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Dusch

Kaum reicht das Leben zu, das Wichtigste zu denken :
Und du verschwendest es in müßigen Gezånken?
Ach! geiße mit der Zeit! hinweg die Gauckelein!
Wie Simson, faß den Grund, und reiß die Sâu;
len ein.

Der Thurm, um dessen Stirn umsonst die Winde
kriegen,

Wird, wenn der Grundstein weicht, von selbst zu
Boden liegen.

Der Lehrer des Korans, mit viel Gelehrsamkeit,
Durch manchen Schweiß erkauft, und Kosten vieler
Zeit,

Uebt über jeden Sah die schwindelnden Gedanken,
Morüber Alis Sect”, und Omars Schüler zanken,
Wie viel verlorne Müh, unnüglich angewandt,
Eh' er von Sah zu Sah ihr Lehrgebäu verstand!
Wer hat denn Zeit genug, umsonst sich zu ermüden?
Ein Blick bis auf den Grund, so ist der Streit ent
schieden.

Wenn Mahomet nichts mehr, als ein Betrüger war,
Wer streitet um den Traum den Mahomet gebahr?

Such dich in keinem Streit vergebens abzumatten, Dring gleich auf deinen Feind, und ringe nicht mit Schatten.

Brauch deine Augen selbst; nimm nichts auf Glaus
ben an,

Den Dienst versage nie, den Beifall jedermann.
Denk alles, was du glaubst, noch zehnmal ernsthaft
über;

Eh du dich übereilst, steh still, und zweifle lieber,
Gieb keinem Vorurtheil des Alterthumes Plaz;
Der allerålteste ist oft der schwächste Sah,
Vom Irrthum oft erzeugt, vom Anschein angepriesen,
Geheiligt durch die Zeit, ob gleich noch nie erwiesen.
Durch Ansehn überschleirt der Irrthum den Betrug:
Daß ganz ein Volk so glaubt, sei dir nicht Grund

Am ersten zweifele da,
Bas nicht mit Gründen

genug: wo's schrecklich ist zu zweifeln; kann, das schüßt sich oft mit Teufeln.

Set

Seiteiner Secte Sklav, sa alt ihr Ursprung ist,
Er mag vom Zerduscht sein, er mag vom Trismegist.
Die Meinung und die Mod' ergreift, wie eine Seuche,
Ein Volk von Sohn auf Sohn, und erbt auf ganze
Reiche.

Im warmen Afrika mißfällt der Lappen Tracht;
Was in Paris gefällt, wird in Madrit verlacht:
Ein jeder nimmt da Lob, wo andre Lob verwegern?
Wie uns der Neger scheint, so scheinen wir den
Negern, *)

Weil ein Chineser glaubt, ein kleiner Fuß sei
schön,

So kann sein armes Weib nicht ohne Straucheln gehn.
In Windeln bildet er des zarten Kindes Füße,
Gleichgültig, ob es einst am Stecken kriechen müsse.
Dem krummen Volke schien ein schlanker Gulliver
So fremd und ungestalt, wie uns ein Bucklichter.
So afft uns oft der Wahn mit Lügen und Gestalten,
Die wir für die Natur, und für die Wahrheit hatten.
Der Lehrer nahm sie an, gestüßet auf ein Nichts.
Der Schüler fand Beweis, dies Wort, mein Lehrer
sprichts.

Der Vater läßt dem Sohn ein erbliches Vermögen,
Den Glauben und sein Gold, den Irrthum und den
Segen.

So wuchs der Wahn, und nahm bald ganze Völker
ein :

So wächst ein kleiner Bach, und wird zuleßt der
Rhein.

So ziehen Asien die Afrikaner Küsten,

Europa, Muselmanns, Barbaren oder Christen:
Bis hie und dort ein Kopf, der etwas heller sieht,
Was eigenes erfinnt, und Schüler an sich zieht.

Ein

Je ne fuis pas furpris que les Negres peignent le Dia-
ble d'une blancheur eblouiffante et leurs Dieux noirs
comme du Charbon. Lett. Perf.

Dusch.

Dusch. Ein jeder fået dann der Meinung Saamen,
Und Secten keimen draus, benannt mit seinem
Namén.

