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Verzweiflung bey Gefahr, und Unempfindlichkeit
Bey allen Predigten von Selbstzufriedenheit. (12)

wie beglückt ist der, auf dessen reine Schäße Nicht Fluch noch Schande fällt, noch Vorwurf der Geseße, Der aus dem Ueberfluß, den er mit Recht besigt, Der Armen Blösse deckt, und ihre Häuser stüßt, Die Künstler kennt und hegt, mit seinem Beystand eilet, Und mit gewohnter Hand des Kummers Wunden heilet! Vor ihm verlieren sich die Zähren banger Noth. Die Milde seiner Huld entfernt der Greisen Tod, Zieht ihre Kinder auf, die Våter zu verpflegen, und wird ein Gegenstand von ihrem legten Segen. Die Luft an aller Wohl beseelet, was er thut. Es ist sein Eigenthum ein allgemeines Gut. Es überfließt sein Herz, der innre Freund der Armen, Von reger Zärtlichkeit, von götilichem Erbarmen.

Ja Titus irrte nicht: (13) Der Tag ist zu bereum, An welchem wir durch nichts ein leidend Herz erfreun. Als Bürger einer Welt sind wir dazu verbunden ; Verloren ist der Tag, und schändlich sind die Stunden Haged. Ged, I. Th.

Die, wann wir fähig sind, Bedrängten beyzustehn, Beym Anblick ihres Harms uns. unempfindlich sehn; Wann Mitleid, Lieb und Huld mit Seufzern sich verschleichen,

In enge Winkel fliehn, und dir, an Falschheit, gleichen,

Du Rath der Heiligen, die ftolze Demuth krümmt! Zunft die den Brüdern schenkt, was sie den Menschen nimmt :

Die mit der frommen Hand, die sich zur Andacht faltet,
Nach ihrem innern Licht das Zeitliche verwaltet,

Die Jünger feister macht, sonst alle von sich stößt,
Die Nackenden bekleidt, Bekleidete entblößt,
Nur philadelphisch liebt, in allem, was geschiehet,

So schlau, als Saint-Cyran, (14) den Finger Gottes

fiehet,

Sich für sein Hauflein schäßt, und, falscher Bilder voll, Die Welt ein Babel nennt, dem man nichts opfern soll.

Der Allmacht mildre Gunst zeigt sich in jedem Falle; Nichts schränkt ihr Wohlthun ein; ihr Segen strömt auf alle.

Der, dessen kleines Herz, nach klügelndem Bedacht, Das Brodt, das er verschenkt, recht schwer und steinern macht, (15)

Gleicht Neidern fremden Glücks, die selbst kein Glück verdienen,

Verläugnern der Natur und hündischen Gryphinen.

Die Baarschaft, die zu sehr an fargen Fäusten klebt, Nur ihrem Hüter lacht, der stets nach mehrerm strebt; Der Reichthum, der vertheilt so vielen nüßen würde, Und aufgethürmtes Gold, sind eine tødte Bürde, Bis sie ein Menschenfreund, den nicht ihr Schein er

gert,

Zu vieler Glück beseelt und in Bewegung seßt.

Die Kunst versteht Fatill, der, Großen nachzuahmen, Reichsgråflich kauft und baut, und einen edlen Namen, Nach dem sein Diener oft so edel ist als er,

Durch Aufwand edler macht, und zu vergessen schwer. Er lebet ritterlich, und seines Reichthums Quellen Verrauschen schnell und stark, gleich jenen Wasserfällen,

Die seiner Gårten Schmelz, durch Kosten eitler Pracht, Weit mehr, als durch Geschmack,berühmt und stolz gemacht: Wo inCybelens Mund sich Schaum und Strahlen krumen, Die Liebesgötter speyn, und Huldgöttinnen schwimmen, Und in dem Grottenwerk, das eine Fama stüßt,

Vulcan im Schwall erstarrt, Neptun im Trocknen sißt.
Vielleicht verkleidet er, den Pöbel zu verblenden,

Den unbemerkten Geiz in schimmerndes Verschwenden.
O nein! der Schmeichler Lob bläht seinen Uebermuth,
Und seine Hofart wirkt, was nie sein Mitleid thut.
Sein Stolz hilft andern auf, weil sie ihn glücklich nennen,
Und ist den Künften hold, auch ohne sie zu kennen.
Er ftimmt die Tugenden der spröden Sångerinn,
Trok aller Heischerkeit, trok allem Eigensinn ;
Bereichert durch den Preis; den er Verdiensten zahlet,
Die Nadel, die ihm stickt, den Pinsel, der ihm mahlet;
Und was er andern nicht an baarer Gunst erweißt,
Das ziehet, der ihm baut, und der ihm niederreißt,
Und stets mit blindem Fleiß, so bald er es befiehlet,
In Kammern Pflaster seht, und nur die Såle diehlet.
Ihm ftellt ins Schlafgemach, das er allein erfand,
Die Säulen-Ordnung Rom, Paris die Spiegelwand,

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Vor der, in hellem Erzt und fluffenweis' erhöhet,
Der lächelnde Fatill auf schwarzem Marmor stehet.
Ein flitternd Blumenwerk bebt um des Fensters Fach.
Den nahen Pferdestall bedeckt ein kupfern Dach.
Nicht weit von diesem ruht, der Baukunft zum Erempel,
Auf Pfeilern deutscher Art ein Göttervoller Tempel;
So prächtig, daß der Stolz, den Kennern zum Verdruß,
Hier nichts der Kunft geweiht, als bloß den Ueberfluß :
So offen, daß, so bald der Nord die Zinn erschüttert,
Der bange Jupiter mit allen Bligen zittert,

Daß jüngst ein Regenguß Minerven fast verschwemmt,

Und daß ein Wiedehopf - - Doch horcht! Der Hausherr

fommt:

Er kömmt! Es meldet ihn, und seines Glücks Genossen
Das rasselnde Geräusch raschrollender Caroffen.
Sein Schwemmer fåhrt vorauf, aus dem der große Mann ·
Sein wichtiges Gesicht den Leuten zeigen kann,

Die, wann sie seinen Zug auch nur von weitem hören,
Bewundernd stille stehn, und ihn mit Grüssen ehren.
Nun sind die Gäfte da. Er führt sie allzumal,
Nach langem Wortgeprång, in seinen Tafelsaal,

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