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Der schüßende Genius kommt zu den Brüdern in seiner Schäfertracht und berichtet, wie die Schwester von Comus umgarnt sei; der jüngere Bruder giebt sich der Verzweiflung hin, der ältere beharrt in seinem Vertrauen:

Denn (jagt er) gegen Zaubertrug und Bosheit

Und gegen jene Macht, die Irrende

Den Zufall nennen, halt' ich daran fest:

Der Tugend kann man drohen, doch nicht schaden,
Gewalt versuchen, doch sie nie bewält'gen;
Ja, was die Feinde ihren Fall gewähnt,
Wird in der Prüfung ihre Glorie;

Das Schlechte aber, auf sich selbst zurück

Gescheucht, wird nicht mit Gutem mehr sich mengen,
Und endlich, wie ein fauler Niederschlag,

In ewigem und ruhelosem Wechsel

Sich in sich selbst verzehren; trügt mich dies,
Dann ist das Pfeilerfirmament Verwesung,
Dann ruht die Erd' auf Stoppeln.

Alle drei machen sich auf, den Palast des Comus zu stürmen und das Fräulein zu retten, nachdem der Genius den Brüdern ein Kraut gegeben, welches sie gegen den Zauber des bösen Geistes sichert, und ihnen eingeschärft, ihm seine Rute zu entreißen. Die Scene verwandelt sich in einen stattlichen Palast, reich an Allem, was die Sinne verführt; das Fräulein sizt auf einem Zauberstuhl; Comus bietet ihr sein Glas an, sie schiebt es bei Seite und macht Miene aufzustehen.

Comus.

Nein, bleibe sizen; schwing' ich diesen Stab,
So werden deine Glieder starr wie Marmor,
Und Du ein Steinbild, oder festgewurzelt
Wie Daphne durch Apoll.

Fräulein.

Thor, prahle nicht.

Dein Zauber fann die freie Seele nicht
Antasten, wenn du auch die Körperrinde
Gefesselt hast, so lang' es Gott gefällt.

Comus.

Was quält dich, Fräulein? Warum grollst du mir?

Hier wohnt kein Groll und Haß; die Trauer naht

Nicht diesem Thor; hier thronen alle Freuden,
Wie Phantasie sie zeugt in Jugendtrieben,
Wenn junges Blut sich regt und schneller kreist,
Wie Frühlingsknospen frisch in Primelnzeit.
Und schaue hier zuerst den Labetrank,

Der in krystallner Schranke flammt und perlt,
Mit duft'gem Geist und Kräutersaft gemischt.
Nicht das Nepenthes, das der Helena
Thon's Gattin im Aegypterlande gab,
Weckt so wie er zur Freude, ist wie er
Des Lebens Freund und Kühlung für den Durst.
Was solltest du dir selber grausam sein
Und diesen weichen Gliedern, die zu Huld
Und zarter Pflege die Natur geliehn?
Doch du vergehst dich an dem Unterpfand,
Behandelst rauh, was du zu anderm Zweck
Empfangen hast, dem bösen Borger gleich,
Und höhnst das Alle bindende Gesez,
Dem schwache Sterblichkeit sich fügen muß:
Erholung nach der Last, Genuß nach Qual.
Des Mahls und zeit'ger Rast bedürftig, hast
Du schwer dich abgemüht. Doch, holde Jungfrau,
Dies bringt bald Alles wieder.

Fräulein.

Falscher Heuchler,

Es bringt die Wahrheit nicht, die Treue wieder,

Die von der Lügnerzunge du verbannt.
War dies der sichre Ort, von dem du sprachst?
Was wollen diese Ungeheuer mir

Mit ihren Fragen? Schüße mich, o Himmel!
Hinweg, Betrüger, mit dem Giftgebräu!
Mit Falschheit und verlarvter Hinterlist
Hast meine gläub’ge Unschuld du berückt,
Und möchtest nun mit Tränken, wohl geeignet
Ein Tier zu födern, hier mir Fallen stellen?
Und wär' es auch ein Trunk für Juno's Mahl,

Ich rührte die verräterische Gabe

Nicht an; das Gute kommt von Guten nur,

Und was nicht gut ist, kann nicht köstlich dünken

Dem wohlgeregelten und weisen Wunsch.

