Bote. Zwar Gaza steht, doch seine Kinder alle Du meldest Schlimmes, doch für Israel Bote. So tröst es dich, es kommt des Grams genug. Sag' an, durch wen? Manoah. Bote. Durch Simson. Dies vermindert Den Schmerz noch und verkehrt ihn fast in Lust. Bote. Manoah, ich will nicht allzuplöglich Aussprechen, was zu bald nur kommen muß, Daß nicht der bösen Zeitung rauher Stoß Dein altes Ohr zu tief verwunden möge. Manoah. Sprich; Ungewißheit wird zur Folterqual. Bote. Vernimm das Schlimmste denn: Simson ist tot. Manoah. Das Schliminste, ja! Dahin ist all mein Hoffen! Denn vollgewichtig hat sein Lösegeld Der Albefreier Tod nun abgezahlt. Wie eitel Wind war meine heut'ge Freude Auf seine Freiheit, eine Fehlgeburt, Der ersten Frühlingsblüte gleich ereilt Von dem Nachzüglerschwarm des Winterfrosts! Das Leben schändet oder krönt der Tod. Er fiel, von seinen Feinden unverwundet. Manoah. Gewaltthat an sich selbst! Was bracht' ihn unter Feinden mit sich selbst So bald in Zwist? Bote. Ein unvermeidlich Schicksal. Vernichten war zugleich Vernichtetwerden. Manoah. So schlug dich selbst zulegt die Ueberkraft! Bote. Geschäfte führten früh mich in die Stadt, In Spielen aller Art dem Volk zu zeigen. Es schmerzte mich, daß er gefangen war, Doch dieses Schauspiel mocht' ich nicht versäumen. Des Volkes, lärmend pries es seinen Gott, An seinen Platz, und was man ihm nur aufgab, Die Säulen; feinen Führer bat er dort So hörte ich von näher Stehenden Ihn so zu stellen, daß die müden Arme Und mit der Kraft gehemmter Wind' und Wasser, Und rüttelt er an jenem Säulenpaar; Auf alle nieder, welche unten saßen, Auf Fürsten, Führer, Räte oder Priester, Chor. Theuer erkaufte Rache, doch vom Ruhm verschönt! Du erfülltest in Sterben und Leben Dein Werk, das der Engel prophezeit! Und unter Erschlagenen, sieggekrönt, Nicht frevelnd, eiserner Notwendigkeit Und ihrer mehr noch mußten durch dein Sterben Halbchor. In ihres Herzens erhöhter Lust, Von Gößenandacht trunken und von Wein, Und übervoll vom Fett der Rinder und Ziegen, Lobsangen sie dem Gößen, priesen ihn Vor dem Lebendigen, dem Gott des Zorns, Da fandt' er unter sie den Geist des Wahns, Und sie zu tollem Begehren trieb, Ihren Verderber herbeizurufen; Auf Spiel und Lust allein bedacht, Ihr eignes Unheil hastig herbei. Halbchor. Doch er, des Lichts beraubt, Verachtet, und erloschen schon geglaubt, Doch hell sein innres Auge, Seine Tugend zur Flamme plöglich Unter der Asche angefacht,` Kam nicht wie der Drache der Nacht, Des Dorfes zahm Geflügel Im Schlaf auf seinen Stangen Zu überfallen, nein dem Adler gleich Schlug auf ihr Haupt sein wolkenloser Donner. Die Tugend, die für nichts mehr galt Und unterdrückt schien und verloren, Hebt gleich dem Vogel, der, aus sich gezeugt Und Hausend in Arabiens tiefstem Wald, Nur sich und keinem zweiten gleicht, Verzehrt vom Feuer, das als Opfer wallt, Doch in der Asche neu geboren, Aus Ohnmacht sich in blühender Gestalt, Zu größerm Werk erkoren; Und ob der Leib auch stirbt, es lebt der Ruhm In aller Zeiten Heiligtum. Diesen lezten Gedanken, daß der echte Wert aus jeder Verdunkelung sich wie der Phönir aus seiner Asche zu neuem Glanze erhebe, und daß der wahre Ruhm nicht untergehen könne, hat man auf Miltons Denkmal in Westminster zu sehen vorgeschlagen als das Treffendste, was sich über sein persönliches und literarisches Schicksal sagen lasse; und mit ihm lassen Sie uns darum auch heute von dem Dichter Abschied nehmen. |