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Flavius.

So kann denn beider Wohl nicht mehr vereint bestehen? So wird man heute nicht in Varus Lager gehen?

Sigmar.

Mein Sohn, ich habe noch zu Cåsars Zeit gelebt,
Vor dem der Erdenkreis und selber Rom erbebt'.
Dieß war ein andrer Held, als diese trågen Seelen,
Die nur geboren sind, durch Geiz die Welt zu quålen;
Auf fremde Siege stolz, in feiger Wollust ruhn,
Und nichts aus Ehrbegier, aus Geldsucht alles thun.
Selbst Cåsar konnte nur bei andern Furcht erwecken;
Uns zu bestegen stark, zu schwach uns zu erschrecken.
Und den Ariovist hat nie sein Drohn gebeugt,
Daß er vor Cåsars Macht mit Schmeicheln sich geneigt.
Umsonst hieß dieser ihn nur nåher zu ihm kommen;
Was jeßund Varus hört, hat Casar auch vernommen.
Nein! sprach Ariovist, wollt' ich den Cåsar sehn,
So wår ich nicht zu stolz, und wollte zú ihm gehn.
Dieß tann auch Casar thun, wenn Cäsar mich begehret.
Flavius.

Doch ist der leichte Dienst dem Varus bald gewähret.

Sigmar.

Ein leichter Dienst wird schwer, wenn er die Ehre kränkt.

Flavius.

Wer weiß, ob Varus uns in Schimpf zu bringen denkt?

Sigmar.

Soll sich ein freyer Fürst nicht des Gehorsams schämen? Und soll ich ein Gesetz von fremden Richtern nehmen?

Flavius.

Wir bleiben dennoch frei, spricht Rom uns gleich das

Recht.**

Sigmar.

Wem Rom Gesetze giebt, der ist der Römer Knecht.

Slavíus

Slavius.

Rom lehrt uns Kunst und Wiß, und zähmt, die wilden

Sitten.

Sigmer.

Rom jagt die Unschuld weg aus den beglückten Hütten.

Flavius.

Ich habe Rom gesehn, und trau ihm Gutes zu.

Sigmar.

Ich hab es nicht gesehn, und tenn' es mehr, als du.pare

Slavius.

Verwirfst du Kunst und Wis, die doch den Völkern nåßen?

Sigmar.

Berflucht sey Kunst und Wiß, wo sie die Laster stüßen! Mein Sohn, der Himmel schenkt dem Menschen Wiß und Kunst,

Als Mittel unsers Wohls und Zeichen seiner Gunst,
Doch der bethörte Sinn hat ihren Zweck verkehret;
Was seinem Glücke dient, hat seine Noth vermehret.
Kaum hat der Künste Glanz die Rauhigkeit verdrångt;
So wird das Herz erweicht, das am Vergnügen hångt,
Zur Wollust sinnreich wird, auf Pracht und Schäße dichtet,
Und sich von andrer Wohl auf seinen Vortheil richtet:
Bis endlich Eigennuß die Treu fürs Vaterland,
Und fauler Müssiggang den Trieb nach Ruhm verbannt.
So liegt die Einigkeit, sammt Kraft und Muth darnieder,
Und was durch Künste stieg, das fällt durch Künfte wieder.
Sohn, sieh doch Nom einmal mit diesen Augen an:
Ein Blick von solcher Art, ist, was dir nüßen kann.

Flavius.

So soll der Deutsche stets in schlechten Hütten wohnen?

Sigmar.

Hier frey seyn gilt mir mehr, als in Palåsten frohnen.

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Flavius.

Mich tränkt, daß man in Rom mich einen Barbar heifft.

Sigmer.

Du bist gefttet gnug, wenn du zu kriegen weisst.

Du bist 9

Slavius."

Auch wie ich kriegen soll, wird Nom mich besser lehren.

Sigmar.

Du irrest. Zwar sein Witz wird deine Waffen mehren, Doch seine Wollust schwächt den Urm, der sie gebraucht. Was nüßt die Kriegeskunst, wo Kraft und Muth verraucht?

Slavius.

Was aber nüßt der Muth, wenn niemand von mir håret? Sigmar."

EuDu schäßeft es für nichts, wenn dich dein Volk verehret?

Flavius.

Blüht Wig und Kunst durch mich, so tennt mich alle

Welt.

Sigmar.

Was hilft dirs, wenn sie dich für seig und weibisch hålt?

night, and Slavius.

Von: Tapferkeit und Muth soll Rom mich nicht entfernen; Roms Laster will ich fliehn, und seine Künste lernen,

Sigmar.

