Was kann der Seele Reit, und unser Glück vergrössern ? Geht seiner Kräfte Zug nicht auf Vollkommenheit, Allein dem Zauberer in tåuschenden Gestalten, Dem Eigennuß gelingts, den Vorzug zu erhalten, Der allgemeiner Huld und dem Geschmack gebührt, Der nur die kleine Zahl der besten Seelen rührt. Ein schnöder Eigennuß steht ißo an der Stelle Des alten Götterschwarms des Himmels und der Hölle. Ihm weiht, ihm opfert sich das menschliche Geschlecht: Sein Tempel ist die Welt, und die Gewalt sein Recht. Als Schöpfer des Betrugs, des Zanks, der falschen Eide, Hat er an Bosheit Luft, und an Processen Freude; Giebt Secten, deren Band oft nur ein Wort zerreißt, Den Groll und Gegengroll, und den Verfolgungsgeift, Und lehrt, aufs irrigste, des Bias Regel fassen, Vergebens sieht ein Fürst in lehrenden Geschichten Und Treu und Glauben oft in ihren Hånden litten: Hat ihn der Himmel nicht mit seltner Kraft versehn, So wird er nur zu schwach Versuchern widerstehn. Der Hoheit Selbstbetrug vereitelt seine Güte, Der Schmeichler Hinterhalt umzingelt sein Gemüthe Nennt Unterdrückung Ernst, und Macht das höchste Gut, Lift Klugheit, Leichtsinn Wig, und Kriegssucht Heldenmuth, Verschwendung güldne Zeit, der Sitten Blendwerk Tugend, Und alte Lüsternheit des Fürsten neue Jugend. So meisterlich erstickt der Sklaven Redekunft In der Monarchen Bruft den Keim der Menschengunft, Der Sik geheimer Noth und öffentlicher Pracht, Der Hof ist nicht der Ort, der Freundschaft herzlich macht; Wo gleich gefährlich ist, auf steiler Würde Spizen, Zu wenig und zu viel Verdienste zu besitzen, Wo (nur in Deutschland nicht) ein gaukelnder Bathyll Den Staat regieren hilft, wann er nicht tanzen will, Lebendige Pantins (13) von lächerlichen Gaben, Durchs Recht der Achilichkeit, (14) die größten Gönner haben, Und jede Leidenschaft sich tausendfach verbirgt, Ein Todfeind uns umarmt und in Gedanken würgt, Und die Geschicklichkeit, im Loben selbst zu hassen, Wo Anmuth Wiß gebiert, und Wiß ein sichres Scherzen, Weil niemand finnreich wird, um seinen Freund zu schwärzen; Wo man nie wissentlich Verheissungen vergißt, Und Redlichkeit ein Ruhm, und Treu ein Erbgut ist, Wie in Arcadien. Erkauft das Gold der Reichen Sich Freunde solcher Art, die rechten Hirten gleichen? Nie hätte Tåsars Macht ein Meuchelmord erhöht, Wår an dem krummen Nil der König ein Damôt. Wår ein Pompejus dort nur ein Menale gewesen, Als er des Pharons Strand zur Zuflucht sich erlesen. Doch ihm erwies man nicht die so verdiente Huld. Nur seine Größe war an seinem Tode Schuld. Und so sprach Theodot: (17),, Die Einfalt steter Treue Der gute, blinde Tricb stürzt in Gefahr und Reue. ten. 29 |