Bei der ist Epikur, bei dieser Plato Gott;

Bald wohnt die Wahrheit nur beim Thomas, bald
beim Scot:

Du aber bettle nicht, nimm nichts vom Demokriten,
Vom Plato, Epikur, Eleer, Stagiriten,

Vom Newton, vom Cartes, vom Wolf unüberlegt
Für wichtig, was sie oft nach Nothdurft ausgeprägt.
Doch sei der Biene gleich, und nimm aus allen
Schriften:

Der Weisheit Honig liegt oft nahe bei den Giften.
Sei furchtsam, doch ein Mann, der nie auf Glaus
ben irrt,

Moch menschliche Vernunft zu Gottes machen wird;
Der sich im Grübeln nie aus seinem Kreis entfernet
Und alles zum Gebrauch, nichts blos aus Neugier
lernet.

Arbeite dich im Schwall der Meinungen hervor; Ergreif den nächsten Fels, und steig am Strand empor,

Eh dich die hohe Fluth, ergriffen von den Wogen,
Ins uferlose Meer hülflos hinabgezogen.

Umsonst irrt da dein Aug, umsonst suchst du den
Strand,

Und peitschest Wellen fort, und siehest nirgend Land.

Versuche, übe stets die Stärke deiner Flügel;
Streich erst am Boden hin, dann schwinge dich zum
Hügel:

Gewohnheit machet kühn, durch Kühnheit wächst
Begier;

Dann siehest du zuleht Gebürge unter dir,
Die tråge Reisende, noch ungeübt im Wandern,
Kleinmüthig vor sich sehn, und eines auf dem andern.
Hat nicht der Jüngling schon mit unermüdtem Fleiß
Den jungen Geist geübt, wie tindisch denkt der Greis,

Der

Der so die Fertigkeit im Denken zu erwerben,
Den Jahren vorbehålt, wo schon die Kräfte sterben,
Lehnt sich mit grauem Bärt dem Gångelwagen an,
Uud lernet dann erst gehn, wenn gar kein Fuß mehr
tann. *)

Allein die Uebung ists, die uns zu Höhen leitet,
Bohin der halbe Mensch, der Pabel, niemals
schreitet.

Zwar unterschieden ist an Stärke das Genie;
Am Engel gränzt es hier, und dort zunächst am

Vieh:

Doch Stufen, die durch Geist Aristotel's betra;
ten,

Erreichen oft durch Fleiß auch schwache Xenocratent
Und selbst der große Geist, mit dem ein Newton

rieth,

Was långkt nach seiner Zeit der Maaßstab erst ent: schied, **)

Wird durch die Muße schwach: die Kraft flieht unge; brauchet,

Mie Wein den Geist verliert, und unbesorgt vers rauchet.

Du siehest, daß ein Bauer, ein Schiffer, ein

Soldat,

Bei harter Mühsamkeit die stårksten Glieder hat,

Benn

*) To set about acquiring the habits of meditation and ftudy late in Life, is like getting in to a go-cart with a grey beard, and learning to walk when we have lost the ufe of our feet, Bolingbroke.

*) Llewton schloß aus dem Umschwung der Erde, daß fie an den Polen zusammen gedrückt, und also keine volls kommen runde Kugel wäre. Die nachmaligen Ausmessungen der Französen haben gewiesen, daß Newton sich nicht geitret hatte.

Dusch.

Dusch.

Wenn ein Verzårtelter vor jedem Lüftchen bebet,
Und kaum in Müssiggang durch Kunst der Aerzte
lebet?

Bei jenen stärken das Ruder, und der Pflug,
Wenn er sein Feld zerriß, wenn er die Wogen
schlug,

Den Magen zu der Kost voll grober Nahrungssåfte:
Sie drang in jedes Glied, und gab den Nerven

So stärkt auch Fleiß

Kräfte:

den Geist; die Uebung leh
ret ihn

Zu fassen, was vorher zu hoch für Menschen schien.
Durch einerlei Gesetz erhält Gott seine Werke;
Die Arbeit giebt dem Leib, und giebt der Seelen

Stärke.

Flich denn die Uebung nicht, zu stolz auf den
Genie,

Und bilde dir nicht ein, der Geist erseße sie.
Gedankenlosigkeit, der Seelen Hektik, zehret

Den Geist so langsam aus, wie sie den Leib zer;

stdret.

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