Du trauest dir zu sehr. Nimm deiner Wohlfahrt wahrl Ber bösen Meistern folgt, begiebt sich in Gefahr.

Slavius.

Mein Vater, prüfe mich, ob du mich träge findest,
Sigmat.

Wohl! aber denke nach, wozu du dich verbindest,
Du kannst ja nicht zugleich ein held und Sklave seyn.
Wo du nicht trage bist, musst du dein Volk befreyn.

Rom

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Rom wird, wenn du ihm dienst, dich mit Verachtung nennen.
Geh, jage Rom in Furcht, soll és dich näher kennen!
Verlangst du Ehr und Lob; sie sind dein Eigenthum!
Thu recht, und laß der Welt die Sorg um deinen Ruhm.
Auch ich bin hoffnungsvoll. Das Lob, das ich erworben,
Soll bei den Enkeln blühn, wenn ich schon längst gestorben;
Ob gleich mein fester Sinn, der nur die Tugend fäßt,
Sich fremder Weichlichkeit und Macht entgegen seßt.
Ich geh, das deutsche Volk in seinem Muth zu stärken.
Laß, Hermann, diesen Tag des Herzens Adel merken!
Sey du der Römer Feind, und dann so siehe zu,
Wer mehrern Ruhm erjagt, dein Bruder, oder du.

bermann Flavius.

Hermann.

So haft du, Flavius, in Rom nur dies gelernet, Wie sich ein edles Herz von seiner Pflicht entfernet? An aller Tugend statt, die du vordem geehrt,

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Hat Roms gerühmter Wiß dich untreu seyn gelehrt? Hast du den Namen selbst, der dir von Rom gekommen, Und der dir süße klingt, nur darum angenommen, Damit, wenn einst dein Arm mit deinen Bürgern ficht, Für dein verrathnes Volk kein deutscher Name spricht? .........

Hat mich nicht Rom, wie dich, gelehrer und ergdget? So oft ein wildes Thier, das man zum Kampf verheßet, Im Schauplah brüllend sprang; so oft auf ebnem Sand' So manch erhitztes Paar geübter Fechter stand; So oft der Rose Lauf, auf den geschwinden Wagen, Der Jugend muntre Schaar nach Ziel und Sieg getragen: Hast du bei solcher Lust mich jemals kalt gesehn? Doch dieses lasse nie des Himmels Schluß geschehn, Daß ich, wenn meine Pflicht mein Blut zum Opfer wollte, Um eitler Spiele Pracht mein Belk verräthen sollre!

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flapius.

Ach, Hermann, martre doch des Bruders Seele nicht! Wenn Deutschland Rom bekriegt, so weiß ich meine Pflicht, Doch kann ich ohne Schmerz mich meinem Trieb entreissen? Auch Rom hat noch ein Recht, mein Vaterland zu heiffen; So lange dieser Ring an unsern Fingern prangt, Mit dem wir Bürgerrecht und Ritterschaft erlangt. Hermann.

Erwähne mir nur nicht dieß nichtige Geschenke.. Meinst du, daß ich mit Lust an meine Knechtschaft denke? Nein, Bruder, dieser Ring schimpft eines Deutschen Hand, Die Freiheit adelt mich, und nicht ein fremdes Land. Ich schwdr in diesem Hain: Ihr Götter seyd zugegen! Dieß Zeichen meiner Schmach will ich nicht von mir legen, Bis ich mein Volk durchs Schwerdt von seiner Dienstbärkeit, Und mich vom Bürgerrecht des stolzen Roms befreit; Und euch, als Sieger, dann zugleich mit diesem Ringe Auch manchen güldnen Ring erschlagner Römer bringe. Slavius.

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Ah, du erwägest nicht, daß Varus Geisel hat.

Hermann.

Thusnelden meinest du, durch die, an Geisels statt, Der knechtische Segest die Deutschen Rom verpfåndet, Der seiner Jugend Ruhm im spåten Alter schåndet. Ach! der Verråther hat die mir versprochne Braut, Als unsrer Knechtschaft Pfand, den Feinden anvertraut. Doch, wo die Götter nur es diesem Arm erlauben, Will ich sie heute noch aus ihren Hånden rauben. Ich will sie wiedersehn: wo nicht, so will ich ihn, Der sie verrathen hat, dafür zur Strafe ziehn.

Komm! willst du langsam seyn, fürs Vaterland zu streiten,

Wenn alle hurtig sind, die Waffen zu bereiten ?

Slavius.

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