Comus.

O Menschenthorheit! Grämlichen Doctoren

Im Stoa - Mantel leihen sie Gehör,

Und ihr Orakel ist der Cyniker,

Der in der Tonne hagres Darben preist.
Wozu hat die Natur mit voller Hand,
Nie fargend, ihre Gaben ausgestreut,

Mit Herden, Früchten, Düften rings das Land,
Das Meer mit zahllos reicher Brut gefüllt,
Wenn nicht dem Wunsch zur Lust und Sättigung?
Sie lehrte Millionen Würmer spinnen

Und glatte Seide, zu der Söhne Schmuck,
In grüner Werkstatt weben; und damit
Kein Winkel leer sei, schloß sie kostbares
Gestein und Gold in ihre Lenden ein
Für ihre Kinder. Wollte alle Welt
Den Mäß'gen spielen bei der Linsenkost,

Dem Trunk aus Quellen und dem Kleid von Fries,
Der Geber bliebe ohne Lohn und Dank,

Sein Reichtum kaum erkannt und doch verschmäht;
Wir dienten ihm als einem fargen Herrn,
Der neidisch geizend seinen Schah verschließt,
Nicht Söhne, nein Bastarde der Natur,

Die unter ihrer eignen Fülle Druck
Und wüster Fruchtbarkeit ersticken müßte.
Das Land wär' überwuchert, Fittige
Verdunkelten die Luft, die Ueberzahl

Der Herden ließe ihren Herr'n nicht Raum,
Das Weltmeer würde schwellen, und sein Grund,
Die Stirn mit ungesuchten Sternen schmückend,
Von Perlen flammen, daß der Tiefe Volk
Das Licht ertragen lernt' und aufwärts käme
Mit frechem Blick die Sonne anzuschaun.
So sei nicht spröde, Fräulein, laß dich nicht
Vom prahlerischen Stichwort Keuschheit thören.
Die Schönheit ist die Münze der Natur,
Und muß nicht rosten, sondern Umlauf haben;
Beglückt beglücken, giebt ihr erst den Werth;
In eitlem Selbstgenusse wird sie schaal.
Es kommt die Zeit, wo sie, der Rose gleich,
Verschmäht, mit mattem Haupt am Stiele welft.
Zum Prangen braucht Natur die Schönheit, zeigt
Sie gern an Höfen und bei hohen Festen,
Daß viele ihres Werks sich wundernd freun.
Was häßlich ist, das mag die Freuden hassen,
Es stimmt zu seinem Namen; grobe Züge
Und fahle Wangen mögen das Modell
Handhaben und das wollene Gespinnst ;

Dazu thut keine Rosenlippe Not,

Kein liebestrahlend Aug' und duft'ge Locken. In diesen Gaben lag ein andrer Sinn; Nimm guten Rat an, denn noch bist du jung.

Fräulein.

