen in unverkürztem Wortlaut vorgelegt werden. Vollkommen beglaubigt wird das Citat aber erst durch genaue Angabe des Orts, wo der prü fende Leser es auffinden und, damit es seine richtige Beleuchtung. erhalte, es in den Zusammenhang der Dichterrede wieder einfügen kann. Alexander Schm. hat nicht genug daran, jeden Artikel seines Lerikon mit den erforderlichen Belegen zu versehen. Er begleitet jedes Wort mit einer lückenlosen Sammlung aller Belegstellen, die durch den ganzen Umkreis der Werke des Dichters verstreut find. So wird uns nicht nur der gesamte Sprachschaß überliefert:

wir lernen auch schon bei der ersten flüchtigen Betrachtung, welche Stücke dieses köstlichen Vorrats Sh. am liebsten benußt; diese unterscheiden wir ohne weiteres von solchen, die er seltener zum Gebrauche heranzieht; und wenn sich bei Wörtern wie coagulation, divineness, palmy, nur eine einzige Belegstelle findet, so können wir auch sicher sein, daß er in der That auch nur ein einzig Mal nach jenen Ausdrücken gegriffen."

Die unbedingte und lebhafte Anerkennung, welche Bernays dem großen Werke zollte, war der schönste Ehrenkranz, der Schm. zu teil werden konnte. Zwar that er seiner Gewohnheit nach nichts dazu, auf die glänzende Würdigung aufmerksam zu machen, aber wenn einer seiner Freunde, der zufällig von ihr erfahren, sie gegen ihn erwähnte, so leuchtete doch sein Auge von Freude hell auf. Seinen Dank an B. sprach er in einem Briefe aus, der von K. Lenzner in der Auglia mitgeteilt ist. Auffallen mag folgende Stelle darin: Sie haben den Plan des Ganzen so klar und mit solchem Verständnis dargelegt, daß ich es selbst nicht hätte so gut machen können. In manchen Punkten, wo mich gewissermaßen nur der Instinkt leitete, bin ich erst durch Sie über meine eigenen Absichten ins Klare gekommen."

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Seitdem Schm. ein Sechziger geworden, ging es mit seiner Gesundheit merklich abwärts. An Schlaflosigkeit hatte er schon lange gelitten, jezt traten bisweilen Schwindelanfälle ein, und es wurde ein Herzfehler konstatirt. Er, früher ein rüstiger Fußwanderer, mußte seine Spaziergänge mehr und mehr einschränken. Doch seine geistige Kraft blieb ebenso rege, wie sie bis dahin gewesen, und das Maß seiner Arbeitszeit ließ er sich nicht verkürzen, er sagte noch immer: „Meine größte Freude ist die Arbeit." Nur hielt er es Michael 1885 für angezeigt, seine Thätigkeit in der Schule nach 44 jähriger Dienstzeit aufzugeben und in den Ruhestand zu treten.

Er hatte wohl Grund sich ein långeres und gesundes Leben zu wünschen; er war als eine der ersten Autoritäten auf dem Felde der Sh.-Literatur anerkannt und stand in brieflichem Verkehr mit zahlreichen deutschen und englischen Genossen, welche ihm gern ihre neuen Arbeiten vorlegten und ihn um Urteil und Rat angingen. K. Lenzner nennt ihn seinen väterlichen Freund" und so wurde er auch wohl von den anderen jüngeren Gelehrten

dieses. Kreises angesehen. K. Lenzner und Robert Boyle haben ihn mehrmals in Königsberg besucht. Mit W. Herzberg, der ihm sein. „erster und liebster Freund" war, hat er drei Jahrzehnte hindurch in einem zeitweise sehr lebhaften Briefwechsel gestanden, welcher in der ersten Zeit meistens persönliche Angelegenheiten betraf, bald aber auf Grund ihrer beiderseitigen warmen Liebe für Sh. zu einem wissenschaftlichen Bande zwischen ihnen wurde, das sich in unveränderter Weise bis zu H.'s Tode 1879 erhielt. Für ihn gewährte in Schm.'s lezten Jahren R. Boyle Ersaß, dem er und der ihm sehr zugethan war. Die 9 Briefe, welche B. von Schm. erhalten, nannte er nach dessen Tode seine „Schäße", und mit welchem Interesse er an Schm.'s Persönlichkeit hing, spricht er in einer Briefstelle nach einem kurz vorher gemachten Besuche aus: „I hardly take up your Lexicon without seeing the little wood in the valley on the Hufen (Luisenwahl) and your kind face beaming on me, as it did when you spoke of some favourite passage in Shakespeare.“

1884 erhielt Schm. von seinem Verleger die Nachricht, daß die erste Auflage des Lerikons vergriffen sei. Dies freute ihn auch darum, weil ihm eine neue Auflage Gelegenheit gab, die nicht unbedeutende Zahl der Druckfehler und anderen Versehen in der ersten auszumerzen. Er schrieb: „Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, eine absolut fehlerfreie Ausgabe herzustellen und demgemäß das Werk Zeile für Zeile durchzugehn und sie auf ihre Richtigkeit zu prüfen." Man kann sich denken, wieviel Geduld und unablässig gespannte Aufmerksamkeit die Berichtigung eines fast 1500 doppelspaltige enggedruckte Seiten zählenden Buches nötig machte. Und was die Arbeit sehr erschwerte, schon die erste Auflage war stereotypiert worden, so daß die Korrekturen genau denselben größeren oder kleineren Raum einnehmen mußten wie vorher die Fehler.

Die Krankheit wurde unterdessen immer ernster. Von Zeit zu Zeit hatte er heftige Anfälle von Asthma und seitdem erlahmte seine Arbeitskraft. 1886 schrieb er an Boyle: „Was meine Beschäftigung betrifft, so ist sie jetzt wesentlich epikureischer Art. Ich lese viel, aber das wenigste zu bestimmten Aufgaben, sondern zu einfachem Genuß. So seit circa 40 Jahren wieder den Homer, und mit höchstem Entzücken." Aber er fügt hinzu: „Vielleicht fällt auch auf diesem Wege etwas für Sh. ab." Schade, daß er ver

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