Ich thäte nicht in so entweihter Luft

Die Lippen auf, wenn nicht der Gaukler dächte,
Er täusche, wie mein Auge, auch mein Urteil
Mit Frrwahn in der Hülle der Vernunft.
Ich hass' es, wenn das Laster keck den Pfeil
Abdrückt, und Tugend keine Zunge hat.
Verleumde nicht, Betrüger, die Natur,
Als wollte sie, daß ihre Kinder schwelgten
Im Ueberfluß; als gute Schaffnerin
Bestimmt sie ihren Vorrat nur dem Guten,
Der in ihr nüchternes Gesetz sich fügt
Und heilig achtet das bescheidne Maß.
Wenn jedem Edlen, der in Mangel darbt,
Ein mäß'ger Anteil würde nach Gebühr
An dem, was wüst verwöhnte Ueppigkeit
Im Ueberfluß auf wenige gehäuft,
Dann würd' in wohlgewognem Ebenmaß
Der Schöpfung voller Segen ausgeteilt,
Und sie von ihrer Fülle nicht beschwert.
Das wäre auch dem Geber bessrer Dank,
Und Preis, wie er sich ziemt. Denn Völlerei
Schaut nie zum Himmel auf vom Luftgelag;
Sie schlingt hinab in viehisch stumpfem Undanf
Und lästert den Ernährer. Fahr' ich fort?
Hab' ich genug gesagt? Wer seine Zunge
Ruchlos zu waffnen wagt mit Spötterwort
Wider der Keuschheit lichtumwobne Macht,
Ich möcht' ihm etwas sagen, doch wozu?
Dir fehlen Ohr und Seele, den erhabnen
Begriff zu fassen und die Offenbarung,
In der die heil'ge ernste Lehre sich
Der Frauentugend ahnungsvoll enthüllt,
Und du verdienst kein größres Glück zu schaun
Als dies dein jezig Loos. Drum sei vergnügt
In deinem Wig und deiner Redekunst,

So wohl geschult in eitlem Blendgefecht!
Du bist der Mann nicht, den man überführt!
Thät' ich's, die unermessne Herrlichkeit
Der reinen Sache würde meinen Geist

Entflammen zu so heilger Leidenschaft,
Es sollten stumme Steine mit mir fühlen,
Der träge Erdenball in jedem Nerv
Erbeben, daß dein stolzer Zauberbau

In Trümmer bräche auf dein falsches Haupt.
Comus.

Sie fabelt nicht, ich fühle mich erbangen
Vor einer höhern Macht, die aus ihr spricht.
Nicht bin ich sterblich, doch mich überthaut
Ein falter Schauder, wie wenn Jovis Zorn
Mit Erebus' Verließ Titanen dräut
Und Donner spricht. Hier gilt Verstellung;
Ich muß sie stärker prüfen. G'nug davon!
Dies ist Moralgeschwäß, und widerspricht
Durchaus den Grundgesegen unsrer Zunft;
Ich leid' es nimmermehr; doch ist es nur
Die Hefe melancholischen Geblüts;

Dafür sieh hier die Kur; wenn du nur nippst,
Wird sich der trübe Geist in Wonne baden,

Wie sie kein Traum gesehn. Sei weis' und koste.

In diesem Augenblick dringen die beiden Brüder mit gezoge= nem Schwert in den Saal und treiben Comus mit seiner Rotte hinaus, lassen ihn aber mit seiner Rute entkommen. Um das auf den Sessel festgezauberte Fräulein zu befreien, ruft nun der Genius die Severn-Nymphe Sabrina an, welche heraufsteigt und das magische Band löst. Die Scene verwandelt sich in das Schloß des Grafen Bridgewater, welchem der Genius seine geretteten Kinder zuführt. Eine Mahnung zur Tugend, welche allein frei mache, beschließt das Ganze.

Fast 40 Jahre liegen zwischen diesem ersten und dem zweiten und letzten Drama Miltons, seinem Schwanengesang Samson Agonistes.

Die englische Revolution von 1640-60 hatte ihren Kreislauf vollendet. Die Bewegung war zu demselben Punkt zurückgekehrt, von welchem sie ausgegangen, und alle gebrachten Opfer schienen vergeblich gewesen zu sein. Das alte Regiment war wiederhergestellt mit allen alten Neigungen, und mit erhöhter Kraft, denn es stüßte sich auf einen Bundesgenossen, den die frühere Zeit nicht gekannt, die Furcht vor der Revolution. Ein neues Geschlecht, welches nur die Härten der lezten Vergangenheit empfun

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